Nein, nicht nur Liebe geht durch den Magen. Das jedenfalls weiß Wam Kat. Der Niederländer ist Mitgründer zahlreicher alternativer Netzwerke und Organisationen, Aktivist, Journalist … und Koch! Mit dem niederländischen Kollektiv „Rampenplan“ ließ er die Idee der „Volxküche“ wieder aufleben, um Menschen massenhaft, aber ökologisch, gesund und politisch korrekt bei Aktionen kulinarisch zu versorgen. Kein Wunder also, dass Wam Kat jede Menge Anekdoten zu erzählen hat – was er in dem (Koch)Buch „24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“ zudem mit hohem Unterhaltungswert tut!
Das vierfarbige und etwa 25 Euro teure Buch aus dem Verlag Orange Press ist kultverdächtig. Es ist vielseitig und vielschichtig: Es ist ein Geschichtsbuch. Es ist ein Kochbuch. Es ist ein Aktionsbuch. Es ist eine Biografie. Es ist einzigartig. Auf gut 250 Seiten schildert Wam Kat sein Leben – von den Hungertagen bei Kriegsende bis zur Demonstration bei Heiligendamm – und zeichnet damit auch rund 50 Jahre Protestgeschichte: Wie war das mit der Anti-Atomkraft-Bewegung der allerersten Stunde? Wie kam es zu den Hausbesetzungen, Freistaaten und Straßenkämpfen? Und wie entstand das Ecotopia Festival (www.ecotopia2010.org), bei dem sich engagierte Menschen aus aller Welt trafen, um über Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu debattieren?
Eins steht dabei jedenfalls fest: Ohne handfeste Verpflegung wäre all dies niemals gelungen. Ohne was im Magen lässt sich’s schlecht für eine bessere Welt kämpfen. Und mit etwas Schlechtem im Magen noch viel schlechter! Wam Kat kam selbst allerdings eher zufällig zur Massenspeisung: Er meldete sich (und seine nichtsahnenden Kollektiv-Kollegen) spontan, um die Menschen während einer Blockade einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Utrecht zu versorgen.
Ab da sammelte er viel Erfahrung. Zum einen was die Zubereitung extrem großer Mengen angeht (hier sei nur gesagt, dass es nicht reicht, einfach große Mengen in große Töpfe zu schütten). Zum anderen, was die Auswahl der Nahrungsmittel angeht. Über all dies berichtet Wam Kat in seinem Buch. Er regt an, über die eigenen Ernährungsgewohnheiten nachzudenken. Er ermutigt dazu, Nahrungsmittel selbst herzustellen – und nicht nur zu kaufen (beispielsweise Sauerteig, Sojamilch, Tofu oder Ketchup). Er berichtet über die Entstehungsgeschichte und Bedeutung von Volxküchen, Tafeln und Armenspeisungen. Und das Wichtigste: Er liefert eine feine Auswahl leckerer (vegetarischer!) Rezepte.
Dabei reicht der Mix von gut bürgerlicher Küche (ja, richtig!) über ein Gericht namens „Präkolumbus“ (Buchweizenbrei mit Wurzelgemüse), „Woodstock“ (Vegetarisches Chili) bis hin zum „kleiner Punker“ (Pommes, Pakora & Falafel), dem „Friedensburger“ und dem „Wendland Spezial“ (Süßkartoffeln mit Fenchel und Bohnen). Das heißt: es ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei.
Unser Fazit lautet daher auch: Extremst empfehlenswert, ein Muss für alle politisch interessierten Menschen (vor allem für diejenigen, die bislang meinten, Kochen sei banal und Weiberkram 😉 – und auch ein schönes Präsent. An Wam Kat sagen wir: vielen Dank für dieses inspirierende Buch!
P.S. Hier geht’s zur Website: http://wamkat.de/mein-buch & orange-press.com
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