Die Hype im das Selbermachen von Dingen – auch Do-It-Yourself genannt – hält an. Dafür sorgt sicherlich nicht nur die Tatsache, dass wir Menschen in einer zunehmen digitalisierten und entfremdeten Welt wieder die Dinge spüren, sie anfassen, sie machen – uns selbst ermächtigen wollen. Viele verbinden mit Bewegungen wie der des Open-Source- und -Hardware auch die Vorstellung von einer Welt, in der die Menschen nicht mehr im Fangnetz der fremdbestimmten Massenproduktion gefangen sind. Sie träumen von einer Welt, in der wir zunehmen autark sein können, weil wir uns die Dinge des täglichen Bedarfs selbt bauen können.
Ein Ansatz, der in diese Richtung geht sind die so genannten Fab Labs – auch wenn er eigentlich vor allem für die Menschen in den so genannten Entwicklungsländern gedacht ist, bei denen der Bedarf an selbst gebauten Dingen sicherlich wesentlich größer ist als hier (man denke da beispielsweise an so Dinge wie Ersatzbauteile oder Prothesen). In ihnen sollen – für jedermann frei zugänglich – 3D-Drucker, Laser-Cutter, Fräsen und allerlei andere Geräte zur Verfügung stehen, mit denen sich in gewohnt hoher Qualität Einzelproduktionen bewerkstelligen lassen.
Gesteuert werden diese Geräte in der Regel von digitalen Daten – CAD-Daten genauer gesagt. Da wiederum liegt wohl auch die Krux – oder sagen wir besser: die Herausforderung. Die Designs von Bauteilen, Möbeln, Prothesen und was man sich so vorstellen kann, liegt natürlich oft bei eben den klassischen Herstellern von Massengütern, von denen man sich ja nun gerade unabhängig machen möchte. Nicht jeder Mensch ist wiederum der geborene Prosumer (Kombination von „Consumer“ und „Produser“) und handhabt spielend leicht CAD-Programme.
Umso sinnvoller ist es also, Programme auf Open-Source-Basis bereit zu stellen, mit deren Hilfe auch Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller gewünschte Gegenstände passgenau und maßgerecht gestalten kann. Zwei Neu Seeländer haben sich nun genau dies vorgenommen: Greg Saul ist Designer, Programmierer und Gastforscher beim JST ERATO Design UI Projekt in Tokio (www.designinterface.jp/en). Tiago Rorke ist Teaching Fellow an der Victoria Universität in Wellington, Neu Seeland (www.victoria.ac.nz).
Sie haben auf der Crowd-Funding-Plattform Kickstarter.com nun ein Projekt gestartet, in dessen Rahmen sie zum einen eine Open-Source-Software namens „Sketch Chair“ (weiter) entwickeln wollen, mit deren Hilfe jeder über ein zweidimensionales Interface dreidimensionale Gegenstände – wie beispielsweise Stühle – planen und skizzieren kann. Zum anderen planen sie auch den Aufbau einer Community, in der die Mitglieder ihre Konstruktionspläne tauschen und weiterbearbeiten können.
Das Prinzip von Kickstarter: Jeder kann dort ein Projekt ausschreiben und über Bilder, Texte und Videos möglichst viele Menschen von der Sache überzeugen. Diese sollen dann spenden bis das von den Projektmachern prognostizierte Startkapital zusammen gekommen ist. Lässt sich diese Summe nicht zusammen bringen, „stirbt“ das Projekt – jeder, der bis dahin was spenden wollte, behält sein Geld. Kommen genug zusammen, werden die jeweiligen Spendenbeträge der Community-Mitglieder transfertiert. Im Falls von „Sketch Chair“ sind bereits über 16.000 Dollar zusammen gekommen (Stand 12. April 2011). Wer also überzeugt ist, dass das eine wirklich gute Sache ist, sollte sich anmelden und seinen Teil dazu beitragen 😉
Weitere Infos zu „Sketch Chair“ gibt es auch unter www.sketchchair.cc
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