Lebensmittel in dem Müll – ein Film über traurige Tatsachen

Während in Ostafrika die Hungersnot tobt und wir betroffen auf den Bildschirm starren, machen sich wohl die meisten von uns (mich eingeschlossen) nicht bewusst, wie verschwenderisch wir alle leben. Jeder von uns. Ohne Ausnahme! Denn über die Hälfte all unserer Lebensmittel landen im Müll. Jeder zweite Salatkopf, jede zweite Kartoffel, jedes fünfte Brot. Meist schon bevor die Produkte überhaupt über die Ladentheke gegangen sind. Milchprodukte „müssen“ oft schon 2 Tage vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums entsorgt werden, weil sie eh keiner mehr kauft. Ein schockierender Film rüttelt nun auf: Valentin Thurns „Taste the Waste“ kommt Anfang September in unsere Kinos.

Insgesamt sind es 15 Millionen Tonnen Lebensmittel, die jährlich in Deutschland entsorgt werden „müssen“. Das würde laut Thurn eine Kette von 500.000 LKWs ergeben, die sich auf einer Strecke von Berlin nach Peking aufreihen ließen. Eine unvorstellbare Verschwendung, die wir alle tagtäglich unterstützen: Wer entscheidet, wann ein Lebensmittel zu Müll wird? Sind es die pingeligen Verbraucher? Sind es die Supermarktbetreiber im Konkurrenzkampf? Sind es die Bauern? Die Zwischenhändler? Köche in Kantinen und Restaurants?

Ist es unsere kollektive Vorstellung davon, wie „gesunde“ Lebensmittel aussehen sollen? Sind die vielen, verschwendeten Lebensmittel ein Opfer der glossy Hochglanzbilder aus der Werbung? Verschieben sie unsere Vorstellung vom Aussehen einer Tomate oder einer Kartoffel ins Absurde, Dekadente, Imaginäre, Disney-World-lässt-grüßen-Phantasiereich? Wie sehr hängt die Vorstellung, wir seien nicht mehr als unser Körper – und unser Körper sei nicht mehr als ein permanent optimierungsbedürftiges Niemals-gut-genug-Objekt, damit zusammen? Fragen, denen wir uns auf der Suche nach einer besseren, gerechteren, ehrlicheren Welt wohl stellen sollten.

 

Valentin Thurn und seine Crew tut dies jedenfalls. Sie spricht mit Supermarkt-Inhabern, Bauern, Köchen und auch Menschen, die sich für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln einsetzen. Mit solchen aus der Slow-Food-Bewegung zum Beispiel oder den Ehrenamtlichen der diversen Tafel-Organisationen. Sie zeigen Menschen, die dumpstern (auch containern genannt) gehen – also die zum Teil noch originalverpackten Lebensmittel aus den Mülltonnen der Supermärkte fischen. Weil sie es sich anders nicht leisten können oder aus Überzeugung. Soviel verspricht zumindest die Pressemitteilung zum Film. Wir werden uns den Film natürlich so bald wie möglich anschauen.

Idealerweise kann man dies auch gleich noch mit einem direkten Austausch mit anderen, engagierten oder wach gerüttelten Menschen tun: vom 10. bis 17. September sind anlässlich des Kinostarts verschiedene Aktionen gegen die Lebensmittelverschwendung geplant: Aufgetischt wird in Berlin, Hamburg, Kiel, Mainz, Kassel, Aachen, Stuttgart und Ludwigsburg auf großen, öffentlichen Tafeln, was ansonsten im Müll landen würde. „Dabei werden wir darüber debattieren, wie diesem Wahnsinn ein Ende gemacht werden kann“, schreibt die Initiative meine-landwirtschaft.de.

Wir machen auf jeden Fall mit und berichten euch – und vielleicht sieht man sich ja auch!

Mehr Infos zum Film, zu den Aktionen und auch interaktiven Austausch findet ihr auf der Website: http://tastethewaste.com/