3+ Tage ohne Geld ausgehen leben – wie geht das? Wie geht es mir damit? Was geht dann nicht? Heute startet mein Selbstversuch und ich lade dich ein: Mach mit!
Geldfrei? Was bisher geschah
Heute morgen schaute ich in meinen Facebook-Account und fand die Nachricht von Stephanie – einer allein erziehenden Mutter, die dazu aufrief, drei Tage lang einen ganz normalen Alltag zu leben, ohne Geld auszugeben. „Das passt ja gut“, dachte ich mir. Denn ab Freitag nehme ich an einem Seminar teil, bei dem es um unser Verhältnis zu Geld geht (Empowered Fundraising von John Croft) – in persönlicher, aber auch gesellschaftlicher Hinsicht.
Geld ist eines der Dinge, die die meisten Menschen davon abhält, das zu tun, was sie eigentlich tun möchten – zumindest ist das eine Aussage, die ich oft höre. Von meinen Freelancer-Kollegen, aber auch von anderen Menschen. Sie fühlen sich in einem Hamsterrad gefangen aus Beruf und Familie. Und was sie in dem Hamsterrad gefangenhält und oft sogar antreibt – das ist das Geld. Aber ist das wirklich so?
Der Gummibärchen-Effekt
Was passiert eigentlich in diesem Hamsterrad mit uns? Wir orientieren uns mit der Zeit doch immer mehr daran, was (wie gut) bezahlt wird – und weniger daran, was wir eigentlich tun möchten. Die Belohnung unseres Entgegenkommens soll die Bezahlung mit Geld sein. Doch das funktioniert eben nicht.
Wissenschaftler haben den sogenannten Gummibärchen Effekt entdeckt: Werden Menschen für Kreativität, Hilfsbereitschaft und soziale Verantwortung belohnt, geht die Motivation dafür schlagartig zurück. Erwerbsarbeit ohne „echten“, inneren Antrieb erzeugt also einfach nur… innere Leere, Sinnlosigkeit und irgendwie auch Traurigkeit! Ich denke, die meisten Menschen kennen dieses Gefühl (auf jeden Fall sagen das Statistiken).
„Wähle einen Beruf, den Du liebst. Und du brauchst keinen Tag mehr in Deinem Leben zu arbeiten“, soll Konfuzius gesagt haben.
Umgekehrt kann eine Arbeit auch ohne geldwerte Entlohnung extrem motivierend sein. Die wirklich überraschend tollen und komplexen Produkte, Lösungen und Dienstleistungen, die mit Hilfe der Peerproduction – bei der Menschen etwa an OpenSource-Projekten gemeinschaftlich, unentgeltlich und hierarchiefrei arbeiten – entstanden sind, bestätigt dies. Wikipedia ist das Paradebeispiel dafür. Und es führt eigentlich ausschließlich zu Dingen, die wir wirklich brauchen.
Der Geld-Müll-Kreislauf
Das derzeit leider so gängige Modell des Hamsterrads führt – gesamtgesellschaftlich gesehen – dagegen zu einer paradoxen Situation: Wir „müssen“ viel arbeiten, um uns viele Dinge leisten zu können, die wir eigentlich gar nicht brauchen… Damit das alles auch weiterhin so läuft, müssen wir die Dinge immer mehr so produzieren, dass sie möglichst schnell kaputt gehen oder veraltet sind (Stichwort „Geplante Obsoleszenz„) – schließlich sollen wir mit diesem ganzen absurden und schädlichen Budenzauber das angeblich notwendige Wachstum erzeugen.
„Wir leben also in einer Gesellschaft, die sich der Produktion von Müll verschrieben hat, die ihre bis zum Rasen gesteigerte Dynamik dem Müll verdankt, die ihre besten Kräfte und alle organisierte Arbeit dem Müll widmet“, schreibt Friederike Habermann in dem E-Book „Zeitwohlstand„, das mir heute morgen auch noch wie zufällig in die Hände geraten ist. Doch: „Was wird aus Menschen, deren Arbeit nicht nur zu nichts nütze ist, sondern schweren Schaden anrichtet?“, fragt sie – und das frage ich mich auch.
