Wie motiviere ich andere zum Engagement für eine bessere Welt? Marek und mich beschäftigt diese Frage, dieses Anliegen, die Mission so sehr, dass wir darüber noch und nöcher schreiben. Hier die 7 wichtigsten Schritte, die wir bisher gefunden haben!
Schritt 1: Vorbild sein
Neulich haben wir ein tolles Buch von der Lebensberaterin Mel Robins gelesen (wir lesen uns morgens im Bett oft vor). Es trägt den Titel “Let them” und handelt davon, andere nicht ständig verändern und kontrollieren zu wollen. Ihre eindeutige und wie ich finde, recht überzeugende Botschaft: Vergiss es, du kannst andere nicht verändern! Ich musste schlucken: Ist die Frage ‚Wie motiviere ich andere zum Engagement für eine bessere Welt?‘ also sinnlos??? – jagte mir als Gedanke sofort durch den Kopf. Jein, würde ich sagen. Denn du kannst andere natürlich schon dabei unterstützen, es selbst zu wollen. Der erste und beste Schritt dafür ist: Sei selbst die Veränderung, die du dir von anderen wünschst!
Nichts motiviert mehr als das vorzuleben, was du dir von anderen wünschst. Wenn du selbst mit echter Überzeugung und Begeisterung für eine bessere Welt einstehst, merken deine Mitmenschen das, hundertprozentig! Und wenn sie das richtig toll finden, dann fangen sie womöglich auch an, ihre eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen. Authentisch so zu sein, wie du dir das von allen anderen wünschst, ist der beste Weg, andere zu inspirieren, das gleiche zu tun – und zwar ohne sie zu belehren.
Aber was macht dich in den Augen der anderen eigentlich zu einem Vorbild? Wie findest du heraus, wann du für andere eine Inspirationsquelle bist und sie Lust haben, dich nachzuahmen? Dazu habe ich drei Tipps aus meiner Erfahrung (es gibt sicherlich noch viele weitere gute Ideen und wenn du noch welche hast, dann würde ich mich riesig freuen, wenn du sie hier als Kommentar unter diesem Beitrag hinterlässt!):
- Sei ehrlich zu dir selbst und reflektiere dein eigenes Engagement. Welche Werte treiben dich an? Welche Herausforderungen hast du bereits gemeistert? Indem du deine persönliche Geschichte teilst – mit all den Höhen und Tiefen –, öffnest du Türen für Gespräche, die verbinden. Menschen spüren, wenn du echt bist, und genau das weckt ihre Neugier und ihren Wunsch, selbst aktiv zu werden. So motivierst du sie zum Engagement für eine bessere Welt!
- Kenne deine Wissens-Verhaltenslücke. Bei allen, wirklich allen Menschen gibt es eine Lücke zwischen ihren Idealen und ihrem tatsächlichen Handeln. Es gibt sogar einen Fachbegriff dafür: Den Value-Action-Gap. Das bedeutet, dass auch du nicht immer zu hundert Prozent nach deinen Werten und Überzeugungen lebst (wenn du jetzt denkst, dass es dir nicht so geht, dann liegst du falsch. Es liegt daran, wie unser Gehirn funktioniert und deines funktioniert genauso). Trau dich also, auch deine eigenen Inkonsequenzen und Fehler zuzugeben. Das verhindert zum einen, dass andere dich als vorwurfsvoll und moralisch überheblich wahrnehmen. Es macht dich vielmehr nahbar und zeigt: Veränderung ist ein Prozess, kein Perfektionswettbewerb. Die Leute wissen dann, dass auch sie nicht perfekt sein müssen. Das macht es viel leichter zu sagen “ja, ich mach mit!”
- Rede darüber. Das fällt manchem leichter, anderen weniger. Aber gute Geschichten (in denen du kein strahlende Heldin oder ein strahlender Held bist, sondern du selbst mit allen Fehlern und Schwächen) finden Menschen immer spannend und inspirierend.
Schritt 2: Schaffe Gemeinschaft und Zugehörigkeit
Gemeinsam macht Engagement einfach mehr Spaß, denn in einer Gruppe entsteht ein starkes Wir-Gefühl, das motiviert und verbindet. Wenn Menschen sich als Teil von etwas Größerem erleben, sind sie eher bereit, aktiv zu werden und dranzubleiben. Zusammen können Menschen mehr bewegen – und das spüren alle, denke ich.
