Jeden Montag beschäftigen wir uns mit einer grundsätzlichen Frage. Höchst hypothetisch, suggestiv und meinungsmachend. Dieses Mal lautet sie: Was wäre, wenn Tiere die gleichen Rechte hätten wie wir?

Wir Menschen nehmen uns gegenüber der Natur viel heraus. Immer schon. Wir haben uns die Erde untertan gemacht, haben es dabei aber nicht belassen. Alles, aber auch wirklich alles wird unterworfen, gebändigt, kultiviert, kommerzialisiert – so wie es uns in den Kram passt. Alles was sich nicht verwenden und ausnutzen lässt, hat für uns als Weltgemeinschaft keinen Wert. Auch wenn wir sehr wohl auf unsere eigenen Rechte und Vorzüge pochen – der Natur, den empfindungsfähigen Lebewesen, den Tieren die mit uns gemeinsam auf diesem Planeten leben, billigen wir sie nicht zu.

Tierrechte einfach erklärt – TRUFEorg
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>>Wir müssen keine neue Moral für Tiere finden, sondern damit aufhören, sie aus unserer vorhandenen Moral auszuschließen.<< (Filmzitat)

Was aber wäre, wenn dies genau geschähe? Wenn wir den Tieren die gleichen Rechte zugestehen würden – und sie auch danach behandeln würden? Doch was geschieht stattdessen? Wir sehen sie als Ware, Störer, Bedrohung, als etwas Ekeliges, Niederes und leiten daraus unser Recht ab, sie zu schinden, zu degenerieren, sie einzupferchen, zu erniedrigen, zu quälen und massenweise zu töten.

Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit des Individuums

In der Charta der universellen Menschenrechte wird jedem Menschen in der Präambel das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person zugesagt. Wir sind weit entfernt davon, diese auch anderen Lebewesen zu gewähren. Schauen wir uns die Machtverhältnisse an, so können wir beobachten, das gerade die großen Machtzentren, die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, China (und zunehmend auch Europa) sich um diese Rechte kaum scheren.

„Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ (Charta der universellen Menschenrechte, Artikel 3)

Wir Menschen verstricken uns in immerwährende Kämpfen und übervorteilen uns gegenseitig. Wir führen Kriege – mit Waffen, diplomatisch, mit Geld und medial – anstatt uns global für die Gewährung dieser Rechte einzusetzen. Und wenn wir noch nicht einmal einander fürsorglich behandeln, wie sollten wir dann begreifen, dass es unsere vornehmlichste Aufgabe sein muss, den Tieren einen Schutzraum und jede erdenkliche Fürsorge zukommen zu lassen?

Was wäre, wenn Tiere ein Recht auf Leben hätten? Würde es uns dabei schlechter gehen? Sicher gäbe es an vielen Stellen erhebliche Probleme, was unsere Nahrungsgewohnheiten beträfe. Doch in einer funktionierenden Weltgemeinschaft wären diese lösbar. Und umgekehrt: Auch jetzt, wo wir millionenfach Tiere „produzieren“, um sie dann zu essen, müssen Millionen Menschen täglich hungern. Weil, ja weil die Nahrung ungerecht verteilt ist auf der Welt.

Was wäre, wenn Tiere ein Recht auf Freiheit hätten? Würden wir dann unsere eigene Freiheit aufgeben? Sicher müssten wir einen beachtlichen Teil unseres eigenen Freiraums hergeben. Doch ist der Gedanke ketzerisch? Einerseits sorgt der >>Lebenstil<< der Weltgemeinschaft dafür, dass immer mehr Tiere aussterben. Andererseits tun wir Menschen alles dafür, uns gegenseitig in der Freiheit zu beschränken.

Was wäre, wenn Tiere ein Recht auf Sicherheit hätten? Wäre unser Leben deshalb unsicherer? Nein, gewiss nicht. Auch wenn der Mensch alles daran zu setzen scheint alles was wild und frei ist einzugrenzen, zu unterbinden und ihm eine menschliche Ordnung zu geben… Doch ist der Mensch jetzt frei? Ist er sicher, in einer Welt, in der die ersten beiden Aspekte nicht gewährt werden?

Earthlings / Erdlinge

[youtube width=“500″ height=“282″]https://www.youtube.com/watch?v=vo3lpQm1nG4[/youtube] ACHTUNG: Die Videos auf dieser Seite zeigen teils grausame Szenen. Kinder, Tierliebhaber und alle mitfühlende Menschen sollten sie nicht anschauen!

Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden

Und, wie halten wir es hier? Wir sagen zwar von uns, dass wir zivilisiert seien. Doch Sklaverei und Leibeigenschaft sind weltweit nicht abgeschafft. Einerseits haben wir ein globales Wirtschaftssystem, welches uns bindet und uns zwingt, uns zerstörerisch zu verhalten, um uns selbst zu erhalten. Wir haben hierarchische Systeme, Unternehmen, Institutionen, welche den unbedingten Gehorsam voraussetzen, um in ihnen bestehen zu können. Freiheit gilt nur dort, wo sie im Ganzen systemische Vorteile gewährt. Andererseits haben wir uns philosophische, ethische und kulturelle Grundlagen geschaffen, die uns als Individuum kaum mehr echte Freiheit zugestehen.

Doch um ein vielfaches schlimmer halten wir es mit den Tieren…

„Solange der Mensch denkt, dass Tiere nicht fühlen können,
müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken können…“

(Anonymer Autor)

Nicht, dass wir sie „nur“ millionenfach züchten, nur um sie dann nach unseren Vorstellungen zu nutzen. Nein, wir schaffen ihnen dabei ein Umfeld, ein Leben, das geradezu erbärmlich ist. Wir geben ihnen gerade mal den Lebensraum und den Komfort, der nötig ist, um sie am Leben zu halten und sie gewinnbringend zu veräußern. Wir sehen sie nicht als Individuen, sondern als Produkte, als „Nutztiere“, die allein deshalb existieren, damit sie uns dienen und nutzen. Was anderes ist dies, als Sklaverei der schlimmsten Art?

