Entschleunigung zur Weihnachtzeit – so lautet meine radikale Besinnlichkeitskur! Vier Wochen lang werde ich mir selbst Aufgaben und Challenges stellen, um runterzukommen. Klingt gut? Dann mach doch mit!

Wer kennt das nicht: Kurz vor’m Jahresende wird`s noch mal so richtig stressig: Auf einmal müssen überraschenderweise so viele Projekt noch schnell abgeschlossen werden. Daneben die zig Weihnachtsfeiern, Geschenke einkaufen, Basteln – und dann aber schnell besinnlich werden!

So geht das natürlich nicht. Und so will ich das auch nicht. Nein! Ich sag der Selbstoptimierung, dem Perfektionismus und dem Verschenkewahn „Tschüss“ und begebe mich auf eine selbstgestellte Expedition der radikalen Entschleunigung zur Weihnachtszeit. Das – so meine Hoffnung – bringt mir dann den Fokus, den ich brauche, um all den unwesentlichen Ballast von dem zu schälen, worauf es zur Weihnachtszeit tatsächlich ankommt.

Lust mitzumachen?!?

Ich such mir für die Weihnachtszeit und zwischen den Jahren wöchentlich eine andere Aufgabe, um mich in Langsamkeit, Stille, Ruhe und dem Fokus auf das Wesentliche zu üben. Bist du dabei? Dann melde dich über die Kommentarfunktion unten und berichte. Ich werde euch auch über meine Erkenntnisse und Erfahrungen auf dem Laufenden halten!


Woche 1: Tief zuhören & sprechen

1.12. bis 8.12.2019 (oder wann du willst). In dieser Woche meiner Entschleunigung zur Weihnachtszeit nehme ich mir vor, meine Worte sorgfältig zu wählen und vor allem zuzuhören! Bevor ich etwas sage, frage ich mich jedes mal »Ist das, was ich sagen möchte wirklich besser, als die Stille, die es ersetzt? Ist es mir wirklich wichtig? Kommt es von Herzen?« Und nur, wenn ich diese Fragen mit »Ja!« beantworte, spreche ich – und zwar langsam. Wirklich langsam! Außerdem versuche ich folgendes zu tun:

  • Wenn ich jemandem zuhöre, dann höre ich wirklich aufmerksam zu und formuliere im Geist nicht schon meine Antwort oder denke an etwas anderes.
  • Wenn es mir sinnvoll erscheint, übe ich mich im aktiven Zuhören. Das bedeutet, dass ich in meinen Worten wiederhole, was ich vom anderen verstanden habe. Aber Achtung: Es soll nicht aufgesetzt und therapeutisch wirken!
  • Wenn jemand zu Ende gesprochen hat, warte ich noch 5 Sekunden, bevor ich etwas dazu sage. In der Regel kommt dann doch noch etwas von diesem Menschen. Oft etwas Interessantes.
  • Bevor ich spreche, bewege ich meine Aufmerksamkeit kurz in meinen Körper und meine Herzregion, um zu spüren, ob das, was ich sagen möchte, wirklich wichtig ist – für mich und die andere Person: Wird sich der Andere dadurch besser fühlen?
  • Ich formuliere die Dinge so, dass sie möglichst präzise, auf den Punkt gebracht und wohlwollend sind.
  • Dabei suche ich, wenn möglich, einen warmherzigen Blickkontakt.

Woche 2: Entdeckung der Langsamkeit

9.12. bis 15.12.19 (oder wann du willst). Dein Chef will, dass du schnell noch eine Sache dazwischen schiebst? Die Leute hinter dir an der Supermarktkasse werden ungeduldig, weil du nicht schnell genug dein Kleingeld rausgekramt hast? Auf die Tube drücken, um bei Gelb schnell noch über die Ampel zu kommen? All das, mach ich diese Woche nicht. Nein, ich lass mich durch nichts und niemanden hetzen. Im Gegenteil. Diese Woche entschleunige ich, wo es nur geht!

