Wer richtig gut zuhört, weiß mehr, sieht mehr und kann mehr für eine bessere Welt tun. Aber wie geht das? Hier sind 5 Übungen zum besseren Zuhören für Good Rebels.
Wenn ich mich hier so in meinem Umfeld umsehe, dann kann ich viele Konflikte und Streitereien erkennen, die eigentlich nur darauf basieren, dass sich da Menschen nicht so richtig gut zuhören. Sie hören oft nicht, was die andere Person sagt – sondern was ihre eigenen Beurteilungen ihnen sagen. Ja, und wenn ich so auf die ein oder anderen Meinungsverschiedenheiten zurückblicke, die ich mit anderen hatte … tja, da muss ich gestehen, dass ich es auch nicht besser mache!
Bewusst und vorurteilsfrei zuhören, ist die Basis für Verständnis. Und jemanden zu verstehen, ist wiederum die Basis für Empathie, Kreativität und letztlich auch Frieden. Wenn ich mich in eine andere Person hineinversetzen und die Sache aus ihrer Perspektive sehen kann, dann kann ich meinen eigenen Blickwinkel erweitern (also kreativer werden). Und ich bin in der Lage Ideen und Lösungen zu entwickeln, die für beide Seiten gut sein könnten.
Ewige Streiteien, unauflösliche Konflikte, ja sogar Kriege können nur entstehen, weil sich zwei (Partner, Gruppen, Länder) nicht mehr zuhören und folglich auch nicht mehr verstehen.
Was uns vom Zuhören ablenkt
Doch in einer Umgebung des „Information Overload“ – also des Überflusses an sicht- und hörbaren Informationen – gleicht es geradezu einer Notwehrreaktion, sich dem genauen Zuhören immer mehr zu verschließen. Ein gutes Extrembeispiel dafür sind Kopfhörer. Die ideale akustische Abschottung. Doch was passiert, wenn wir uns von einander trennen (und im Übrigen auch von der Natur)?
Den meisten von uns ist wohl nicht wirklich bewusst, welche Filter in uns darüber entscheiden, was wir hören und was nicht: Unsere Kultur, Sprache, Werte, Glaubenssätze, Haltungen, Erwartungen und Intentionen bestimmen darüber, was wir wahrnehmen – und wie wir es wahrnehmen. Neulich habe ich dazu einen ziemlich inspirierenden Ted-Talk gehört:
Der Sound- und Kommunikationsexperte Julian Treasure [1] geht davon aus, dass ein durchschnittlicher Mensch nur etwa 60 Prozent unserer Kommunikation dem Zuhören widmen. Das hört sich erst mal viel an. Doch tatsächlich erfassen wir laut Treasure nur 25 Prozent davon tatsächlich bewusst.
Bewusst hören lernen
Wenn das richtige Zuhören ein super Schritt in Richtung Lösung, Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Frieden ist – dann ist doch für alle Good Rebels eine wirklich hilfreiche Idee, das Zuhören bewusst zu üben. Treasure empfiehlt in seinem Talk fünf verschiedene Übungen, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen:
1. Genieße die Stille
Schon drei Minuten bewusste Stille am Tag reichen, um die Fähigkeit des bewussten Zuhören zu trainieren. Dies ermöglicht es dir, dein Zuhören quasi noch mal neu zu kalibrieren und den Unterschied zwischen Stille und etwas Hörbarem bewusst zu machen.
2. Schalte den „Ton-Mixer“ ein
So nennt Treasure die Übung, bei der du versuchst, verschiedene Ton-Kanäle zu unterscheiden, die du hörst. Das geht in einer ruhigen und auch in einer lauten Umgebung: Welche unterschiedlichen Tonarten hörst du? Was sagt dir das über den Raum und die Zeit, in der/dem du dich gerade befindest? Und woher kommt welche Tonquelle?
3. Entdecke deine Lieblingstöne
Deine Umgebung ist voller Töne. Welche davon findest du besonders spannend, schön, interessant oder inspirierend? Deine Waschmaschine im Schleudergang? Deinen Expressokocher, wenn er gurgelt? Das Vogelgezwitscher am Morgen?
4. Finde deine Hörposition
Aus welcher Perspektive und Position hörst du anderen zu? Bist du aktiv oder passiv, analytisch oder expansiv, kritisch oder empathisch etc.? Die Haltung, mit der du zuhörst, entscheidet ganz wesentlich darüber, wie du was wahrnimmst. Probiere mal, deine Haltung bewusst zu wählen …
5. Übe dich in RASA
RASA ist ein Akronym, bedeutet in Sanskrit aber auch „Essenz“. Es steht für:
- Receive: Sei aufmerksam gegenüber den anderen
- Appreciative: Bringe den anderen Wertschätzung entgegen
- Summerize: Fasse das, was Du gehört hast, zusammen
- Ask: Stelle Fragen und versuche wirklich zu verstehen
Fazit
Julian Treasure hat sein gesamtes Leben dem Zuhören gewidmet. So weit willst du sicherlich nicht gehen. Ich auch nicht. Aber ich glaube, es ist etwas dran, wenn er sagt, dass nur diejenigen ihr Leben tatsächlich vollkommen ausleben können, die auch zuhören können. Denn nur dann können wir unsere Kreativität entfalten. Und nur dann können wir in Frieden und Harmonie mit uns, anderen Menschen und der Natur leben.
Oder was denkst du darüber?
Links zum Thema: Zuhören lernen
- [1] Ted-Talk mit Julian Treasure: https://www.ted.com/playlists/92/listen_up
- Homepage von Julian Treasure: http://www.juliantreasure.com/
- Intuition: Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft…


Ich kann dies nur bestätigen und über mich im hinhören 🙂
Das ist das Stichwort. Denn in unserer sprach sagen wir immer zuhören… Aber dann machen wir die ohren zu. Von der Wirkung wenn ich vom hinhören spreche ist deutlich merkbar. Ich bin dann aufmerksamer. Übe mich im Alltag vom hinhören zu sprechen auch wenn ich meiner Tochter Geschichten vorlese. Gar nicht so leicht da das Wort zuhören doch sehr stark verankert ist 🙂 liebe grüße
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommentar über den ich mich doppelt freue:
1. Ja, du hast recht, das habe ich noch nicht so richtig bedacht. Da werde ich ab heute auch dran üben .-)
2. Ich hatte den Beitrag insgesamt gar nicht mehr im Kopf und das ist heute eine schöne Entdeckung, dass ich den einmal geschrieben habe!