Heute ist Weltwassertag – außerdem tagte gerade das Weltwasserforum 2009 in Istanbul (16. – 22.03.09). Und das ist auch dringend notwendig, denn: „Die weltweite Wasserkrise wird zu einem Risiko für das Wirtschaftswachstum“, warnt Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF Deutschland und Teilnehmer des Weltwasserforums in Istanbul. Der Rohstoff Wasser würde derzeit noch von vielen Unternehmen in „gedankenloser Weise verschwendet“.
In vielen Produkten des täglichen Bedarfs stecken beispielsweise enorme Mengen „unsichtbaren Wassers“ – das meldet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich des Weltwassertages. So würden für eine Jeans über 5.000 Liter und für ein Kilo Rindfleisch mehr als 10.000 Liter sogenannten „virtuellen“ Wassers verbraucht. Für Anbau, Verarbeitung und Lagerung von einem Kilo Kaffee seien insgesamt sogar rund 20.000 Liter Süßwasser erforderlich. Mehr als 1.000 Liter Wasser seien nötig, um einen Liter Agrotreibstoff herzustellen. Knapp 3.000 Liter Wasser verbrauche die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts, die Produktion von einem Liter Milch oder einem Kilo Weizen benötige bis zu 4.000 Liter und ein Kilo Reis bis zu 5.000 Liter Wasser. Auch in den Erzeugnissen und Produktionsprozessen des Bergbaus, der Zement-, Chemie- und Getränkeindustrie „versteckten“ sich große Wassermengen.
Sebastian Schönauer, Wasserexperte beim BUND: „Das Ausblenden des Einsatzes großer Mengen Wassers zur Herstellung fast aller Alltagsprodukte ist eine der Ursachen für die zunehmende Wasserknappheit und die Übernutzung der Wasserressourcen. Vor allem in Ländern, die ohnehin unter Wassermangel leiden, ist die Verwendung von sehr viel Wasser für Exportprodukte ein großes Problem. Jeder weiß, dass die Bewässerung von Golfplätzen in Spanien zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Austrocknung ganzer Regionen führt. Kaum jemand aber weiß, dass mit dem Export eines in Spanien hergestellten Mittelklasseautos weit mehr als 100.000 Liter virtuelles Wasser exportiert werden.“
Das Konzept des „virtuellen Wassers“ geht auf den britischen Wissenschaftler John Anthony Allan zurück, der erstmals Anfang der 1990er Jahre in die Wasserbilanz von Produkten sämtliche Mengen einbezog, die zu ihrer Herstellung und Weiterverarbeitung erforderlich waren. Nach seinen Berechnungen konsumiert ein US-Amerikaner durchschnittlich etwa 6.000 Liter virtuelles Wasser pro Tag, jeder Europäer rund 4.000 und die Bewohner vieler afrikanischer Staaten weit weniger als 1.000 Liter.
Also höchste Zeit, etwas gegen dieses Ungleichgewicht zu tun. Aber wie? Der BUND sieht Möglichkeiten zur Senkung des Verbrauchs virtuellen Wassers in einer Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe, im Ausbau von Spartechniken und in der effizienten Wassernutzung. Ein geeignetes Mittel sei auch die Verwendung von Regenwasser in Haushalten und Industrie. Allein die Regenwassernutzung in Häusern könnte deren Trinkwasserbedarf um ein Drittel senken.
Infos unter: www.bund.net
Kommentar schreiben