Ja, wir wissen gar nicht so genau, wie wir mit »unseren« Schulden hinterher kommen sollen. Seit Jahren haben wir über unsere Verhältnisse gelebt, erklären uns unsere Politiker. Wirklich? Haben wir das? Und wer sind »wir«? Ein Blick auf die Schuldenuhr macht Angst. Ein Blick auf die Reichtumsuhr wütend.
In rasender Geschwindigkeit ticken da die Euros an uns vorbei. Die Reichtumsuhr der Initiative »Vermögenssteuer jetzt!« will uns vor Augen führen: Nicht nur die Schulden türmen sich in Deutschland (und Europa und der ganzen Welt) immer schneller auf, sondern auch die Vermögen.
Das reichste 10 Prozent besitzt 62 Prozent des Vermögens in Deutschland. Heißt das also, dass in unserem System schlicht und ergreifend »nur« die Ausgaben- nicht mit der Einnahmenseite überein stimmt? Die Initiative sagt: Ja! Und fordert die Regierung auf, endlich für eine gerechte Steuer- und Lastenverteilung zu sorgen.
Übrigens: Diese Forderung müssen wir nicht nur einigen wenigen Reichen überlassen. Wir können auch selbst aktiv werden. Denn die Initiative fordert alle, die ebenso denken, dazu auf, Unterschriften zu sammeln. Auf der Website der Organisation kann man entsprechende Listen und auch Flyer herunter laden.
Weitere Infos gibt es unter: www.vermoegensteuerjetzt.de/topic/17.reichtumsuhr.html
In der letzten OYA las ich, dass 20% der Bevölkerung in Deutschland 80% der Vermögenswerte besitzen.
Bei Künstlern liegt der Fall ähnlich. 20% verdienen sehr gutes Geld, während sich die anderen 80% mit den Krümeln des letzten Viertels begnügen müssen.
In Firmen ist es oft so, dass 20% der Produkte 80% des Umsatzes ausmachen.
Dieses ist zwar kein Naturgesetz, aber diese Erscheinung taucht immer wieder auf. Der italienische Ökonom Vilfredo Pareto hat das in seiner nach ihm genannten Pareto – Verteilung mal in Formeln gepackt.
Ich gehe daher mit dem ganzen Thema Reichtum und Besitz sehr entspannt um. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass wir immer wieder eine Neiddebatte führen. Aber ist es nicht auch so, dass die 80% mit ihrer Arbeitsleistung und Konsum den Reichtum der oberen 20% erwirtschaften? Wer zwingt mich für ein Großkonzern zu arbeiten oder dessen Produkte zu kaufen? Ohne Kunden und Arbeitnehmer sehen die ziemlich alt aus. ((Anmerk. 25 Mio. Menschen (Nettosteuerzahler) erwirtschaften in D das Vermögen für den Rest der Bevölkerung (81 Mio.) – sowohl für die oberen Zehntausend, als auch für die Sozialgeldempfänger, Hochschulangestellte, Polizisten, Soldaten, Politiker, etc.)
Mir ist es lieber, dass wir uns als freie Bürger begegnen – trotz unserer Unterschiede. Denn wir sind nicht alle gleich und Neid und Überheblichkeit stehen uns nicht gut zu Gesicht. Der Sozialismus ist gescheitert, der brutale Kapitalismus ist nicht die Lösung. Zur Zeit scheint mir ein sozialer Kapitalismus mit einer hohen Eigen- Verantwortung jedes Bürgers eine gute Möglichkeit, um die Zivilisation nach vorn zu bringen vorteilhaft.
Hallo Enrico, danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Allerdings finde ich das Argument mit dem Neid immer etwas dürftig, Ich bin zum Beispiel kein bisschen neidisch – und dennoch finde ich es nicht nur unfair, sondern auch gefährlich, wenn die Unterschiede zwischen Arm und Reich zunehmen. Denn wenn die Menschen nicht mehr das Gefühl haben, dass es gerecht zu geht (wenn zum Beispiel ein Spekulant das 800-fache einer Krankenschwester verdient) kommt es zu sozialen Unruhen. Soziale Gerechtigkeit ist einer der wichtigsten Faktoren für Frieden. Zudem halte ich es für zynisch (auch wenn ich weiß, dass Du das nicht gemeint hast!!!) zu sagen, die über eine Milliarde Menschen auf dieser Welt, die nicht mehr als eine Schale Reis am Tag zu essen haben, seien einfach nur neidisch… Nein, unser System funktioniert so nicht, das sieht man an allen Ecken und Enden (auch Stichwort Umweltschutz, endliche Ressourcen etc.). Das Positive: Es gibt auch eine zunehmende, weltweite Bewegung für mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Das macht mich sehr froh und optimistisch. Und ich glaube nicht, dass auch nur ein einziger da aus Neid mitmacht… (für Viele geht es eben auch um’s nackte Überleben). Der Glaube, dass wir unsere Welt immer noch ein Stückchen besser machen können, lebt. Und das ist etwas Tolles. Auch wenn man dafür hin und wieder auch mal mit dem Finger auf etwas zeigen muss. Aber ich weiß: Du gehörst eigentlich dazu 😉 lg, ilona