Wo kommt er her, wo geht er hin? Eine interaktive Anwendung der Organisation Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung e.V. (WEED) zeichnet den Weg von Computer, Laptops, Handys & Co nach. Was Du dazu tun kannst, dass die Welt ein Stückchen gerechter und sauberer wird – lies es selbst…
Unfaire Rohstoffe für Laptops und Handys
In einem Computer sind bis zu 700 Materialien verarbeitet: Darunter 1.500 Liter Wasser, 240 Kilo fossile Brennstoffe wie Erdöl oder Braunkohle, 22 Kilo chemischer Stoffe sowie viele wertvolle Metalle – Gold aus Nigeria, Koltan aus der Demokratischen Republik Kongo oder Kupfer aus Chile.
Bei den Menschen im Land bleibt von dem Reichtum, der damit erzeugt wird, wenig bis gar nichts hängen: Weil die Erschließung dieser Naturressourcen kostspielig ist, werden die Abbau-Lizenzen meist an Transnationale Konzerne vergeben (TNK). Die überweisen den Bärenanteil der Gewinne allerdings auf ausländische Konten. Und wenn das nicht geschieht, versickert das Geld oftmals in korrupten Taschen…
Doch das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, dass der Reichtum an natürlichen Ressourcen nachweislich negative Folgen für die Natur und Menschen eines Landes haben. Beispielsweise entfachen sie Kriege – wie den zwischen Nigeria und Kamerun, die sich um den genauen Verlauf ihrer Grenze streiten, weil dort Erdöl zu finden ist. Oder der Kongokrieg in der Demokratischen Republik Kongo, der zumindest zwischen 1998 und 2000 durch den Abbau von Koltan finanziert wurde. Ein Abnehmer soll übrigens die Tochter des Bayer-Konzerns Starck gewesen sein, berichtet die Organisation WEED.
Dazu kommt, dass oft eine massive Umweltverschmutzung mit dem Abbau der wertvollen Metalle einher geht. Beispiel: Goldbergbau. Mit einem Gesamtanteil von 10 Prozent ist die Elektronikbranche der größte Abnehmer für Gold. Doch der Abbau von Gold verbraucht nicht nur Wasser, das die Menschen in dieser Region selbst für sich und die Landwirtschaft dringen brauchen würden.
Die Goldgewinnung für unsere Computer, Smartphones und Laptops hinterlässt darüber hinaus Quecksilber – und das verschmutzt nicht nur den Boden, sondern auch das Grundwasser. Und in Taiwan erteilte die Regierung während einer schlimmen Trockenperiode den IT-Firmen eine Sondererlaubnis zum sehr wasser-intensiven Herstellung von Computerchips – während die Felder der Bauern brach liegen mussten.
Schlecht hergestellt: Laptop, PC & Smartphone
Bis ein Computer bei uns im Elektronik-Center landet, hat er schon die halbe Welt bereits. Besonders ausgeprägt ist die internationale Arbeitsteilung bei Laptops. Jeder zweite Laptop stammt aus China. Doch wie bei der Materialgewinnung geht der Bärenanteil der Gewinne außer Landes: Die Unternehmen gehören jedoch zu knapp 70 Prozent ausländischen Investoren.
Diese Unternehmen haben sich meistens auf die Herstellung ganz bestimmter Einzelteile spezialisiert, wie die Tastatur oder die Grafikkarte. Meistens sind es junge Frauen, die befristet oder gänzlich ohne Vertrag bis zu 14 Stunden am Tag und bis zu 7 Tage die Woche in diesen Sweatshop schuften. Natürlich zu Minimallöhnen.
Gewerkschaften gibt es in der Regel nicht, und wenn, dann sind sie machtlos oder wollen die Interessen der ArbeiterInnen gar nicht vertreten, wie etwa der »Allchinesische Gewerkschaftsbund«. Gerade weil die Arbeit so monoton ist, ist die Arbeit so anstrengend – es kommt oft zu Unfällen und Erschöpfungszuständen. Ja, teilweise sogar zu tiefen Depressionen und Selbstmord. Der Apple Zulieferer Foxconn macht damit ja leider regelmäßig Schlagzeilen…
Junger Elektroschrott & seine illegale Entsorgung
Haben wir unseren Laptop, unseren Computer oder unser Smartphone zwei bis drei Jahre genutzt, ersetzen wir es in der Regel durch ein neues Gerät. Sicherlich tragen dazu auch absichtlich eingebaute Sollbruchstellen ein, die dem Prinzip der geplanten Obsoleszenz folgen (siehe dazu auch unseren Blogpost).
