Nur Clowns und Chaoten?

Das Bild, das die meisten Menschen von Globalisierungskritikern haben, kommt aus den Massenmedien. Irgendwie bunt sind sie und laut – und auch gewaltbereit. Aber stimmt das wirklich? Dieter Rucht und Simone Teune haben verschiedene Medien hinsichtlich ihrer Berichte über den G8Gipfel in Heiligendamm qualitativ und quantitativ untersucht und fest gestellt:

– Die Berichterstattung sei enorm groß gewesen. Dabei hätten weniger die Themen des Gipfels im Mittelpunkt gestanden, als die Frage nach dem Sinn der ganzen Veranstaltung. 82 Prozent der untersuchten Medien sollen über Proteste gegen den Gipfel berichtet haben – aber nur rund 12,5 Prozent über die Inhalte, die dort eigentlich besprochen wurden.

– Im Zentrum hätten auch die Gewaltausschreitungen gestanden – ohne, dass in den Medien darauf hingewiesen worden wäre, dass die Mehrheit der Protestler friedlich war. Private Sender hätten außerdem anscheinend deutlich lieber über Polizeigewalt berichtet als öffentlich-rechtliche. Nicht verwundern wird die Erkenntnis der Autoren, dass die Kritiker in konservativen Medien deutlich negativer dargestellt wurden, als in liberalen.

– Dazu kommen laut Autoren erhebliche Mängel bei der Nachrichtenproduktion. Zum Teil sei sogar noch dann an Falschmeldungen fest gehalten worden, als bereits erhebliche Zweifel bestanden und eine Verifizierung ohne Probleme möglich gewesen wäre. Dies hänge auch damit zusammen, dass die meisten etablierten Medien den Aussagen offizieller Organe mehr Glauben schenke, als anderen Quellen. So seien beispielsweise tendenziöse Polizeiberichte übernommen worden – obwohl Reporter vor Ort diesen Schilderungen widersprochen hätten.

Bei so vielen Schlappen reichten individuelle Schuldbekenntnisse nicht aus – so die Autoren. Vielmehr sei es an der Zeit nach strukturellen Fallstricken zu fragen, die zu solchen Fehlmeldungen führten. An der üblicherweise als Grund genannten Personalknappheit könne es in diesem Fall nicht liegen…

Quelle: www.wzb.eu

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fairer Handel wächst, aber was heißt das schon?

„Im Jahr 2010 verzeichnete der Absatz von fair gehandelten Produkten in Deutschland einen Rekordzuwachs von 91 Millionen Euro, was einer Steigerung von 28 Prozent...

let’s fix the world

Nachdem die Yes Men unlängst durch einen herrlichen Fake der New York Times ins internationale Rampenlicht der Netzgemeinschaft gerückt sind, haben sie nun gemeinsam...

Ausstellung: Globalisierung auf afrikanisch

Afrika gehört zu den Verlierern der Globalisierung – das weiß man irgendwie. Aber weiter? Was wissen wir von dem Kontinent, von den verschiedenen Völkern,...

Veranstaltungstipp: Solidarität in der Krise. Annäherungen.

Die Hilfsorganisation medico international veranstaltet am 29. Mai 2009 in Frankfurt, im Bürgerhaus Gutleutviertel (Saalbau Gutleut) ein Symposium mit dem Titel  „Solidarität in der...