Projektmanagement mit Schwarmintelligenz für Weltverbesser und Social Entrepreneurs mit Dragon Dreaming. Workshop: 8.-9. September 2012 in Hamburg

Wer sich in einer Initiative engagiert, im Netzwerk ein Social Business gründet oder bei einem Gemeinschaftsprojekt – wie einem Stadtgarten, einem Umsonstladen oder einer offenen Werkstatt – mitmacht, der weiß: Solche Arbeitsgruppen sind eine echte Herausforderung. Meistens schwindet die Motivation rapide, sobald es an die Umsetzung geht. Oft sind es nur ein paar Wenige, die tatsächlich Verantwortung übernehmen. Und häufig verliert man mit persönlichem Gerangel um Ruhm und Ehre viel zu viel Zeit und Energie. Der Australier John Croft hat einen ganzen Koffer voller Projekt-Management-Methoden entwickelt, die da Abhilfe schaffen sollen. Hier findest Du den Tagesablauf und alle Infos auf einen Blick.

Projekte sind unser Leben

Grundsätzlich geht John Croft bei dem von ihm »Dragon Dreaming« genannten Ansatz davon aus, dass Projekte unser gesamtes Leben, ja sogar unsere Gesellschaft, Kultur und Zivilisation prägen. Wenn wir unter Projekten eine »zielgerichtete, zeitlich begrenzte Handlung« verstehen, dann leuchtet das ein: Alles, was wir tun, folgt einer Intention. Und zwar nicht nur als Einzelner – Tag für Tag, aber auch über die gesamte Lebenszeit hinweg gesehen, sondern auch als Gemeinschaft. Wir »entscheiden« uns für die Energiewende, für die Globalisierung, den Artenschutz oder einen deregulierten Finanzmarkt.

Dabei wirkt sich jedes Projekt, das wir umsetzen auf zweierlei Weise auf uns und unsere Persönlichkeit aus: Erstens erhalten wir durch das, was wir im Laufe des Projektes neu lernen, einen neuen Blick auf die Welt – ein neues Bewusstsein. Zweitens erkennen wir uns selbst in dem wieder, wie ein Projekt verläuft (oder zumindest meinen wir, dass wir uns wieder erkennen): Wir erleben unsere Grenzen, aber auch unser Potential (das in der Regel größer ist, als wir denken). Und wir fassen Vertrauen – oder verlieren es.

Deshalb geht es bei der Realisierung von Projekten laut Croft um mehr, als »nur« um die Umsetzung einer guten Idee. Es geht vor allem auch darum, dass wir unseren Horizont erweitern – und unsere sozialen Fähigkeiten weiter entwickeln. Es geht darum, dass wir lernen, mit anderen richtig zu kommunizieren. Ihnen wirklich zuzuhören. Aber auch zu lernen, was uns wirklich wichtig ist (jenseits der Selbstprofilierungssucht).

Träumen, planen, handeln, feiern

Dies vorausgesetzt, liefert Croft eine ganze Reihe von Methoden, wie sich die oben genannten Fähigkeiten und Fertigkeiten denn nun erreichen und erweitern lassen. Dabei folgt jedes Projekt und jeder Projektschritt immer dem gleichen Zyklus bzw. Rhythmus:

1. Träumen: Wir haben eine Idee und teilen sie im Idealfall mit den Menschen, mit denen wir das Projekt gerne realisieren möchten. Auch wenn also jedes Projekt mit der Idee eines Einzelnen beginnt, so ist es nach Crofts Erfahrung ungemein wichtig, dass diese Idee »stirbt«, um als neue Idee der Gemeinschaft wieder auf zu erstehen. Denn nur wenn sich bereits hier alle mit der Vision, dem Traum oder der Idee identifizieren können, kann so viel Motivation und Energie entstehen, dass sie auch tatsächlich umgesetzt wird. Diese Phase ist deshalb auch der Zeitpunkt, an dem man überprüfen kann, ob eine Idee wirklich trägt – und ob es sich lohnt, noch mehr Zeit rein zu stecken. Oder ob eine Idee spätestens zu Beginn der Umsetzungsphase im Sande verläuft.

2. Planen: Wenn beim Träumen genug Energie und Motivation entstanden ist, geht es an die Planung des Projektes. Anders als bei vielen anderen Projekt-Management-Methoden schlägt John Croft vor, vor allem die Intuition und die Schwarmintelligenz (also die Weisheit der Vielen) zu nutzen. Mit speziellen Methoden geht es in dieser Phase darum, die Ziele zu definieren (und zwar SMART), die Zeit und die Kosten zu kalkulieren sowie die Aufgaben zu verteilen und einen Projektablaufplan zu visualisieren. Dabei folgt die Aufgabenverteilung dem Wunsch, dass der Einzelne im Laufe der Projektrealisierung möglichst viel lernen soll: Es gibt nämlich immer einen Hauptverantwortlichen, der in einem bestimmten Bereich Erfahrungen sammeln will (z.B. Fundraising). Er wird unterstützt von jemandem, der in diesem Bereich noch gar keine Erfahrung hat, aber im nächsten Projekt vielleicht mal als Hauptverantwortlicher tätig sein will. Und zur Absicherung gibt es schließlich einen »Berater«. Das ist jemand, der in diesem Bereich schon sehr viel Erfahrung mitbringt und das Team bei Fragen berät.

