Einkaufen im Supermarkt – nichts alltäglicher als das, oder? Ja, leider muss man fast schon sagen. Denn die sechs größten Supermarktketten verfügen mittlerweile über einen Marktanteil von rund 90 Prozent, berichtet die Supermarkt-Initiative, Bündnis aus 19 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Umwelt und bäuerliche Landwirtschaft sowie Gewerkschaften. Angesichts dieser hohen Marktkonzentration fordert sie, dass soziale und ökologische Standards in der Supermarkt-Lieferkette eingehalten werden. Außerdem verlangt sie eine umfassende Prüfung der Einkaufsmacht der Supermarktketten durch das Bundeskartellamt.
„Die Supermarktketten haben ihre Marktmacht in den vergangenen Jahren stark ausgebaut“, berichtet Marita Wiggerthale, Handelsexpertin bei Oxfam Deutschland. 1999 habe es noch acht große Supermarktketten in Deutschland gegeben, die gemeinsam über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügten. Heute beherrschen die sechs größten Supermarktketten Edeka, die Schwarz-Gruppe, Aldi, Rewe, Tengelmann und Metro rund 90 Prozent des Marktes.
Preisdruck wird in Lieferkette weitergereicht
Je höher der Marktanteil der wenigen verbleibenden Supermarktketten, umso mehr können sie natürlich auch die Lieferanten unter Druck setzen. „Die Supermärkte setzen ihre Einkaufsmacht massiv dazu ein, die Lieferanten im Preis zu drücken. Der aggressive Preiskampf wird auf dem Rücken der ArbeiterInnen ausgetragen, die in Entwicklungsländern die Güter produzieren. Bereits jetzt führt der Preisdruck dazu, dass Arbeits- und Menschenrechte verletzt werden“, so Wiggerthale.
Mit der steigenden Marktkonzentration nehmen auch die Abhängigkeit der Lieferanten sowie unfaire Einkaufspraktiken zu. „Listungsgebühren und Regalmieten sind gang und gäbe im Lebensmitteleinzelhandel“, sagt Micha Heilmann, Leiter der Rechtsabteilung bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Um zusätzliche Marktanteile zu gewinnen, müssten Lieferanten und Produzenten ihre Preise senken und unfaire Konditionen akzeptieren. Außerdem bleibe beim aggressiven Preiskampf die Qualität immer mehr auf der Strecke. „Bei Lebensmitteln bestimmt in den letzten Jahren immer seltener die Qualität den Preis, sondern der Preis die Qualität“, sagt Heilmann.
Auch Arbeitsrechte in Deutschland oft missachtet
„Der Verdrängungswettbewerb und der Preiskampf schadet auch den ArbeitnehmerInnen. Niedriglohn- und Minijobs verdrängen normale Arbeitsverhältnisse“, kritisiert Uwe Wötzel, Arbeitsrechtsexperte bei ver.di. Extremer Leistungsdruck und Bespitzelung seien keine Seltenheit. Grundlegende Arbeitsrechte von Beschäftigten würden häufig missachtet und das Organisationsrecht von ArbeitnehmervertreterInnen werde behindert.
Die Supermarkt-Initiative wendet sich mit ihren Forderungen an die Mitglieder des Bundestags und die Bundesregierung sowie an die Supermarktketten selbst. Die Bundesregierung müsse die ArbeitnehmerInnen, bäuerlichen Produzenten und Lieferanten in Deutschland, in der EU und in den Entwicklungsländern sowie die VerbraucherInnen vor jeglichem Missbrauch der Einkaufsmacht schützen.
Infos: www.supermarktmacht.de.
Die „Supermarkt-Initiative“ wird von folgenden Organisationen unterstützt:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Buko Agrarkoordination, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Christliche Initiative Romero (CIR), FIAN Deutschland (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk), Forum Umwelt & Entwicklung, Kampagne für Saubere Kleidung, Germanwatch, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Industriegewerkschaft Agrar Bauen Umwelt (IG BAU), INKOTA, Misereor, Oxfam Deutschland, PAN Deutschland (Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland), SÜDWIND-Institut, TERRE DE FEMMES, Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft (ver.di), Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED), Weltladen-Dachverband
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