Doch wie kann ich eine Gemeinschaft rund um deine Werte und das, was mir wichtig ist, herstellen? Wie begeistere ich andere, sich als Teil dieser Gemeinschaft zu sehen? Und wie motiviere ich andere zum Engagement für eine bessere Welt? Nun, am besten geht das, indem du deine Werte und deine Vision mit anderen teilst.
Menschen brauchen einen greifbaren Grund, warum ihr Engagement Sinn macht – eine Vision, die Hoffnung schenkt und Orientierung gibt. Erkläre deshalb, wofür ihr gemeinsam kämpft und welche Welt ihr schaffen möchtet. Nutze dabei eine Sprache, die Mut macht und den Glauben an positive Veränderung stärkt. Vermeide abstrakte Allgemeinplätze. Erzähle stattdessen von deinen konkreten Zielen und jedem kleinen Erfolg.
So malst du ein Bild einer besseren Zukunft, das Menschen inspiriert und sie motiviert, selbst aktiv zu werden. Indem du diese Vision immer wieder lebendig hältst und mit Leben füllst, stärkst du das Gemeinschaftsgefühl und sorgst dafür, dass der Funke des Engagements weitergetragen wird.
Schritt 3: Betone das Positive
Große Veränderungen brauchen Zeit. Das schreckt viele ab, überhaupt etwas zu tun. Wichtig ist daher, dass du zeigst, dass jeder kleine Schritt wichtig ist. Zeige, wie machbare, alltägliche Handlungen aussehen könnten (etwa bewusster Konsum oder Müllvermeidung) und was das bewirkt (wenn alle das machen würden). So wird Engagement greifbar und niemand fühlt sich überfordert. Mach immer wieder deutlich: Jeder Beitrag ist wichtig und wertvoll.
Meistens schauen wir nur nach vorne und sehen den großen Abstand zwischen dem, wo wir jetzt sind, und unserem Ziel – Klimaschutz oder Tierrechte zum Beispiel. Das frustriert. Selten sehen wir zurück und erkennen, wie viel wir schon erreicht haben. Auch ganz persönlich. Deshalb habe ich dir in einem anderen Blogpost beschrieben, wie du bei dir und anderen die kleinen Schritte feiern kannst.
Schritt 4: Teile auch Leid, Frust, Trauer und Wut
Eine Sache ist mir in diesem Zusammenhang noch wichtig: Wir leben in einer Zeit, in der uns viele Nachrichten überwältigen oder entmutigen. Es braucht daher auch Räume, in denen wir ehrlich über Ängste, Zweifel und Hoffnungen sprechen können. So eine Offenheit schafft Vertrauen und verbindet dich mit anderen Menschen auf einer tiefen Ebene.
Lade deshalb andere dazu ein zu erzählen, was sie bewegt, was ihren Zweifel weckt oder ihre Bedenken schürt. Stell dich ihren Fragen und suche gemeinsam mit ihnen nach Lösungen. So lässt du eine lebendige Gemeinschaft entstehen, die nicht nur auf Idealen und auf dem Positiven basiert, sondern auf gelebter Solidarität und praktischer Unterstützung. Im Austausch wachsen neue Ideen, und aus gemeinsamen Erfahrungen entsteht der Mut, Widerstand zu leisten und aktiv zu bleiben – auch wenn der Weg steinig ist.
Schritt 5: Stärke die Selbstwirksamkeit
Das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken, ist ein starker Motivator. Unterstütze Menschen dabei, Erfolge sichtbar zu machen – sei es ein gelungenes Projekt oder eine spürbare Veränderung im Alltag. Wie motiviere ich sie zum Engagement für eine bessere Welt? Nun, wenn sie erleben, dass ihr Einsatz zählt, wächst ihre Zuversicht und ihr Engagement. Ich habe im Abschnitt zuvor schon gezeigt, wie wichtig es ist, auch die kleinen Schritte zu feiern. Das geht besonders gut, wenn du dir vorher entsprechende Ziele gesteckt hast.