Tierversuche

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Tiere sind vor dem Gesetz keine Individuen, geschweige denn >>Personen<<. Sie sind lediglich Sachen. Und so ist ein Übermaß an Brutalität, Quälerei, und bestialischer Perfektion beim Handwerk des Tötens, selbst gesellschaftlich, nichts weiter als ein verdinglichter Mechanismus. Wer zu weit geht, schädigt hier per Definition eine Sache, kein Mitgeschöpf und Wesen, das dem Menschen schutzbefohlen ist.

>>Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in all ihren Formen sind verboten.<< (Charta der universellen Menschenrechte, Artikel 4)

Wir Menschen scheinen außerstande, moralisch, ethisch, aber auch intellektuell das Ausmaß der Entrechtung zu erfassen.

Folter, Erniedrigung und Strafe

Schaffen wir Menschen es wenigstens, auf diesem niedrigen Level, der Welt um uns herum gerecht zu werden? Nein. Und zwar ein ganz klares Nein. Wir scheinen nicht in der Lage, uns gegenseitig das Leid der Folter und Erniedrigung zu ersparen. Und wir gehen sogar soweit, uns dieses Verhalten moralisch zu rechtfertigen.

Doch was tun wir alles den Tieren an… Es reicht schon unsere eigene Unzulänglichkeit, um damit die massenhafte Folter von Tieren zu rechtfertigen. Wir nennen es zwar „Tierversuche“, doch dahinter verbirgt sich der hemmungslose Umgang mit unseren Mitgeschöpfen aus niedersten Erwägungen. Wir wollen neue Produkte auf den Markt bringen, um uns zu bereichern. Wir wollen unsere Schönheit, unsere Gesundheit unser Menschsein verbessern und lassen dafür Hunderttausende Tiere in unseren Laboratorien leiden.

„Wer Tiere quält, ist unbeseelt
und Gottes guter Geist ihm fehlt,
mag noch so vornehm drein er schaun,
man sollte niemals ihm vertraun.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

Wir nennen sie Haustiere, da sie „uns gehören“. Doch nur zu oft, heißt dies, dass sie allein zu unserem Gefallen zu existieren haben. Sie müssen tun, was wir wollen, so aussehen, wie wir es wünschen, so riechen, so klingen wie wir es verfügen. Was anderes ist Leibeigenschaft?

„Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“ (Charta der universellen Menschenrechte, Artikel 5)

Zum Glück gibt es genügend Menschen, die ihre Tiere wie Gefährten, wie Freunde und Familienmitglieder behandeln. Für die ein Tier ein Besucher aus dem Paradies erscheint, aus dem wir uns selbst geworfen haben. Als ein Wesen aus einer Welt, in der Nächstenliebe und Herzensgüte das oberste Gebot darstellen.

Was also wäre, wenn Mensch und Tier gleich wären?

In diese Frage münden alle Fragen ein. Und wenn wir wohl auch auf absehbare Zeit außerstande sein werden, uns gegenseitig als vollends gleich zu empfinden, so sollten wir doch alles daran setzen unser Recht auf diesem Planeten zu leben dadurch erarbeiten, in dem wir den Tieren grundsätzliche und umfängliche Rechte zubilligen. Es müssen nicht dieselben Rechte sein, es reichen einige wichtige Grundrechte – so wie oben benannt. Und jeder Mensch der diesen zuwider handelt, sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Denn den Grad unseres Menschseins, können wir daran ermessen, wie wir mit den Tieren umgehen.

„Je früher unsere Jugend von sich aus jede Rohheit gegen Tiere als verwerflich anzusehen lernt, je mehr sie darauf achtet, dass aus Spiel und Umgang mit Tieren nicht Quälerei wird, desto klarer wird auch später ihr Unterscheidungsvermögen werden, was in der Welt der Großen Recht und Unrecht ist.“ (Theodor Heuss)

Nach § 1 des deutschen Tierschutzgesetzes werden Tiere als „Mitgeschöpfe“ anerkannt und das Zufügen von Schmerzen, Leiden oder Schäden ohne vernünftigen Grund ist verboten. Tierversuche werden in §§ 7–9 Tierschutzgesetz geregelt. Darin werden zunächst Grundsätze für Tierversuche festgelegt (Definition; Vermeidung von Schmerzen, Leiden oder Schäden; ethische Vertretbarkeit, Unerlässlichkeit für das wissenschaftliche Forschungsvorhaben). Laut § 7 dürfen Tieren Schmerzen, Leiden und Schäden zum Vorbeugen, Erkennen oder Behandeln von Krankheiten, zum Erkennen von Umweltgefährdungen, zur Prüfung von Stoffen oder Produkten auf ihre Unbedenklichkeit und im Rahmen der Grundlagenforschung zugefügt werden.[7]“ (Wikipedia)

Zahl der Versuchstiere für die Erforschung von Krankheiten bei Mensch und Tier im Jahr 2011

Zahl der Versuchstiere 2011


Vorliegende Grafik bildet die Zahl der Versuchstiere für die Erforschung von Krankheiten bei Mensch und Tier im Jahr 2011 in Deutschland ab. Zur Erforschung von Herz-Kreislauferkrankungen wurden in Deutschland 2011 insgesamt 107.830 Mäuse als Versuchstiere eingesetzt.

Bild-Credit: Reinhard Grieger (via Pixelio).