Kampagne für artgerechte Tierhaltung von Milchkühen: Kuh+Du

Warum leiden Milchkühe?

Warum leiden Milchkühe genauso wie Legehennen? Die Kampagne KUH+DU! soll aufklären.

Was Milchkühe wollen und was sie bekommen

Rund 9 Monate ist eine Kuh schwanger – und damit genauso lange wie menschliche Mütter. Ihr Kälbchen ist hingegen schon nach 6 Monaten selbständig, während wir Menschen dazu 20 Jahre und mehr brauchen. Bis es soweit ist, trinkt ein Kälbchen etwa 6 bis12 Liter pro Tag, um satt zu werden. Eine „ordentliche“ Milchkuh „produziert“ heutzutage aber bis zu 40 Liter Milch und versorgt damit 22 Konsumenten mit ihrer Milch.

Für so viel erzwungener Fürsorge und Hilfsbereitschaft sollte der Kuh eigentlich etwas Dankbarkeit gezeigt werden. Eigentlich. Doch die meisten von ihnen stehen ihr Leben lang eng zusammen gepfercht im Stall und leiden an Krankheiten, die durch ihre übertriebene Milchproduktion hervorgerufen werden.

Von frischem Wind, blauem Himmel, grünen Wiesen und selbst gerupftem Gras können sie wahrscheinlich noch nicht mal träumen – sie haben das ja noch nie in ihrem elenden Leben kennen gelernt… Zumal dieses nur allzu kurz ist: Die durchschnittliche Lebensdauer einer deutschen Milchkuh liegt laut Welttierschutzgesellschaft nur noch bei einem Viertel ihrer natürlichen Lebenserwartung.

Warum leiden Milchkühe?Kampagne Kuh+Du

Warum leiden Milchkühe?

Warum leiden Milchkühe? Sind Bauern Sadisten? Nein, natürlich nicht. Sicherlich möchte keiner seinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass er Tiere wie Maschinen behandelt, sie quält und zu einem unwürdigen Dasein verdammt. Mal wieder ist es wohl die Struktur, das System, das den einzelnen scheinbar machtlos macht: Die niedrigen Dumping-Preise für Milch lassen den Bauern oftmals einfach keinen Spielraum. Das ist eine Antwort auf die Frage: Warum leiden Milchkühe?

Die Milchindustrie macht jedes Jahr über 20 Milliarden Euro Umsatz – und zwar unter anderem auch, in dem der Handel die Milchpreise immer weiter drückt. So kommt es, dass die Milchkühe immer höhere Leistungen bringen müssen: „Gab eine Kuh im Jahre 1970 noch durchschnittlich 3.500kg Milch pro Jahr, wird heutzutage eine Menge von 7.000 kg Milch gemolken“, berichtet die Welttierschutzgesellschaft.

Neue Gesetze müssen her

Wo gesetzliche Freiräume die Menschen und Tiere in die Enge treiben, weil schlichtweg das Recht des Stärkeren alle anderen unterdrückt, müssen gerechte Regeln her. „Ohne klar definierte Richtlinien wird die Kontrolle und Durchführung einer artgerechten Haltung von Milchkühen erschwert. Die Politik sollte diese Gesetzeslücke schließen und auf die Bedürfnisse der Tiere eingehen“, fordert Daniela Schrudde, Tierärztin bei der Welttierschutzgesellschaft.

Warum leiden Milchkühe?Kampagne: Kuh+Du

Und was machst Du?

Nun lautet ja die Standard-Ausrede für Gammelfleisch, Pestizide und tierquälerische Massentierhaltung, dass in Wahrheit die geizigen Verbraucher daran Schuld seien. Das stimmt so zwar nicht (man kann derzeit nämlich nicht erkennen, unter welchen Bedingungen ein Liter Milch „erzeugt“ wurde), doch drehen wir den Spieß einfach um: Fordern wir Verbraucher artgerechte Tierhaltung, indem wir nur diese Produkte kaufen.

