Filmkritik nach 9/11

Angesichts von Ausnahmezuständen, Irakkrieg, Globalisierung sowie neuer alter Klassenkonflikte erleben politische Filme eine Renaissance.

Die 54. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen fragen nun in zehn Filmprogrammen unter dem Titel „Grenzgänger und Unruhestifter“, kuratiert von Sherry Millner und Ernest Larsen (USA) und Madeleine Bernstorff (Deutschland), ob und wie sich der politische (kurze) Film im Lauf der Geschichte verändert hat: Gibt es eine neue Generation politischer Filmemacher? Wie sehen ihre Filme aus? Unterscheiden sich die ästhetischen Strategien des filmischen Widerstands?

Wie hat sich die Welt seit 9/11 verändert?

„Die Welt hat sich seit 9/11 verändert: Die USA sind die einzig verbliebene Supermacht, Besatzungsmacht im Irak, Afghanistan, in Guantanamo, täglich wird uns die Globalisierung um die Ohren geschlagen _ unsere Frage war, ob und wie Filmemacher auf diese Situation heute reagieren, und so sind auch knapp die Hälfte der Filme im Programm Produktionen aus den letzten Jahren.

Wir wollen Filme zeigen, die sich jeder schnellen Klassifizierung widersetzen, die Grenzen übertreten, konventionelle Vorstellungen von Fakt und Fiktion, dokumentarisch oder experimentell durcheinander bringen – ein Programm, das an unserer seit 9/11 festgefahrenen Weltsicht rüttelt“, so Kurator Ernest Larsen.

Grenzgänger und Unruhestifter

„Grenzgänger und Unruhestifter“ umfasst mehr als 60 Filme, die zusammen über 100 Jahre Filmgeschichte abdecken, vom Pathé-Beitrag La Grève des bonnes von 1906 bis zu DeeDee Hallecks und Deep Dishs Performance-Dokument Church of Stop Shopping Confronts Gentrification von 2008.

Das Programm ist thematisch strukturiert, unter anderem mit Kapiteln zu Müll, Kapitalverbrechen, Performance als politischer Intervention, kollektivem Widerstand, zu den mexikanischen Super-Ocheros – einer Bewegung, die auf die gewalttätige Unterdrückung des politischen Widerstands und die Zensur in Mexiko nach 1968 reagierte – und natürlich einem Kapitel zu Filmen, die in Oberhausen liefen – oder auch nicht liefen.

54. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 1.-6. Mai 2008

Bildquelle: Oberhausener Filmtage

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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