Mein Tipp: Setze dir oder setzt euch möglichst konkrete und erreichbare Ziele. Vor allem, wenn jemand neu mit seinem Engagement für eine bessere Welt beginnt, ist es wichtig, dass er oder sie als erstes zwei oder drei Erfolgserlebnisse hat. Dann wird die Person auch weitermachen.
Wenn es um dich geht, dann solltest du dir also überlegen, welche Ziele du in den nächsten Wochen oder Monaten realistisch erreichen kannst. Zum Beispiel: “Ich schreibe nächste Woche einen Artikel über politische Teilhabe” oder “Ich nehme in diesem Monat an der Demo XY teil”. Je klarer du deine Ziele formulierst und umsetzt, desto direkter erlebst du, wie dein Engagement Wirkung zeigt. Das motiviert und schafft die Grundlage für weitere, größere Vorhaben.
Viele Aktive starten deshalb auch sogenannte Challenges. Ich selbst habe zum Beispiel mal eine Woche lang ohne Geld gelebt, um zu schauen, wie das so ist. Und ich habe dabei andere Menschen eingeladen, mitzumachen und ihre Erfahrungen mit mir zu teilen. Am Ende hatten wir dazu eine Feierabend-Jam-Session, bei der über fünfzig Menschen aufgetaucht sind und wir uns super über das Thema “Geld” ausgetauscht haben.
Schritt 6: Zeig, dass Engagement Freude macht und schön ist
Engagement kann und darf Freude machen. Zeige die bereichernden Seiten eines nachhaltigen Lebens – die Verbindung zur Natur, das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und die kreativen Möglichkeiten, die sich eröffnen. Motivation wächst, wenn wir selbst Nutzen und Freude an unserem Tun erleben. Hier sind drei Beispiele, mit denen ich persönlich schöne Erinnerungen verbinde:
- Gemeinsam Lebensmittel retten und neue Rezepte ausprobieren: Als wir 2014 zum ersten mal die Konferenz für eine bessere Welt in Hamburg machten, retteten wir gemeinsam Lebensmittel. Eine Freundin und Künstlerin machte mit den Leuten sogenannte FoodShariments. Denn weil man beim Lebensmittel retten ja nie genau weiß, was man so zusammen bekommt, muss man beim Kochen dann doch kreativ werden. Über zwanzig Leute kreierten an diesem Tag für knapp 200 Personen ein Flying-Menü von ganz außergewöhnlicher Art (und sehr lecker). Das was ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde!
- Im Ehrenamt Natur schützen und dabei zusammen lachen: Ob du eine Kleidertauschparty organisierst, im Park oder am Strand Müll sammelst oder Insektenhotels mit anderen baust: Wenn du dich für Umweltschutz einsetzt, triffst du auf Gleichgesinnte, die ähnliche Werte mit dir teilen. Bei gemeinsamen Aktionen hast du tolle Gespräche, es wird gelacht und manchmal auch philosophiert. Die Freude, gemeinsam etwas Sinnvolles zu tun, macht nicht nur glücklich, sondern bringt Menschen zusammen – und ein Picknick nach getaner Arbeit schmeckt in guter Gesellschaft doppelt so gut.
- Politische Aktionen mit Kreativität und Humor gestalten: Engagement muss nicht immer ernst und schwer sein. Zum Beispiel haben wir mal einen Schenk-Mob auf Sankt Pauli gemacht. Dabei haben wir Leute aufgefordert Sachen mitzubringen, die sie nicht mehr brauchten, die aber noch gut waren, und die sie verschenken wollten. Das ist schon viele Jahre her, aber es war eine tolle Aktion. Die Reaktion der Passantinnen und Passanten war sehr unterschiedlich und wirklich lehrreich. Manche dachten, wir wären von so eine Firmen-Promo-Aktion und eilten schnell weiter. Andere waren interessiert. Ein Kind hat sich super gefreut. Eine ältere Frau war zu Tränen gerührt. Es haben sich einfach viele schöne Begegnungen ergeben!
Diese drei Beispiele zeigen dir bereits, dass Engagement Menschen verbindet. Es schenkt Freude und macht das Leben bunter – für alle, die mitmachen! Und wenn du das pro-aktiv im öffentlichen Raum zusammen mit anderen machst, ist das sehr inspirierend und ansteckend.