Elektroschrott ist nach WEED der am schnellsten wachsende Müllberg in unserer Welt. Und das, obwohl die meisten von uns rund 80 Prozent ihres Computers gar nicht nutzen – also auch die erhöhten Geschwindigkeiten und neuen Feature, mit denen die neuesten Geräte in der Regel beworben werden, nicht brauchen.
Laut Gesetz müssen die Hersteller dann die alten Geräte einem ordnungsgemäßen Recycling zuführen. Doch nur rund ein Viertel des Elektroschrotts wird laut WEED ordnungsgemäß getrennt und wieder verwendet. Der Rest soll laut Angaben der Organisation illegal exportiert werden: Sie werden einfach als Second-Hand-Computer deklariert und nach Ghana, China oder Indien verschifft.
Rund 25.000 Menschen sind allein in Indien mit dem »Recycling« unseres Elektroschrotts beschäftigt. Darunter viele Kinder. Ohne Schutz zertrümmern sie Monitore, tunken Platinen in Säurebädern oder verflüssigen Lötzinn am offenen Feuer, um die wertvollen Metalle und Stoffe aus den Schrott-Computern zu holen. Vor dem Blei, Quecksilber, Brom, Kadmium oder Beryll – also die giftigen Stoffe, die dabei auch frei gesetzt werden – sind diese Menschen jedoch nicht geschützt.
GreenIT? Was ist zu tun?
Die Orgnisation WEED zeigt auf ihrer CD-ROM »Der Weg eines Computers« nicht nur die Schrecken- und Schattenseiten der Computer- und Smartphone-Herstellung und -Nutzung. Sie zeigt auch auf, was wir besser machen könnten. Also ihr und ich, aber auch unsere Regierungen und Wirtschaftsvertreter:
Geräte aufbrauchen! Wir dürfen uns von der Werbung nicht verführen lassen: Überlegt euch, ob ihr wirklich einen neuen Computer braucht oder ob es euer altes Gerät nicht auch tut.
Bewusstsein schaffen – Trends setzen! Wenn ihr dafür belächelt werdet, erklärt den anderen, warum ihr euch dafür entschieden habt. Je mehr wir uns gegenseitig bewusst machen, was wirklich wichtig ist, desto stärker können wir der Werbung und dem Konsumdruck entgegen wirken.
OpenSource nutzen! Überlegt euch, ob ihr OpenSource-Betriebssysteme wie Linux und die dazu gehörigen Programme verwenden könnt. Auf diese Weise macht ihr euch unabhängig vom »Innovationszyklus« der Hersteller Microsoft und Apple. Die sorgen nämlich in regelmäßigen Abständen durch neue Betriebssystemversionen dafür, dass man seinen Rechner erneuern muss.
Laut werden! Schreibt den Herstellern, wenn euch etwas nicht passt oder stört. Nehmt es nicht einfach hin, dass es so ist, wie es ist. Es stimmt nicht, dass man als Einzelner nichts machen kann.
Dran bleiben! Fragt zum Beispiel beim Kauf von Computer und Smartphone, wo und wie das Gerät hergestellt wurde. Lasst euch nicht so leicht abspeisen, sondern hakt bei den Verkäufern und/oder beim Hersteller (schriftlich) nach. Schreibt sie ggf. auch an, warum sich ihre Geräte so schwer reparieren lassen – und warum es oftmals günstiger ist, ein neues Gerät zu kaufen! Ob sie das für umweltfreundlich und nachhaltig halten? Sie müssen merken, dass sie sich um mehr Transparenz kümmern müssen. Ähnlich wie dies in anderen Branchen schon viel stärker der Fall ist.
Unsere Regierung in die Verantwortung nehmen! Die Bundesregierung muss die Elektronikhersteller strenger kontrollieren und dafür sorgen, dass die Altgeräter in Deutschland recyclet werden. Außerdem werden etwa 50 Prozent aller Computer und Laptops von Behörden und Universitäten gekauft. Es ist also sehr wichtig, dass diese auf fairen und umweltfreundlichen Herstellungs- und Entsorgungsbedingungen bestehen.
Vom Quiz bis zum Planspiel
Übrigens liefert die CD-Rom von WEED nicht nur noch viel mehr von den o.g. Informationen. Sie bietet auch Filme und alle möglichen kreativen Ideen, wie wir uns und anderen die Auswirkung unsere gedankenlosen Computer- und Handy-Verbrauchs bewusst machen können.
