Wahl-o-Mat oder Real-o-Mat, welches Online-Tool hilft?

Wahl-o-Mat oder Real-o-Mat?

Wen soll ich bei der nächsten Bundestagswahl bloß wählen? Nicht allen fällt die Antwort darauf leicht. Dafür gibt es nun zwei Wahlentscheidungshilfen: einmal den Wahl-o-Mat und einmal den Real-o-Mat – ein Online-Tool prüft die Übereinstimmung mit dem Wahlprogramm und eines mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten.

Der Wahl-o-Mat

Bereits seit 2002 stellt die Bundeszentrale für politische Bildung den Wahl-o-Mat als Wahlentscheidungshilfe bereit. Der Prozess ist denkbar einfach: Du rufst die Website www.wahl-o-mat.de auf und beantwortest 30 Fragen zu deiner politischen Einstellung mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“ oder „neutral“ (wobei es den Tipp gibt, eine Frage lieber zu überspringen, als auf „neutral“ zu klicken). Danach kannst du auswählen, mit welchen Parteien deine Antworten abgeglichen werden sollen. Das Online-Tool berechnet dann anhand der Wahlprogramme, wie sehr deine Ansichten mit denen der Parteien übereinstimmt. Et voilá: Deine Wahlempfehlung steht.

Nun wissen wir alle, dass die Parteien vieles versprechen. Nach der Wahl sieht die praktische Politik dann jedoch ganz anders aus. Natürlich gehören Kompromisse zu einer Demokratie mit dazu. Und doch möchte die eine oder der andere vielleicht doch schon vor der Bundestagswahl ein Gefühl dafür bekommen, wie die mögliche Partei sich dann real verhält.

Der Real-o-Mat

Genau dafür gibt es dieses neue Online-Tool, das die Organisation „Frag den Staat“ mit Unterstützung vieler anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen erstmals veröffentlicht hat. Unter real-o-mat.de beantwortest du auch hier Fragen zu deiner politischen Einstellung. Allerdings berechnet diese Wahlhilfe seine Empfehlung zur Bundestagswahl dann anhand dessen, wie die Politikerinnen und Politiker in der vergangenen Legislaturperiode tatsächlich abgestimmt haben.

Beim Real-o-Mat beantwortest du die Fragen mit „nein, geht mir zu weit“, „ja, finde ich auch“ oder „nein, reicht mir nicht aus“. Hat keine Partei in der Vergangenheit für eine Option gestimmt, kann man sie nicht auswählen. Beispiel: Die These ist „Der gesetzliche Mindestlohn soll mindestens 12 Euro betragen“ kann man nur mit „nein, geht mir zu weit“ oder „ja, finde ich auch“ bewerten – denn keine Partei hat für „nein, reicht mir nicht aus“ gestimmt. Folglich kann es hier auch keine Übereinstimmung geben. Zum Schluss kannst du deine Thesen noch mal priorisieren, also angeben, welche dir besonders wichtig sind. Et voilá: Deine Wahlempfehlung steht.

Vergleich der Wahlhilfen

Ein Nachteil des Real-o-Mats liegt gleich auf der Hand: nicht alle 29 Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, sind hier zu finden – denn nicht alle waren im Bundestag vertreten. Wer also in der kommenden Bundestagswahl bereit ist, sein Kreuz bei einer der Kleinstparteien zu machen, die die fünf-Prozent-Hürde womöglich nicht schaffen, der findet hier keine Hilfe.

Auch gehört es zu einer Demokratie mit dazu, dass Parteien nach der Wahl Kompromisse eingehen und entsprechend abstimmen. Allerdings liefert der Real-o-Mat auch die Begründungen, warum eine Partei anders als im Wahlprogramm angegeben, abgestimmt hat. Auch das ist interessant.

Deshalb lautet unser Fazit: gut, dass es beide Wahlhilfen gibt! Probiere sie beide aus und klicke dich am Ende durch die verschiedenen Auswertungsergebnisse. Denn beide Tools bieten verschiedene Übersichten und Aspekte an: Beim Real-o-Mat sind es die Begründungen, die besonders interessant sind. Die gibt es aber auch beim Wahl-o-Mat, genauso wie das Feintuning und weiteres.

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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