3. Handeln: Hier geht es um das, was wir üblicherweise unter »ein Projekt umsetzen« verstehen. Es geht nicht mehr um das Planen, sondern darum, die oben erarbeiteten Ziele und Aufgaben umzusetzen. Der Projektplan hilft dabei, die Aufgaben nicht aus dem Blick zu verlieren – und auch nicht deren Abhängigkeit von einander. Immer wieder lässt sich hieran kontrollieren, ob man von der ursprünglichen Idee abgewichen ist – und ob man das gut findet oder ob man zum eigentlichen Ziel wieder zurück kehren möchte. Jeder kann anhand dieses Plans auch sehen, wer für was zuständig ist, wer der Ansprechpartner ist und in welchen Projektstatus sich welches Team gerade befindet.

4. Feiern: Gefeiert wird in Deutschland eigentlich nie – oder zumindest wird es eher selten als tatsächlich wichtiger Punkt im Ablauf eines Projektes geplant und umgesetzt. Das führt in der Regel zu Burn-Outs, warnt John Croft. Er rät deshalb, diesem vierten Quadranten auch genauso viel Bedeutung, Zeit und Kapazitäten zu widmen, wie den anderen 3 Abschnitten. Denn in dieser Phase kann der Einzelne, aber auch die Gruppe resümieren, was sie gelernt und erreicht haben. Die Menschen können sich auf einer sehr persönlichen Ebene treffen, austauschen und kennen lernen, was dem zwischenmenschlichen Klima zugute kommt.

Jedes Projekt ist fraktal

Dabei ist jeder der vier Abschnitte fraktal. Das bedeutet: Auch die Traumphase trägt die vier Schritte »Träumen«, »Planen«, »Handeln« und »Feiern« in sich – genauso wie die Planungs-, Umsetzungs- und Feierphase. Während die Planungs- und Umsetzungsphase sicherlich den meisten einigermaßen erfahrenen Projektarbeitern längst in Fleisch und Blut über gegangen ist, sieht das mit dem Träumen und Feiern anders aus.

Für jede dieser Phasen, aber auch für die Kommunikation im Team, liefert John Croft mit seinem Konzept praktische Handlungstipps. Dabei schwingen beim »Dragon Dreaming« immer auch spirituelle Aspekte mit – was den ein oder anderen eher materialistisch orientierten Menschen vielleicht zunächst befremden könnte. Doch wer es schafft, sich darauf einzulassen, der erlebt in der Tat mit jedem Projekt (und jedem Workshop) auch eine persönliche Weiterentwicklung.

Dragon Dreaming Workshop in Hamburg

Es ist nun schon ein Weilchen her, dass ich das erste Mal von Dragon Dreaming hörte. Damals machte ich für unseren Blog ein Interview mit Florian Müller – einem Dragon Dreaming Facilitator aus Leipzig. Nun, etliche Monate später, hat mich die Sache so begeistert, dass ich selbst in Berlin zwei Seminare zu dem Thema besucht habe und nun in der Lage bin, die Methoden und Tipps, die ich dort erhalten habe, weiter zu geben. So ist zum Beispiel unser E-Book zum Thema »Dragon Dreaming« entstanden, in dem ihr weitere Infos findet.

Gedacht, getan: Am 8. und 9. September werden wir in der Werkstatt3 in Hamburg-Altona einen zweitägigen Workshop geben. Dann spielen wir mit euch die verschiedenen Methoden und einen typischen Projektablauf im Dragon Dreaming durch. Das natürlich am allerliebsten mit euren Projekten. Also wer eine gute Idee hat und nach der Verwirklichung such – oder ein Projekt, das irgendwie ins Stocken geraten ist, der sollte das mitbringen: Wir arbeiten dann daran.

Der Workshop findet in Kooperation mit der Transition Town Initiative Hamburg sowie der Werkstatt3 statt. Deshalb können wir den Workshop auch besonders günstig anbieten: Je nach Geldbeutel (und das liegt in eurem eigenen Ermessen) kosten die zwei Tage 20 bis 80 Euro. Toll wäre es jedoch, wenn ihr euch rechtzeitig anmeldet, damit wir planen können. Dazu schickt ihr uns einfach eine E-Mail mit Eurem Namen und Eurer Adresse an ichbin@fuereinebesserewelt.info.

Die Fakten auf einen Blick
Workshop: Projektmanagement für Weltverbesserer mit Dragon Dreaming
8. – 9. September 2012
Werkstatt3, Hamburg-Altona (Anfahrt/Karte)
www.werkstatt3.de
Kosten: 20 – 80 Euro
Anmeldung: ichbin@fuereinebesserewelt.info

Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf Euch, Eure spannenden Projektideen und die Inspiration und Motivation, die unserer Erfahrung nach bei solchen Workshops immer entsteht.

P.S. Danke an Ella für das schöne Drachenbild! (via Pixelio).