Naturnahe Laubwälder, insbesondere Buchenwälder, sind das flächenmäßig bedeutendste Naturerbe, das Deutschland zu bewahren hat, schreibt die Naturschutzorganisation BUND. Klar, und darauf sind wir doch auch stolz oder? Wie es um den deutschen Wald allerdings wirklich bestellt ist, zeigt nun eine neue Untersuchung des BUND: das Schwarzbuch Wald…
Mit seiner Untersuchung will der BUND heraus gefunden haben, dass die heutige Waldwirtschaft in Deutschland keineswegs den gesetzlichen Anforderungen und dem Naturschutz genügt – wie Waldbesitzer und Forstverwaltungen laut BUND gerne behaupteten. 15 Fallstudien hat der BUND nach eigenen Angaben in seinem Schwarzbuch Wald untersucht. Elf davon hätten Kahlschläge durchgeführt – der häufigste Verstoß. In den Fallstudien seien jedoch insgesamt rund 50 Eingriffe zu finden, schreibt der BUND, die gegen geltende Gesetze und Vorschriften verstoßen beziehungsweise aus naturschutzfachlicher Sicht massiv zu kritisieren sind.
„Die Studie zeichnet damit ein erschreckendes Bild der deutschen Waldwirtschaft in den öffentlichen Wäldern diverser Bundesländer. Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse ist, dass die in der Fallstudie kritisierten Eingriffe von verantwortlicher Seite vielfach nicht als kritikwürdig beziehungsweise nicht als Verstoß gegen Vorschriften betrachtet werden. Weiterhin ist auffällig, wie oft die Verkehrssicherungspflicht als Deckmantel für massive Eingriffe missbraucht wird“, schreibt der BUND auf seiner Website.
Zudem soll laut Studie das Land Nordrhein Westphalen beispielsweise Staatswald aus Schutzgebieten verkauft haben, um seinen Haushalte zu sanieren! Alles in allem unterlägen nur noch 0,5 Prozent der gesamten deutschen Wälder keiner forstlichen Nutzung! Dabei sollte den Politikern klar sein, dass es hierbei nicht nur um ein Kulturerbe geht, das es zu schützen gilt. Es geht nicht um den Luxus eines schönen Anblicks beim sonntag-nachmittäglichen Spazierengehen oder früh-morgendlichen Joggen. Es geht um die Zukunft, die wir unseren Kindern anbieten…
Der BUND hat aus seinen Recherche-Ergebnissen natürlich Forderungen abgeleitet:
1. Eine „gute fachliche Praxis“ definieren und verankern
Eine allseits verbindliche Definition und die gesetzliche Verankerung von Standards der „guten fachlichen Praxis“ auf Länder- insbesondere aber auf Bundesebene
2. „Urwälder von morgen“ schaffen – Artenvielfalt umfassend bewahren
Mittelfristig Stilllegung (Prozessschutz) von mindestens 5 Prozent der Waldfläche in Naturwaldreservaten und Kernzonen von Großschutzgebieten, im öffentlichen Wald wegen der Vorbildfunktion 10 Prozent; Ergänzung durch prozessgeschützte Trittsteine auf weiteren 5 Prozent der Waldfläche
3. Reduzierung der Verkehrssicherungspflichten der Waldbesitzer in den Wäldern
Befreiung der Waldbesitzer von der Verkehrssicherungspflicht in den Wäldern im Hinblick auf natur- oder waldtypische Gefahren
4. Verbot von Kahlhieben
Kahlhiebe grundsätzlich verbieten
5. Umfassende Nachhaltigkeit der Holznutzung sicherstellen
Holznutzung im öffentlichen Wald muss vorbildlich Arten- und Klimaschutzbelange beachten
6. Hochrangige Schutzgebiete stärken
Naturschutzbehörden bei Eingriffen in hochrangige Schutzgebiete umfassend einbinden; Verstöße verfolgen und ahnden
7. FFH- bzw. SPA-Gebiete naturschutzfachlich kompetent managen
Managementpläne für FFH- bzw. SPA-Gebiete zeitnah erstellen und konsequent umsetzen
8. Rahmenbedingungen der Forstwirtschaft verbessern
Kritische Überprüfung der Forstreformen in Hinblick auf Erfüllung der ökologischen Nachhaltigkeit sowie Korrektur des Personalabbaus; Forstpersonal naturschutzfachlich fortbilden
9. Zertifizierung des öffentlichen Waldes nach FSC- bzw. Naturland-Standards, Ausstieg aus PEFC
Öffentlichen Wald aufgrund seiner Vorbildfunktion nach FSC- beziehungsweise Naturland-Standards zertifizieren; aus PEFC aussteigen
10. Angepasste, waldverträgliche Schalenwilddichten
Modernes Wildtiermanagement anstelle von Trophäenjagd. Angepasste Wilddichten nach dem Grundsatz „Wald vor Wild“
Es bleibt abzuwarten, ob die Menschen und die Medien auf das Schwarzbuch reagieren und so Druck auf die Politik erzeugen, den Schutz der Wälder ernster zu nehmen!
Weitere Infos sowie das Schwarzbuch als PDF zum Herunterladen gibt es unter: www.bund.net/schwarzbuch-wald
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