Während sich die Politiker noch über Sinn und Zweck der so genannten „Reichensteuer“ streiten und ängstlich auf die Wählerstimmen schielen – werden „die Reichen“ mittlerweile einfach selbst aktiv: vorgestern stellte sich die Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe der Öffentlichkeit vor. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Menschen, die durch Erbschaft, Arbeit, erfolgreiches Unternehmertum oder Kapitalanlage zu einem Vermögen von 500.000 Euro gekommen ist und die meint:
Wir fordern eine Vermögensabgabe ab einem Gesamtvermögen von 500.000 Euro. Die Höhe soll in den Jahre 2009 und 2010 jeweils fünf Prozent betragen. Als Vermögen zählen das Geldvermögen, Geschäftsvermögen sowie Immobilien etc. abzüglich möglicher Schulden. Für Betriebsvermögen soll ein höherer Freibetrag von 3 Mio. Euro gelten.
Allerdings soll die Vermögenssteuer zweckgebunden sein. „Die Einnahmen sollen in die Bereiche Ökologie, Bildung und Soziales investiert werden. Sie dürfen nicht zum Stopfen allgemeiner Haushaltslöcher gebraucht werden“, fordert die Initiative – beispielsweise sollen damit die Hartz IV und BaFöG-Sätze erhöht , die erneuerbare Energiegewinnung gefördert und mehr Bildungs- und Pflegepersonal eingestellt werden. Entstanden ist die Idee bei einer Tagung der Bewegungsstiftung (wir berichteten bereits „Sind Sie ein Bewegungsstifter?“).
Noch sind es anscheinend „nur“ über 20 Vermögende, die dies fordern. Nun geht es natürlich darum, der Initiative Kraft zu verleihen, indem sich immer mehr Vermögende diesen Forderungen anschließen. Deshalb ist jeder, der 500.000 Euro und mehr sein eigen nennt, dazu aufgefordert, sich einzutragen (geht online über die Website) und somit die Bewegung zu unterstützen.
Weitere Infos: www.appell-vermoegensabgabe.de
Lieber Veith, vielen Dank für Deinen Kommentar. Das stimmt. In letzter Zeit habe ich ein paar Bücher gelesen, die mich immer mehr über diesen ganzen Geld-anhäuft-Wahn zweifeln lassen (u.a. mal wieder „Haben oder sein“ von Erich Fromm, „Die Kunst, frei zu sein“ von Tom Hidgkinson und noch ein paar andere). Und eigentlich muss man es doch sogar umkehren: Je mehr wir haben, desto unfreier sind wird. Im Grunde genommen müssten wir somit sogar darauf hin arbeiten, mit möglichst wenig auszukommen. Sein und nicht haben!
Natürlich darf es auf keinen Fall sein, dass in so einem reichen Land wie Deutschland Menschen hungern! Aber dieser ganze Kampf um’s Geld… Manchmal denke ich: die armen Hunde von Managern, die den Hals nicht voll genug kriegen. Die verpassen ihr ganzes Leben bzw. den Sinn und Zweck ihres Daseins.
Natürlich kann auch ich mich nicht frei machen von der Angst (dem Wunsch nach Sicherheit) und deshalb gehöre ich natürlich auch zu den Menschen, die sammeln und besitzen etc. Aber von Zeit zu Zeit sich und seine „Gewohnheiten“ infrage zu stellen, ist doch ungemein wichtig und hilfreich.
Es gibt ja so einen Allgemeinplatz, dass – wer wenig hat – oft großzügiger ist, als die, die viel haben. Vielleicht stimmt das, wer weiß: vielleicht hat man, je mehr man besitzt, umso mehr Angst was zu verlieren. Wenn dem so ist (und ich meine, es deutet einiges darauf hin), dann kann ich nur sagen, dass ich die Initiative mit umso mehr Respekt ansehe!
Hallo!
Es ist fraglich, was der Appell der „Millionäre“ bewirken und ob er sich letztlich auch juristisch durchsetzen wird. Wichtig ist aber das Zeichen, dass von ihm ausgeht. Wobei es wohl grundsätzlich leichter ist, auf etwas zu verzichten was man über hat, als das zu bekommen was einem fehlt.
Ich halte das Signal trotzdem für wichtig und gut, denn es fördert die Hoffnung, dass auch die Besitzenden wissen, dass sie Geld am Ende nicht glücklich macht. Die Krise zeigt außerdem, das aus einem Besitzenden sehr schnell ein Besitzloser werden kann. Es klingt naiv, da alle nur dem Geld hinterher rennen, doch uns allen tut es gut, nach den Werten zu suchen, die in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen sind. Es hängt viel davon ab, ob wir sie finden.
Nibiru
Ich gehöre zwar nicht zu den Einkommenmillionären, aber mein laufendes Einkommen beträgt weit mehr als ich
konsumiere oder auch konsumieren kann. Ich verstehe nicht warum ich immer mehr akkumulieren soll. In dieser
„liberalen“ Gesellschaft scheint dies aber das oberste Gebot zu sein. Ich danke für diese Initiative.
Ich würde mich über weitere Informationen freuen. Gruß V.B.