Für die schulische und außer-schulische Bildungsarbeit gedacht, eignet sich die CD-Rom auch sehr gut, um sich für einen Info-Abend vorzubereiten oder in der eigenen Community mal eine Veranstaltung zu dem Thema zu initiieren (zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass sich Mitglieder der Transition Town Initiative für so etwas interessieren könnten). Die CD kostet gerade mal 10 Euro – und die sind nicht nur wegen der Infos und Inspirationen gut investiert, sondern auch, weil man damit die Arbeit von WEED unterstützt. Bestellen kann man sie hier: www.weed-online.org.
Danke an Dr. Klaus-Uwe Gerhard für das Bild (via Pixelio).
Ich denke, die geplante Obsoleszenz ist hier einer der Hauptpunkte.
50% der Laptops haben doch nach drei Jahren eine Macke – bei dem Gerät, auf dem ich aktuell tippe, war das nach eineinhalb Jahren: Der Lüfter fängt an zu klackern, vor allem im „leisen“ (runtergetakteten) Modus. Zwei Monate später, kurz vor Ablauf der Gewährleistungsfrist, wurde (angeblich) ein Kabel locker. Kommentar des Händlers: Wir kriegen für das Kabel kein Ersatzteil.
Die haben das alte also drangesteckt und drei Wochen später wurde mein Bildschirm wieder dort rot, wo schwarz sein müsste (merkt man zum Glück kaum außer bei Videos die Ränder)
Das Kabel müsste man wahrscheinlich nur richtig feststecken alle paar Wochen (oder anderswie befestigen). Dazu braucht man dann aber einen ganz speziellen Schraubenzieher, um da ran zu kommen – das ist Absicht.
Nd den Lüfter gibt es auch nicht einfach so. Auch Sicherlich auch Absicht. Das Gerät geht, nervt aber.
Mit solchen Sachen kann man die Leute dazu bringen, neue Laptops zu kaufen, sogar ohne dass sie richtig kaputt sind.
Was wäre, wenn Laptops sechs, sieben Jahre oder länger halten würden?
Die Zocker würden ihre alten Kisten an Studenten verkaufen. Geschäftsleute vllt. ihre Laptops länger behalten, denn abschreiben ist eines, kein Geld ausgeben und trotzdem zuverlässige Geräte haben was anderes.
Die benötigte Gerätezahl könnte sich im Extremfall sogar halbieren. Mittlerweile sind auch Laptops leistungsfähig genug, dass man nicht unbedingt das neueste braucht, damit es schneller geht. (Was auch ein Grund ist, warum Desktop-Verkäufe relativ gesehen abschmieren)
Hallo LennStar, ich sehe das absolut genauso. Sicherlich wäre es kein Problem, einen Rechner zu bauen, der 20 oder 30 Jahre hält – und sich entsprechend des technischen Fortschritts aufrüsten lässt. Aber zu dem blöden Umstand, dass die Dinger so schnell kaputt gehen, kommen die Kunden, die sich eben auch so gerne immer das neueste Modell kaufen (=Status Symbol). Und: Die Nerds sollten mal eine Initiative starten (OpenSource), um Rechner etc. zu reparieren und aufzurüsten. So ähnlich wie offene Werkstätten (oder vielleicht kann man das ja sogar jetzt schon dort machen). Die Tüfftler kriegen doch immer alles hin, oder ;-).
Kommt darauf an, ob du ein Consumer- oder Business-Notebook hast. Erstere würde ich mir nie mehr im Leben kaufen, denn die Verarbeitungsqualität von letzteren ist wesentlich besser, und es gibt, aufgrund der Geschäfts-Schiene, auch immer massig Ersatzteile, selbst für „steinalte“ Geräte.
Hier tut etwa ein Refurbished Thinkpad (T61 Widescreen, 1440×900, Core 2 Duo, 2 GB RAM, 160 GB HDD) seinen Dienst – also ein Business-Gerät, welches gebraucht, aber generalüberholt worden ist (vom Hersteller!). Kürzlich auf 4 GB aufgerüstet, und die neue Festplatte (320 GB) harrt im neuen Erweiterungsmodul ihrer Dinge (bis dato noch keine Zeit gehabt, mein System = GNU/Debian 6.0 umzuziehen).
Nebenbei ist die Unterstützung seitens der Open Source-Betriebssysteme für Business-Geräte wesentlich besser, macht also nochmal einen Zusatzbonus aus 😉
cu, w0lf.
Hallo Lennstar – super Tipp! Danke! Grüsse, Ilona