Partizipative Veranstaltungen haben viele Vorteile. Ein Überblick über Barcamps, Unkonferenzen, Open Spaces, World Cafés, Warp Conferences & Co.

Vorbild Natur: Intelligente Schwärme

Die Natur lehrt uns so manches. Das erkennen wir Menschen in Zeiten der Permakultur und Bionik (also der Entschlüsselung von »Erfindungen der belebten Natur«). So können zum Beispiel Pinguine in der arktischen Kälte nur überleben, weil sie ein ganz ausgeklügeltes und äußerst soziales System entwickelt haben: Ein großer Schwarm ist immer eng zusammen gedrängt und dennoch in Bewegung, sodass jeder einzelne Pinguine mal am Rand steht und Schutz bietet – mal ins Innere wandert und sich aufwärmen kann.

Auch Fische, Vögel, Ameisen oder Heuschrecken zeigen uns: Eine Gruppe von Individuen kann einen gemeinsamen, größeren und intelligenteren Organismus bilden, der insgesamt smarter ist, als jeder jeweils einzeln sein könnte. Und das Ganze vor allem ohne Anführer, Hierarchien und Weisungsbefugnissen! Forscher sind sich immer noch nicht ganz sicher, wie das eigentlich im Einzelnen genau funktioniert (wieso stoßen in einem riesigen Vogel- oder Fischschwarm nicht mal Vögel oder Fische zusammen?). Und sie forschen auch immer noch, wo und wie genau Schwarmintelligenz unter uns Menschen vorkommt (siehe z.B. welt.de).

Pinguine können nur durch Schwarmintelligenz überleben

 Pinguine können nur durch Schwarmintelligenz in der arktischen Kälte überleben…

Die Weisheit der Vielen

So ist die Erkenntnis heran gereift, dass wir die Lösung der so drängenden wirtschaftlichen, technologischen und sozio-kulturellen Herausforderungen unserer Zeit am besten in einer möglichst heterogenen Gemeinschaft lösen können. Nicht zuletzt gefördert durch die Entwicklung des Web 2.0 oder auch Social Web hat ein Paradigmenwandel statt gefunden. Er führt uns weg von einer zentralisierten, hierarchischen Expertenintelligenz (und Meinungsführergläubigkeit). Vielmehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Gruppen, die sich selbst (ohne Hierarchien) organisieren, viel bessere und komplexere Lösungen finden können.

Der Club of Rome sieht die Menschheit aufgrund dieser Entwicklungen gar an einem Wendepunkt zu einer neuen, lang anhaltenden Entwicklungswelle. In ihr sollen verfügbare Information zwar weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Doch viel wesentlicher (als die Technologie) sind die neuen (virtuellen) Sozialstrukturen.

Deshalb gibt es viele Bestrebungen, die Sozialstrukturen des Web 2.0 auf das reale Miteinander der Menschen zu übertragen: Unternehmen geben sich neue Strukturen. Projektmanagement-Methoden werden neu gedacht (siehe zum Beispiel unseren Blogpost über »Dragon Dreaming«). Und anstatt der klassischen Veranstaltungsformate – bei denen vorne ein Experte doziert, während das Publikum stumm und ergeben lauscht – gibt es neue Ideen und Methoden.

Wie wir Schwarmintelligenz lernen

Schwarmintelligenz oder auch Kollektive Intelligenz entsteht jedoch nicht einfach so. Es reicht nicht, eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen zusammen zu bringen – und schon kommen reihenweise geniale Ideen und ein harmonisches Miteinander dabei heraus. Das erleben wir jeden Tag immer wieder auf’s Neue (und das ist auch der Grund, warum manche an der Sache mit der Kollektiven Intelligenz zweifeln).

Schwarmintelligente Vogelschwärme faszinieren uns Menschen schon immer

 Schwarmintelligente Vogelschwärme faszinieren uns Menschen schon immer.

Der Grund ist einfach und naheliegend: Alles um uns herum – ob es die Schule oder die Hochschule, die Unternehmen oder Behörden, der Staat oder die einzelnen Parteien u.s.w.u.s.f. sind – ist hierarchisch aufgebaut. Viele wissen deshalb einfach nicht, wie man sich in einem hierarchielosen »Schwarm« so verhalten, dass Kollektive Intelligenz entstehen kann. Das müssen wir gemeinsam erst lernen.

Die Vorteile von Veranstaltungen mit kollektiver Intelligenz

Eine Möglichkeit, um Menschen, Organisationen und Unternehmen an die praktische Umsetzung von Schwarmintelligenz heranzuführen, sind Veranstaltungen. Hier kann man zeitlich begrenzt üben und ausprobieren, wie das Ganze funktioniert – und ob man als Individuum oder auch als Organisation tatsächlich etwas von diesem Modethema hat… Ganz pragmatisch und kurzfristig gedacht, kann man als Veranstalter von diesen Formen der Veranstaltungsformate profitieren, weil:

  • man nicht nur die vortragenden Experten kennenlernt, sondern viel stärker als sonst auch die Besucher.
  • es einen viel vielfältigeren Wissensaustausch gibt: Nicht nur der Experte gibt sein Wissen preis, sondern auch die Teilnehmer.
  • es Menschen ungemein motiviert, wenn sie gemeinsam etwas entwickeln. Sehr oft entstehen auf solchen Veranstaltungen Projekt-Ideen, die dann auch tatsächlich umgesetzt werden.
  • sich die Menschen untereinander viel besser kennen lernen und vernetzen können.

Langfristig gesehen fördert man mit Formaten wie Barcamps/Unkonferenzen, World Cafés, Open Spaces und Warp Conferences natürlich auch die Fähigkeit aller Teilnehmer, Schwarmintelligenz zu leben – und die Vielfalt und Unterschiedlichkeit aller Menschen zu schätzen und nicht zu fürchten.

Was wir im Für-eine-bessere-Welt-Workshop machen

In unserem Workshop wollen wir zusammen mit den Teilnehmern die unterschiedlichen Formate besprechen. Wir besprechen in dem Workshop auch, in welchem Fall welches Format das Richtige ist. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen den verschiedenen Ansätzen? Und wie kann man solche Veranstaltungen vor- und nachbereiten? Außerdem darf natürlich – gerade bei diesem Thema – der praktisch, schwarmintelligente Teil nicht fehlen: Wer also selbst Veranstaltungen plant und durchführt (oder dies plant), kann gerne seine Ideen, Fragen und Anliegen mitbringen – wir bearbeiten sie dann gemeinsam.

P.S.: Der Workshop ist leider rum – toll war’s! Vielen Dank noch mal an alle Teilnehmer, von denen wir bestimmt genauso viel gelernt haben, wie sie von uns. Wer noch mal die Präsentation nachholen will, findet sie auch auf Slideshare:

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Die Workshop-Fakten im Überblick

Innovative Veranstaltungsformate
Schwarmintelligenz und Gruppendynamik für Veranstaltungen nutzen
Freitag, der 12. Oktober 2012 | 15 – 20 Uhr
Beitrag: 30 Euro | Ort: Werkstatt 3 in Hamburg-Altona
Weitere Infos: www.werkstatt3.de/innovative-veranstaltungsformate
Anmeldung: bis 5. Oktober an fkj@werkstatt3.de oder unter 040 – 39 80 53 60

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Danke an CFalk, Tokumauwi und Fabian Voswinkel für die Bilder (via pixelio).