Schritt 7: Persönliche Ansprache und Empathie
Motivation entsteht, wenn wir uns verstanden fühlen. Wie motiviere ich andere zum Engagement für eine bessere Welt? Nun, statt zu belehren, ist es wichtig, zuzuhören und auf die Lebenswelt der Menschen einzugehen. Echtes Interesse und Empathie schaffen Vertrauen und öffnen die Türen für echtes Engagement.
- Kommuniziere ehrlich und offen. Sprich ehrlich aus, was dich bewegt – auch wenn es unbequem ist. Teile deine eigenen Gedanken, Gefühle und Zweifel. Das schafft Nähe und Vertrauen. Wenn du beispielsweise über Umweltschutz sprichst, kannst du offen zugeben, dass du selbst manchmal unsicher bist, wie du am besten helfen kannst.
- Gehe auf die Bedürfnisse und Herausforderungen deiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner ein. Zeige, dass du ihre Sorgen und Wünsche kennst und ernst nimmst. Sprich gezielt an, was sie beschäftigt – zum Beispiel die Ohnmacht angesichts gesellschaftlicher Krisen oder den Wunsch nach Hoffnung und Motivation.
- Stelle Fragen und lade zum Dialog ein. Anstatt nur zu senden, frage aktiv nach den Meinungen, Erfahrungen und Ideen der Anderen. Das zeigt echtes Interesse und Wertschätzung. Etwa: „Was hilft dir, mit negativen Nachrichten umzugehen?“ oder „Welche kleinen Schritte hast du schon ausprobiert?“
- Betone die Gemeinsamkeiten. Unterstreiche eure gemeinsamen oder zumindest ähnlichen Werte und Ziele. Das schafft ein Gefühl von Verbundenheit und Solidarität. Du kannst zum Beispiel schreiben: „Wir alle wünschen uns eine lebenswerte Zukunft für unsere Nachfahren – und gemeinsam können wir daran arbeiten.“
- Mache Mut und vermittle Optimismus. Ermutige andere, ohne die Schwierigkeiten zu verschweigen. Zeige konkrete Wege auf, wie jeder Mensch aktiv werden kann, und feiere auch kleine Erfolge. Ein Satz wie „Auch kleine Veränderungen können Großes bewirken, wenn wir zusammenhalten“ wirkt motivierend und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Fazit: Wie motiviere ich andere zum Engagement für eine bessere Welt?
Motivation für eine bessere Welt entsteht, wenn wir uns als Teil von etwas Größerem erleben, inspiriert werden und mitgestalten können. Druck, Schuldgefühle und Angstmacherei motivieren nicht zu gesellschaftlichem Engagement, Umweltschutz oder politischem Aktivismus. Im Gegenteil – sie können sogar lähmend wirken und dazu führen, dass Menschen sich abwenden, resignieren oder in Passivität verharren.
Die Forschung im Bereich der Umweltpsychologie und der Kommunikationswissenschaften belegt, dass Schuld- und Angstappelle zwar kurzfristig Aufmerksamkeit erzeugen können. Langfristig führen sie aber selten zu konstruktivem Handeln. Menschen fühlen sich schnell überfordert, wenn sie permanent mit Katastrophenszenarien, Schuldzuweisungen oder moralischem Druck konfrontiert werden. Das sogenannte „Fear Appeal“ – also die Kommunikation über drohende Gefahren wie Klimakatastrophen – kann zwar die Wahrnehmung eines Problems schärfen. Aber ohne konkrete, positive Handlungsoptionen bleibt oft nur Ohnmacht und Rückzug.
Eine zentrale Studie dazu stammt von der Umweltpsychologin Sabine Pahl und Kolleginnen und Kollegen (z.B. „The Psychology of Climate Change Communication“, Columbia University, 2009). Sie zeigen: Menschen engagieren sich eher, wenn sie Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft erleben. Positive Botschaften, die Lösungen aufzeigen, Erfolgsgeschichten erzählen und konkrete Mitmach-Möglichkeiten bieten, sind viel wirksamer als reine Angst- oder Schuldkommunikation.
Kurz gesagt: Hoffnung, Empowerment und positive Visionen sind die stärkeren Treiber für Engagement als Druck, Schuld und Angst. Die Welt braucht mutige, optimistische Menschen wie dich, die sich nicht von negativen Gefühlen lähmen lassen, sondern aktiv werden – und andere mitreißen!
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