Leichter gesagt als getan – zumindest derzeit. Doch die Welttierschutzgesellschaft arbeitet bereits an einem „Milchführer“, der Ende September erscheinen soll. „Damit wollen wir erreichen, dass die Konsumenten beim Milchkauf nicht nur auf den Preis achten, sondern auch darauf, unter welchen Bedingungen die Milchkühe gehalten werden“, so Bettina Praetorius, Geschäftsführerin der Welttierschutzgesellschaft. Weitere Infos sowie Infomaterial gibt es unter www.kuhplusdu.de

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

13 Kommentare

  • Die Kühe werden heute hauptsächlich in Laufställen gehalten, ein Anbindeverbot zwingt die kleinen Bauern zum aufgeben.
    Eine Kuh soll jedes Jahr ein Kalb bekommen, vor 100 000 Jahren bekamen sie ebenso jedes Jahr ein Kalb, auch heutige Wildtiere bekommen jedes Jahr Nachwuchs, das ist völlig natürlich.
    Der Mensch hat sich von der Natur entfernt (Antibabypille, Tötung im Mutterleib) und will diese tolle Errungenschaft auch auf die Tiere übertragen. Heute hält ein Milchbauer ca 50 Kühe, in den nächsten 20 Jahren wird sich der Durchschnittsbestand auf mindestens 100 Kühe verdoppeln, weil viele Hofnachfolger die Arbeit einfach nicht mehr machen wollen

  • Ich finde auch das das Massenapumpen nicht sein muss.. wenn Milch dann auch bitte keine Fettfreie, warum sollte man Milch mit 0,5% fett Produzieren ?!!! die gibts wirklich. Dann braucht mana uch gar keine milch trinken oder superlang haltbare milch son unsinn. Wer welche trinken möchte sollte eben Frischmilch wählen kein H-milch dazu muss doch keine Kuh der welt ihre milch hergeben nur weil wirs nich schaffen milch an 2 tagen aufzubrauchen wenn man welche möchte. Und diese rieseneuter angezüchtet muss auchnicht sein.Früer als ich klein war hatten die noch keine die aufn boden shclurten wenn es Melkzeit war. Kann mir keiner erzählen das es sein muss. Auch die ställe sind meistens zu klein und sie könnten auch wie gaz früher ganzes jahr draussen gehalten werden. Wenn milch und milchproudkte dann bewusst. Darauf achten und am bestens regional vom hof oder milchtankstelle im ort und nicht aus pusenmucel eingeflogen….. Und hört euch auf zu beschweren mehr als 30 cent will ich nich für die packung zahlen KEIN WUNDER das alles schlimmer wird! Billig produziert ist kein Artenschutz und gute haltung drinn. So blind kann doch keiner sein.

  • ihr habt doch alle ne macke!
    billig essen wollen wir alle!!
    hoffentlich geben kühe bald 15.000Liter/Laktation!
    Hörner ab is gut so, aber die genetischen züchtungen ermöglichen ja jetzt sowieso Hornlose Genetik!

    • Kälber enthornen? Echt ein schwacher Trost…

      Aber wenigstens in Schritten sollte sich was für die Tiere bessern.

      Ich finde es gibt keinen Grund Fleisch zu essen, der wirklich zieht. Es wird immer nur mit dem Willen argumentiert: „Ich will das aber!“ Und dann gleich beschimpft.

      Allerdings ist die Vegan-Fraktion auch nicht zimperlich. Wenn ich das manchmal lese, finde ich oft beide Seiten gruselig.

      • Ja, ich weiß auch nicht genau, warum dieses Thema so extrem zu Fronten führt. Aber ich finde dennoch, dass sich was in Sachen Tierhaltung ändern muss 😉

        • Das ist es. Was bringt es, wenn sich die Menschen die Köpfe einschlagen? Es gibt die die überhaupt nicht auf Fleisch verzichten wollen und die die am liebsten keinen Verzehr für alle fordern. Aber man muss doch erst mal überhaupt irgendwo beginnen. Sonst bleibt alles wie es war.

  • Die Worte „artgerecht“ und „Haltung“ schließen sich gegenseitig aus.
    Wie kann es „artgerecht“ oder „natürlich“ sein, der „angeborenen Verhaltensweise“ oder „artspezifischen Bedürfnissen“ entsprechen, einer Mutter ihr Kind wegzunehmen?

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