  • Wenn ich etwas kaufe, stelle ich mich grundsätzlich immer an die längste Schlange.
  • Ich gehe oder fahre langsam, egal wohin es geht und wie spät ich dran bin.
  • Wenn ich merke, dass ich gestresst und hektisch werde und mich am liebsten beeilen würde, dann bleibe ich für mindestens eine Minute still sitzen oder stehen und beobachte meinen Atem.
  • Ich mache zwischen jeder Aufgabe des Tages eine kleine Pause, in der ich meditiere, ein paar Schritte gehe, ein schönes Musikstück höre oder einfach nur in die Ferne blicke.
  • Ich esse, ohne etwas anderes zu tun, ganz langsam und kaue gründlich.
  • Auch ansonsten versuche ich alles ganz bewusst und aufmerksam zu tun, ohne mich von etwas anderem ablenken zu lassen.
  • Ich setze mich jeden Abend für 15 Minuten hin und notiere mir in ein Notizbuch: Wo habe ich mir heute so richtig toll Zeit gelassen? Was hat das in mir ausgelöst? Was hat sich dadurch verändert? Welche Konsequenzen hatte ich? Wo könnte ich mir morgen noch mehr Zeit lassen?

Woche 3: Sortieren & absagen

16.12. bis 22.12.19 (oder wann du willst). Diese Woche gibt`s Entschleunigung zur Weihnachtszeit ich durch Entschlacken. Und zwar gibt es das Pareto-Prinzip, das besagt, dass wir mit 20 % unserer Tätigkeit 80 % unserer Ergebnisse erzielen. Ich will das zwar nicht ganz so nutzwertig sehen, aber dennoch das Wichtige vom Unwichtigen trennen. Also sortiere ich diese Woche 20-50 % meiner Aktivitäten aus, die mir in Wahrheit gar nicht wichtig sind. Punkt. Dazu gehe ich folgendermaßen vor:

  1. Ich mache mir am Anfang der Woche eine Liste mit allen Dingen, die ich im Laufe dieser Woche tun muss. Berufliches wie Privates.
  2. Dann gehe ich die Liste durch und verteile sie in zwei Spalten. In die eine schreibe ich alles, was andere möchten, dass ich es tue. Und in die andere Spalte schreibe ich alles, was tatsächlich ich selbst tun möchte.
  3. Danach gehe ich die Spalte mit den Aufgaben durch, von denen andere wollen, dass ich sie tue. Ich überlege mir Punkt für Punkt, was es bedeutet, wenn ich sie nicht tue: Welche Konsequenzen hat das für mich? Und welche hat es für andere?
  4. Nun streiche ich alle Aufgaben durch, bei denen ich bereit bin, die Konsequenzen zu tragen, wenn ich sie absage. Diese Aufgaben sage ich ab.
  5. In der frei gewordenen Zeit tue ich nichts. Oder nur ganz, ganz wenig. Oder Dinge, für die ich „nie“ Zeit habe.

TIPP (falls dir das schwer fällt): Es ist leichter Aufgaben von Mittwoch bis Sonntag abzusagen (also mit ein paar Tagen Vorlauf), weil diejenigen, die das betrifft, dann noch Zeit haben, um sich Alternativen zu organisieren.


Woche 4: Info-Detox

23.12. bis 29.12.19 (oder wann du willst). Die Woche um Weihnachten herum und zwischen den Jahren ist vielleicht auch für dich ideal, um mal alle Kommunikationskanäle abzuschalten! Kein Telefon, kein Handy, kein Internet, keine Emails, keine Sozialen Netzwerke und keine Medien! Ganz einfach …

Wenn du das Gefühl hast, dass das notwendig ist, dann richte eine Abwesenheits-Email mit entsprechendem Text ein und poste in deinen Social-Media-Kanälen, dass du nun für 7 Tage weg bist.

Reflektiere während der Woche:

  • Fällt es mir schwer? Habe ich Angst, etwas Wichtiges zu verpassen?
  • Ist dieses Gefühl berechtigt?
  • Wofür habe ich endlich Zeit?
  • Wie verändert sich dadurch mein Tagesablauf, meine Gewohnheiten und kleinen Rituale?
  • Wofür bin ich dankbar? Was bekomme ich dafür?

So, nun bin ich gespannt, wie die vier Wochen laufen. Wie gesagt: Ich werde berichten und freue mich, wenn ihr mich mit dieser Challenge nicht alleine hängen lasst 🙂

Macht mit und vergesst nicht, Bescheid zu geben, wie es bei euch läuft!


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