Der Kampf gegen Korruption, Bestechung und unzulässige Einflussnahme lohnt sich – das hätten sich Leser dieses Blogs wahrscheinlich auch schon vorher gedacht. Aber der jährliche „Global Corruption Report 2009“ der Antikorruptionsorganisation Transparency International, dessen Schwerpunktthema in diesem Jahr die Privatwirtschaft ist, belegt dies nun noch einmal mehr: das enorme Ausmaß globaler Korruption führt zu immensen Kosten und verhindert eine nachhaltige Entwicklung.
Nicht nur dass korrupte Praktiken den fairen Wettbewerb untergraben, wirtschaftliches Wachstum hemmen und so letztlich sogar die Existenz der Unternehmen gefährden – Korruption führt, so das Ergebnis des Berichts, auch zu einer sinkenden Arbeitsmoral und einem Vertrauensverlust bei Kunden und Geschäftspartnern. Gleichzeitig steigen die Risiken, erwischt zu werden; so sollen Unternehmen wegen korrupter Praktiken allein in den letzten zwei Jahren Milliarden an Bußgeldern gezahlt haben müssen.
Unternehmerische Integrität sichert Investitionen
“Eine Kultur unternehmerischer Integrität sichert Investitionen, steigert den Geschäftserfolg und fördert Stabilität. Insbesondere in einer Zeit, in der wir uns von einer historischen Krise erholen, muss Integrität gefördert werden“, meint Huguette Labelle, Vorsitzende von Transparency International.
Und trifft damit meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf: Egal mit welchen Menschen aus welchen Bereichen des Lebens ich in letzter Zeit gesprochen habe – sie alle haben die Nase gestrichen voll von leeren Versprechungen und Schummeleien bis hin zum Betrug. Die armen Rentner, die bei der Lehmann-Pleite ihre letzten Ersparnisse verloren haben, sind ein Sinnbild für das Gefühl vieler Menschen: Man bezweifelt, dass es überhaupt jemand gut mit einem meint (zumindest im Geschäftsleben) und wünscht sich dennoch die Zeiten herbei, in denen ein Handschlag noch galt.
Vielleicht ist es gerade deshalb wichtig, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Denn der bereits erwähnte Bericht kommt zu dem Schluss, dass dieses Misstrauen nicht unbegründet ist: Zahlreiche Fälle im Bericht dokumentieren, so Transparency International, wie Manager, Mehrheitsaktionäre und andere Wirtschaftsakteure die ihnen anvertraute Macht zu ihrem privaten Vorteil missbrauchen – zum Nachteil von Eigentümern, Investoren, Arbeitnehmern und der Gesellschaft insgesamt. Allein in Entwicklungs- und Transformationsländern sollen Unternehmen Bestechungszahlungen an korrupte Politiker und Regierungsbeamte leisten, die nach Schätzungen der Vereinten Nationen und der Weltbank jährlich bis zu vierzig Milliarden US-Dollar betragen!!
Unkenntnis über das Verbot von Auslandsbestechung
Dabei spielt Unkenntnis über das Verbot der Auslandsbestechung anscheinend eine große Rolle, wie Transparency International schreibt: „In Deutschland wurde 99 die OECD-Konvention zur Auslandsbestechung in nationales Recht umgesetzt. Aber erst mit dem Siemens-Skandal im Herbst 06 wurde eine breite Debatte in deutschen Unternehmen über Auslandsbestechung und Korruptionsprävention in Gang gesetzt. Seitdem hat sich bei vielen Unternehmen Einiges getan.
Dennoch haben im vergangenen Jahr in einer Umfrage immer noch über 80% von Managern in Deutschland – aber auch in Frankreich, Großbritannien und USA angegeben – nicht mit den Regelungen zum Verbot der Auslandsbestechung vertraut zu sein“. Also: Aufklärung tut not – und zwar gerade in Deutschland. Denn deutsche Firmen hätten wegen ihres umfangreichen internationalenGeschäfts eine besondere Verantwortung, betont Transparency International.
Und zwar auch, weil sich Antikorruptionsmaßnahmen anscheinend auch wirtschaftlich lohnen. „Die Integrität im Wirtschaftsverkehr zahlt sich aus“, schreibt Transperancy International. Eine Studie aus dem Jahr 2007 zeige, dass Unternehmen, die Maßnahmen gegen Korruption ergreifen und ethische Richtlinien einführen, bis zu fünfzig Prozent weniger von Korruption betroffen sind.
Weniger Korruption = mehr Aufträge
Dies wiederum führe – so Transparency International – dazu, dass die Wahrscheinlichkeit, Unternehmensaufträge zu verlieren, sinke. „Eine integre Unternehmenspolitik zieht vertrauensvolle und loyale Mitarbeiter an, die wichtige Voraussetzungen für den Unternehmenserfolg sind“, konstatiert die Organisation.
Dabei spiele die Regierungen eine wesentliche Rolle, erklärt die Antikorruptionsorganisation. „Die momentane Wirtschaftskrise hat vor Augen geführt, dass Regierungen eine wesentliche Rolle bei der Herstellung von Vertrauen in Märkte und Geschäftsbeziehungen haben“, erklärt sie in ihrer Pressemitteilung.
Das größtes Defizit sei in Deutschland die fehlende Ratifizierung der UN-Konvention gegen Korruption. „Hier hat die große Koalition in der vergangenen Legislaturperiode versagt“, meint Transparency International. Schlecht sei auch, das das Korruptionsregister, ein umfassender Hinweisgeberschutz und Transparenzanforderungen bei der freihändigen und beschränkten Vergabe fehlten.
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