Schenken ist im Grunde genommen das Subversivste, was man in einer Gesellschaft des unendlichen Wachstums, Gewinnstrebens und Konsums überhaupt tun kann. Vor allem dann, wenn es etwas ist, das vorher nichts gekostet hat! Pünktlich zu Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Schenkens, gibt es nun zwei tolle neue Online-Ideen zu dem Thema, die wir euch unbedingt noch vor den Feiertagen vorstellen wollen.
WellYunit – Die Online-Plattform für’s Schenken
Seit einigen Wochen gibt es eine neue Online-Community namens WellYunit, auf der man das selbstlose Schenken üben kann. Jawohl üben, denn selbstloses Schenken – womöglich noch an Menschen, die wir nicht (gut) kennen – ist für uns eine eher ungewohnte Sache. Von klein auf bekommen wir eigentlich mal mehr, mal weniger subtil vermittelt, dass wir vor allem darauf achten müssen, nicht zu kurz zu kommen, auf der Strecke zu bleiben oder der Dumme zu sein, der es (als Einziger mal wieder) nicht geschafft hat, einen besonderen Vorteil aus einer Situation zu ziehen…
Dabei ist schon seit Jahren erwiesen: Schenken macht tatsächlich glücklich. Eine Studie aus Kanada zeigt: Geld für andere auszugeben, gibt uns ein gutes Gefühl. Und wenn die Menschen einer Gesellschaft verlernen, großzügig zu sein und zu schenken, dann verdirbt dies das gesamte soziale Gefüge, wie dieser Artikel des Magazins „Engagiert“ zeigt. Nicht schenken zu können oder zu wollen lässt unsere Welt im wahrsten Sinne des Wortes verarmen!
Zeit statt Zeug schenken!
Von der Tausch- zur Schenkökonomie
Die Ausweglosigkeit unseres derzeitigen Wirtschaftssystems (mit all seinen Finanz-, Sozial- und Umweltkrisen) sowie die Sinnentleerung von Arbeit und Freizeit (Konsum!) bringen immer mehr Menschen dazu, sich über Alternativen Gedanken zu machen. Schon seit Jahren gibt es – parallel zu unserer Marktwirtschaft – Projekte, die etwa auf dem Tauschen basieren (etwa Tauschringe und ähnliches).
Anhänger der so genannten Schenkökonomie gehen noch weiter: Güter und Dienstleistungen werden hier nach Bedarf und ohne Gegenleistung weiter gegeben – aber, auf der anderen Seite, eben auch erhalten. Ursprünglich hat man dabei vor allem an die Ökonomien von Urvölkern gedacht. Doch hat man mittlerweile auch in unserer heutigen Gesellschaft Schenkökonomien in Teilbereichen unserer Gesellschaft ausgemacht (mehr dazu bei Wikipedia).
WellYunit: Glück schenken!
Was willst Du schenken?
Dabei lässt sich beobachten, dass sich in unserer Welt, in der es zum Teil Dinge gibt, die viel zu viel da sind, die Wertigkeit von Geschenken verschiebt. Wer hat nicht schon mal innerlich aufgestöhnt, als er oder sie etwas geschenkt bekommen hat, mit dem er oder sie nun wirklich nichts anzufangen weiß? Und diese Fälle mehren sich, je mehr wir haben. Heute muss man oft schon gezielt nachfragen, um überhaupt noch etwas schenken zu können, was ein anderer nicht schon hat oder überhaupt nicht braucht. Und auch die Bedenkzeiten, die wir brauchen, damit uns überhaupt noch ein Wunsch einfällt, werden immer länger!
Zeit statt Zeug schenken!
Nicht umsonst kann man zum Beispiel bei WellYunit nicht nur Gegenstände (Sachen) schenken, sondern auch Geld, Rat und Tat. Letzteres dürfte meiner Prognose nach das wertvollste Gut sein, denn es hängt mit etwas zusammen, dass viele von uns, viel zu wenig haben: Zeit!
Ähnlich hat wohl auch eine Werbeagentur aus Wiesbaden gedacht – ja, ihr lest richtig: Eine Werbeargentur. Es kommt ja selten vor, dass wir über Agenturen schreiben. Aber es kommt ja auch selten vor, dass eine Werbeagentur vom Kauf teurer Produkte abrät. Aber genau das ist in diesem Fall geschehen: Unter dem Motto Zeit statt Zeug kann man hier online Gutscheine für Zeitgaben erstellen und verschicken. Etwa für „Stricken lernen statt Pullover“ oder „Fussball spielen statt Konsole“ oder auch „Zoobesuch statt Stofftier“.
Mit diesen Inspirationen wünschen wir Euch eine schöne Weihnachtszeit und ein wunderbares, schenkreiches neues Jahr!
P.S.: Danke an CIS für das schöne Aufmacherbild mit dem Nikolaus vor dem Mond! (via pixelio)
P.P.S.: WellYunit erhebt übrigens einen Mitgliedsbeitrag. Die ersten 30 Tage kann man aber kostenlos testen. Der Grund ist, dass die Plattform frei von Werbung und anderen kommerziellen Interessen bleiben möchte. Sehr löblich! Und noch löblicher, dass 20 Prozent der Beiträge für einen guten Zweck gespendet werden. Man schenkt also auch dann, wenn man nicht aktiv ist (das soll jetzt aber keine Aufforderung sein!).
„Zoobesuch statt Stofftier“ meinte ich natürlich
Gute Idee ABER Bitte Bitte Bitte streich das „Zoobesuch statt Haustier“. Einen Zoo zu unterstützen macht die Welt sicher nicht besser
http://www1.wdr.de/themen/panorama/zoobericht100.html
Schenken ist jedes Jahr ein spannendes Thema und nicht nur zu Weihnachten! http://blog.wernerlampert.com/2012/12/schenken/
Finde ich auch, Isabell. Auch ein interessanter Link von dir.
Klasse fand ich in dem Artikel auch den Fokus, dass es eben auch besonders schön ist, Immaterielles zu schenken.
Und wenn wir jeden Tag, den wir geschenkt bekommen, auch genießen und dies mit Schenken verbinden, indem wir anderen – und uns selbst damit ja auch – Freude bereiten*, kommen wir zu einem besseren und glücklicheren Miteinander und mehr zu mehr Glück für uns selbst.
*und das können auch schon kleine Gesten und Dinge sein, die aber große Wirkung entfalten- Der von Isabell verlinkte Blogartikel titelt ja z.B. mit „Schenk mir ein Lächeln“