Gerade lässt sich Angela im nicht allzu kleinen Schwarzen einen so genannten Freiheitspreis verleihen, da offenbaren sich ganz andere Seiten einer Politik, die sie nicht zuletzt mit definiert: Laut medico international und attac drängt die EU afrikanische Länder zu Handelsbeziehungen, die die Armut und das Leid dieser Länder verschärfen. Von Freiheit – beispielsweise der freien Wahl von Exportsteuern oder Gesetzen zu Investitionsmöglichkeiten – also keine Rede, solange es um unsere Bequemlichkeit und unseren Wohlstand geht. Da schütteln sich Obama und Merkel gerne einträchtig die Hände.

Denn während sich in der Bevölkerung so langsam aber sicher die Erkenntnis breit macht, dass das Dogma des unendlichen Wirtschaftswachstums nicht sinnvoll sein kann – ja sogar schädlich – und sich bereits etliche Wissenschaftler über Postwachstumstheorien den Kopf zerbrechen, halten die Politiker anscheinen gnadenlos am neoliberalen Weltwirtschaftskonzept fest. Dabei verbrauchen wir in Europa ohnehin schon viel mehr natürliche Ressourcen, als uns aufgrund unserer Länder zur Verfügung steht. Das ist ungerecht, aber das stört die „Freiheitkämpferin“ Angela Merkel nicht. Sie stemmt sich anscheinend jedenfalls nicht dagegen, wenn die EU vornehmlich afrikanische Länder im Zusammenhang mit ihrer „Entwicklungshilfe“ dazu zwingt, ihre Rohstoffmärkte zu liberalisieren und ausländische Direktinvestitionen zuzulassen.

Sicher sind derlei imperiale Vorgaben nur ein Baustein, der für Hunger, Leid und vermeidbare Krankheiten sorgen. Sicher könnte Europa mit einem Verzicht auf solche unterdrückerischen Handelsbeziehungen allein den Menschen in Afrika nicht komplett helfen. Dazu ist zum Beispiel auch eine solidarisches, zivilgesellschaftliches Engagement in den Ländern selbst notwendig. Aber es ist doch der Teil, den wir leisten könnten – würden wir es mit unserer Freiheitsliebe – und die schließt meines Erachtens Fairness und Gerechtigkeit mit ein – wirklich ernst meinen.

„Die Produktions- und Lebensweise der Industrienationen ist nicht gerechtigkeitsfähig“, lautet jedenfalls das Fazit von medico international. „Während die EU mit der Rohstoffinitiative die hemmungslose Ausbeutung der letzten Ressourcen betreibt, sollte ihr Ziel eigentlich die Reduzierung unseres übermäßigen Ressourcenverbrauchs und die Förderung eines gerechten globalen Systems zur nachhaltigen Nutzung der weltweiten Ressourcen sein“, so heißt es auf der Website weiter.

„Why“ – ein Plakat von medico international, mit dem ihr nicht nur auf das Problem aufmerksam machen könnt, dass täglich viele Menschen an den Außengrenzen Europas sterben, sondern die Arbeit der Organisation auch finanziell unterstützen könnt. Bestellen könnt ihr das Plakat im Online-Shop

Was wir also nun tun sollen? Auf jeden Fall könnt ihr euch bei der Kampagne von medico und attac beteiligen und eine Protest-Email an Carel de Gucht, den EU-Handelskommissar schicken. Außerdem stellt medico kostenlos Informationsmaterial wie Flyer, Aufkleber, Plakate und eine 44-seitige Broschüre mit dem Titel „Fluchtursache Reichtum – Rohstoffhandel und Migration in Westafrika“, die erläutert, wie gerade der Reichtum an Bodenschätzen in einem Land für Armut und Ausbeutung sorgt. Die Broschüre kann man übrigens auch als PDF herunterladen (via issuu.com).

P.S. Übrigens sterben Jahr für Jahr Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU – im Mittelmeer bisher knapp 13.000 lau Fortess Europa, die Dunkelziffer liegt jedoch bei über 20.000. Wie Europa dieses Problem lösen soll? Unsere Politiker verweisen – wenn die Sprache darauf kommt, dass sich Europa zu sehr abschottet – gerne darauf, dass wir nicht die Flüchtlinge aufnehmen, sondern in den Ländern selbst für gute Chancen sorgen sollen. Wie scheinheilig ist das, wenn die EU gleichzeitig auf die von medico und attac beschriebenen Handels“beziehungen“ drängt?