Einfacher leben, weniger besitzen, glücklicher sein. Es gibt immer mehr Menschen, die sich das wünschen. Doch wo soll man genau anfangen? Wir haben da ein paar Tipps.


Christof Herrmann ist selbst ernannter Minimalist, Fernwanderer und Blogger und hat für uns die wichtigsten Tipps für ein zufriedenes, minimalistisches Leben zusammengetragen:

Weniger Geld

  • Lebe unter Deinen Verhältnissen, aber innerhalb Deiner Möglichkeiten und für Deine Träume.
  • Lege den Inhalt Deines Geldbeutels auf einen Tisch und halbiere ihn. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, die eine oder andere Kundenkarte loszuwerden!
  • Mache keine Schulden oder versuche möglichst schnell schuldenfrei zu werden. Schulden machen das Leben kompliziert und sind Freiheitsräuber.
  • Verzichte auf unnötige Versicherungen. Meiner Meinung nach reicht es aus, die existenzbedrohenden Risiken abzusichern. Welche das sind hängt von der jeweiligen Lebenssituation, von Familienstand und Besitz ab.

Weniger Konsum

  • Kaufe nur Dinge, die Du brauchst. Wenn Du etwas Neues kaufen möchtest, dann frage Dich: Besitze ich das wirklich noch nicht? Würde sich mein Leben durch den Kauf verbessern? Würden mit daraus Nachteile entstehen? Schiebe den Einkauf im Zweifel auf, um zu sehen, wie dringend Du das wirklich brauchst.
  • Mache Wocheneinkäufe, das spart Zeit und Nerven. Mache sie nicht am Freitag Nachmittag oder Samstag.
  • Mach eine einmonatige Konsumdiät, in der Du ausschließlich lebensnotwendige Dinge wie Nahrungsmittel kaufst. Anstatt ins Konzert zu gehen, mach selbst Musik. Anstatt Klamotten zu kaufen, sortiere Deinen Kleiderschrank neu. Anstatt in den Zoo zu gehen, gehe in die Natur.
  • Trenne Dich einen Monat lang täglich von zehn Dingen (wenn Du die Konsumdiät erfolgreich verkraftet hast). Wenn Du das Experiment verlängerst, hast Du nach anderthalb Jahren 5.555 Dinge verkauft, verschenkt, gespendet und entsorgt.
  • Vermeide Horten, indem Du Dich an folgende Regel hältst: Für jeden Gegenstand, der in die Wohnung kommt, verlässt ein anderer die Wohnung.
  • Lebe einen Tag lang ohne Energie und Elektrizität. Du wirst ohne Wecker aufwachen, Dich an einem Bach waschen, von Angesicht zu Angesicht kommunizieren, lesen statt fernsehen, gehen oder radeln statt fahren, Rohkost essen und andere ungewöhnliche Sachen machen.
  • Spenden statt Geschenke. Stelle an Deinem Geburtstag einen Korb auf, in dem jeder Geld legen kann, das danach einer sozialen Einrichtung gespendet wird, anstatt Dir ein Geschenk mitzubringen.

Weniger Medien

  • Zieh den Stecker Deines Fernsehers und verstaue das Gerät für einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr, ein Leben…
  • Schnapp Dir ein Buch, das Du schon seit Ewigkeiten lesen wolltest, und mache es Dir auf der Couch bequem.
  • Melde Dich in der Bücherei an. Ausleihen ist billiger, inspirierender und man muss nicht immer alles besitzen.
  • Verhindere Werbung. Klebe einen Keine Werbung! Keine kostenlosen Zeitungen!-Aufkleber an Deinen Briefkasten und trage Dich in die Robinson-Liste ein, damit Du keine Werbepost mehr bekommst.
  • Räume virtuell auf. Räume die Benutzeroberfläche Deines PCs oder Laptops auf, trage Dich aus jedem Newsletter aus, den Du bekommst, aber nicht mehr liest , und melde Dich bei den Social Media-Kanälen ab, die Du schon einen Monat nicht mehr genutzt hast bzw. nicht mehr brauchst. Deinstalliere alle Computerprogramme und Smartphone-Apps, die Du seit einem Jahr nicht mehr verwendet hast.
  • Richte Internet- und Handy-freie Zeiten ein. Entkoppel Dich ab und zu vom Internet und/oder vom Handynetz, von der Telefonleitung, vom Knopf im Ohr. Am besten geht das in der Natur.
  • Reduziere E-Mails. Notiere alle E-Mail-Adressen, unter denen Du privat und geschäftlich erreichbar bist. Wenn es mehr als drei sind, ist es wahrscheinlich, dass Du ohne Probleme ein E-Mail-Konto auflösen kannst.
  • Kündige alle Abos von Magazinen und Zeitungen, die Du nicht regelmäßig liest.

