Dass Biokraftstoffe keine wirkliche Alternative zu fossilen Brennstoffen sind, dürfte mittlerweile bekannt sein. Es ist aber nicht nur so, dass sie die Lebensmittelpreise in die Höhe und damit unzählige Menschen in die Hungersnot treiben – sie schaden auch der Umwelt.
Beispielsweise, weil für den Anbau Regenwald abgeholzt wird. So prangert Greenpeace in einer aktuellen Pressemitteilung nun einen konkreten Hersteller an, der sich überdies ein grünes Mäntelchen umhängen will: Die ersten 500 Tonnen angeblich nachhaltigen Palmöls aus Malaysia kommen heute in Rotterdam an. Nach einem neuen Greenpeace-Report lässt sich der Produzent von Palmöl in Malaysia – United Plantations – die Nachhaltigkeit seiner Plantagen zertifizieren – dabei zerstört er gesetzeswidrig Regenwald in Indonesien.
Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl
„United Plantations verstößt damit massiv gegen die Kriterien des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO)“, so Greenpeace. RSPO ist eine Organisation der Branche für die Zertifizierung. Greenpeace fordert vom RSPO, ein Moratorium für die Umwandlung von Regenwald in Plantagen zu erlassen und das Zertifikat für United Plantations zurückzuziehen.
„Auch mit Zertifikat ist Palmöl von diesem Unternehmen nicht nachhaltig, sondern eindeutig ein Klimakiller“, sagt Corinna Hölzel, Wald-Expertin von Greenpeace. „Wenn sich schon die erste Lieferung nachhaltigen Palmöls als Täuschung herausstellt, dann muss die Branche jetzt schleunigst gegensteuern.“
Landkonflikte in Indonesien
United Plantations sei das erste Unternehmen, dem der RSPO die Nachhaltigkeit zertifiziert. Doch selbst die minimalen Kriterien dieser freiwilligen Zertifizierung halte United Plantation nicht ein. Die Greenpeace-Recherchen sollen nun ergeben haben, dass das Unternehmen außerdem in Indonesien in Landkonflikte verwickelt ist, in deren Verlauf vier Bauern inhaftiert wurden. Schützenswerte Wälder seien ohne Genehmigungen vernichtet und drei Meter mächtige Torfböden trockengelegt – obwohl nach indonesischem Gesetz Torfböden ab zwei Metern Mächtigkeit geschützt sind.
Die schwedische Firma Aarhus Karlshamn wird die 500 Tonnen Palmöl laut Greenpeace dennoch verarbeiten. Sie beliefert Lebensmittelhersteller wie Nestlé und Unilever, deren Produkte auch auf dem deutschen Markt erhältlich sind. In Zukunft
wird von RSPO zertifiziertes Palmöl auch in Deutschland eingesetzt werden – und zwar für Lebensmittel, Kosmetika, zur Erzeugung von Strom und Wärme sowie als Agrosprit zur Beimischung zum Dieselkraftstoff.
Agrosprit zerstört Klima und Regenwald
„Verbraucher wollen nicht getäuscht werden. Sie wollen keine Produkte untergeschoben bekommen, für deren Herstellung Urwälder und das Klima zerstört werden. Auch die Zwangsbeimischung von Agrosprit zum Kraftstoff muss abgeschafft werden“, fordert Hölzel. Für eine glaubwürdige Zertifizierung von nachhaltigem Palmöl muss RSPO zuerst die weitere Vernichtung von Regenwald für Plantagen stoppen. Erst dann können die Beteiligten sich auf eine Nutzung der bestehenden Flächen verständigen und ökologische und soziale Kriterien fuer eine Zertifizierung entwickeln.
Der Erhalt der Torfwälder in Indonesien ist für das globale Klima laut Greenpeace sehr wichtig. In dem Ökosystem werde zehn mal mehr Kohlenstoff als in anderen Regenwäldern gebunden. Durch Holzeinschlag, Brandrodung und Trockenlegung werde hingegen das klimaschaedliche CO2 frei. Indonesien sei aufgrund seiner Waldzerstörung nach China und den USA drittgrösster Treibhausgas-Emittent. Weltweit entstünden knapp 20 Prozent aller Treibhausgase durch Waldzerstörung. Auch für die Erhaltung der Artenvielfalt, wie der in Indonesien beheimateten Orang-Utans, müssten die Urwälder dringend geschützt werden.
Traurig daran auch, dass Labels und Zertifizierungen nur allzu oft für einen Green-Washing-Etikettenschwindel herhalten müssen. Darunter leiden auch die ernst zu nehmenden Sigel. Als Verbraucher bleibt schließlich nichts anderes, als sich permanent zu informieren, welchem der Sigel man Vertrauen schenken darf – und welches nur dazu angedient ist, einem Sand in die Augen zu streuen…
Infos: www.greenpeace.org
Kommentar schreiben