Freiheit für die Heide

Vor 17 Jahren gründete sich die Bürgerinitiative FREIeHEIDe. Ihr Ziel: sie wollte die militärische Nutzung eines ehemaligen Truppenübungsplatz der sowjetischen Armee 100 km nordwestlich von Berlin durch die Bundeswehr verhindern.

„Das Gelände zwischen Wittstock, Rheinsberg und Neuruppin wurde nach 1950 vom sowjetischen Militär schrittweise besetzt, die Eigentümer zwangsenteignet, ein Artillerieschießplatz und Bombenabwurfplatz eingerichtet … Im persönlichen Erleben der Menschen in der Nachbarschaft ging der 2. Weltkrieg praktisch noch Jahrzehnte weiter“, schreibt die Initiative auf ihrer Website – und organisierte diverse, friedliche Protestaktionen, wie beispielsweise einen Protestmarsch, der jahrelang am Ostermontag statt fand.

Nun hat Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) den Verzicht auf die Nutzung als Luft- und Bodenschießplatz erklärt. Das Gelände ist weiterhin Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und laut FREIeHEIDe immer noch stark mit Altlasten belastet – aber für die Region rund um den Platz kann wohl nun neu geplant werden.

Ein erfreulicher Erfolg – der sicherlich auch dem Umstand zu verdanken ist, dass es hier nicht nur um den friedlichen Protest von Pazifisten ging, sondern dass hierbei auch mit wirtschaftlichen Einbußen argumentiert werden konnte (tieffliegende Kampfflugzeuge fördern den Tourismus beispielsweise nicht gerade). Das darf jedoch nicht davon ablenken, dass sich Deutschland (im Schatten der EU) in seiner Militärstrategie nach wie vor in eine beunruhigende Richtung zu entwickeln scheint.

Im Konkreten zwar ein bisschen veraltet, aber im Allgemeinen wohl in der Einschätzung nach wie vor nicht falsch, schreibt FREIeHEIDe auf ihrer Website: „Während Deutschland außenpolitisch für (eine) friedliche Konfliktlösung (Irak) eintritt, werden verteidigungspolitisch neue Aufrüstungsziele gesteckt: Die Umstrukturierung der Bundeswehr von einer defensiven Verteidigungsarmee in eine Interventionsarmee, die die vitalen Interessen Deutschlands bei internationalen Konflikten zu sichern hat, soll mit dem Bombodrom Wittstock einen entscheidenden Schwerpunkt erhalten“. Fragt sich nun also nur noch, welche Ausweichstrategien es gibt.

Weitere Infos: www.freie-heide.de

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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