Mehr Haltung

  • Sage Ja oder Nein. Vermeide ein “Vielleicht”, “Jein” oder “Mal sehen”.
  • Sage alle geschäftlichen und privaten Termine ab, die Du nicht unbedingt wahrnehmen musst und zu denen Du überhaupt keine Lust hast. Verbringe stattdessen Zeit mit den Menschen, die Dir wichtig sind.
  • Arbeite weniger. Vermeide Überstunden, nimm unbezahlten Urlaub, reduziere Deine Arbeitszeit anstelle einer Gehaltserhöhung, lege ein Sabbatical ein, kündige.
  • Jage nicht dem Perfekten hinterher, sonder strebe nach Deinem Optimum.
  • Konzentriere Dich auf nur eine Sache. Statt zu arbeiten und dabei ein aufgewärmtes Fertiggericht zu essen, während im Hintergrund der Radio dudelt, erledige lieber Deine Arbeit, koche danach ein gesundes Gericht, esse es in Ruhe und höre schließlich mit Freude Musik. Dieses Vorgehen ist der erste Schritt den Alltag achtsamer zu erleben.
  • Lass Deine Gedanken schweifen und nehme von ihnen Notiz. Versuche sie nicht zu kontrollieren oder zu beurteilen. Es geht nicht darum, alles im Griff zu haben, sondern achtsam zu sein.

Bessere Mobilität

  • Verzichte für alle Strecken bis zu einem Kilometer auf das Auto und auf öffentliche Verkehrsmittel. Geh zu Fuß (oder nimm das Fahrrad). Dies ist die minimalistischste Art der Fortbewegung, schont Umwelt und Geldbeutel und hält Dich fit.
  • Mache in Deiner Umgebung Urlaub. Wie wäre es, mit dem InterRail-Ticket Mitteleuropa zu bereisen, auf dem Rad von der Haustüre aus das eigene Bundesland zu erkunden oder zu Fuß von Salzburg nach Triest zu gehen?

Bewusstere Ernährung

  • Leere Deinen Kühlschrank, putze ihn gründlich und räume dann Stück für Stück wieder ein. Entworge die Lebensmittel, die nicht mehr gut sind. Verschenke die Lebensmittel, die noch gut sind, Du aber nicht magst. Gib den Lebensmitteln, die nicht mehr lange haltbar sind, einen eigenen Platz und verwende sie beim nächsten Kochen.
  • Entdecke die Einfachheit beim Kochen. Vermeide Fertiggerichte.
  • Iss langsam und mit Genuss. Vermeide Ablenkung beim Essen wie Musik hören, E-Mails schreiben oder Zeitung lesen.
  • Ernähre Dich möglichst oft rein pflanzlich. Vegane Ernährung ist nicht kompliziert, auch wenn Fleischesser gerne das Gegenteil behaupten.
  • Trinke Leitungswasser. Minimalistischer kann man den Durst nicht stillen. Kaffee und Tee, Schorle und Cola, Bier und Wein sind Genussmittel.

Bildquelle: Vielen Dank an Rainer Sturm für das schöne Bild von dem Schäferwagen (via pixelio).