Glücklich, weil geldfrei
Komme ich nach dieser Gedankenschleife wieder zurück zu meinem Geldfrei-Leben-Experiment, dann frage ich mich: Kann ich diesem Wahnsinn entkommen, wenn ich nach und nach immer weniger Geld brauche? Vielleicht sogar ganz geldfrei lebe? Wahrscheinlich ist das Typsache. Doch ich persönlich finde schon, dass es mich freier macht in meiner Entscheidung, was ich mit dem Geschenk meines Lebens so anstellen will, wenn ich wenig(er) Geld brauche.
Wenn ich nicht frage: Was wird (wie gut) bezahlt? Sondern: Was erfüllt mich und wie kann ich in dieser Welt etwas bewirken, was andere Menschen, die Gemeinschaft und die gesamte Natur bereichert, verschönert? Deshalb reduziere ich schon seit einiger Zeit meine Ausgaben und versuche minimalistisch zu leben (ein paar Tipps dazu findest Du hier). Nun ist es an der Zeit, einmal so ziemlich schmerz- und risikofrei auszuprobieren wie es sich anfühlt, ganz darauf zu verzichten. Ich halte euch auf dem Laufenden, wie es mir dabei ergeht!
Mach mit!
Wichtig ist für Dich aber nicht so sehr, was ich erlebe – sondern wichtig ist, dass Du Deine eigenen Erfahrungen machst. Etwas nachlesen und mit dem Kopf verstehen ist etwas anderes, als es selbst zu spüren, zu schmecken, zu riechen, zu sehen und zu hören. Deshalb lade ich Dich ein: Mach mit!
Ich versuche bis einschließlich kommenden Montag (den 22. Juni 2015) komplett auf Geld zu verzichten. Es gibt bei Facebook auch eine One-Week-Challenge, bei der weltweit Menschen von Sonntag bis Sonntag (21. bis 28.6.) geldfrei leben. Das bedeutet:
- Nichts zu kaufen – auch nicht mit Karte!
- Du kannst Dir Deinen Kühlschrank im Vorfeld so voll packen, wie Du möchtest. Das bleibt Deinem Experimentier- und Forscherdrang überlassen.
- Entscheide, ob Du es 3 Tage lang probieren willst oder 4 oder 5.
Und melde Dich gerne bei uns (kommentiere zum Beispiel hier oder bei uns auf Facebook) und teile Deine Erfahrungen mit anderen. Wir freuen uns!
[notification type=“notification_info“ ]
Links zum Thema: Geldfrei leben
- Geplante Obsoleszenz oder der vermeintliche Sinn des Unsinns
- Buchtipp: Kaufen für die Müllhalde
- Glücklich ohne Geld – über den Geldverzichter Raphael Fellmer
- Ecobasa: Ein Interview über die Schenk-Ökonomie
- 32 Tipps für ein minimalistisches Leben
[/notification]
Bildquelle: TheThreeSisters (flickr)
Mach ich so oft, es fällt einem definitiv leichter wenn man aufn Dorf lebt, als in der Stadt. Doch auch wenn ich mal in er Stadt bin und so umher gehen und andere Beobachte oder mir was anschaue….Frage ich mich selbst. „Brauche ich das wirklich?“ Bevor ich es kaufe. Meist lege ich es dann zurück. Viele in meinem Freundeskreis kaufen sich Sachen, die sie eigentlich nicht brauchen. Das ist für sie aber ein Bedürfnis von Glück. Aber es ist nicht von Dauer und ob es das wirklich Wert ist? Ich glaube nicht.
Ja, Du sprichst mir aus der Seele 🙂
Ui toll ich mache von Freitag bis Sonntag mit 🙂
Hab’s auch mal ca. 14 Tage probiert. Ging überraschend gut, sehr lehrreich, macht bewusster – und die Erfahrung, dass es auch ohne geht beruhigt doch ungemeint.