Yellow Cake: Atomkraft ist nicht nur am Ende schlimm!

Ein Dokumentarfilm zeigt unbequeme Wahrheiten über den Uranabbau.

 

Während Millionen von Menschen auf die diversen Katastrophen und Umweltverschmutzungen bei der Ölförderung schauen, fragen sich wenige, wie das eigentlich mit der Gewinnung von Uran aussieht? Klar, wir wissen nicht erst seit Tschernobyl und Fukushima: Die Atomkraft ist gefährlich. Außerdem haben wir – obwohl wir schon jahrzehntelang suchen – noch kein passendes Endlager für den Atommüll gefunden. Doch mit der Urangewinnung beschäftigen wir uns nicht – den sogenannten Yellow Cake bestellen wir bequem im Ausland… Der Film »Yellow Cake – die Lüge von der sauberen Energie« schafft Aufklärung

Die Hinterlassenschaften des Uran-Abbaus

Dabei könnten wir Deutsche eigentlich auf eine Geschichte zurückblicken, die uns eines Besseren belehren könnte: Mehrere Jahrzehnte förderte die DDR über die WISMUT Uran. Am 31.12. 1990 wurde der Uran-Tagebau eingestellt. Seitdem versuchen die ehemaligen Bergleute sowie Ingenieure das Gelände zu sanieren. 5 Jahre lang begleitete der Filmemacher Joachim Tschirner die Arbeiten: Aus einer gigantischen Mondlandschaft mit riesigen kegelförmigen Bergen von radioaktivem Geröll soll wieder eine „normale“ Landschaft werden. Wie? Indem man das radioaktive Geröll in die riesigen Löcher des Tagebaus schüttet. Die radioaktivsten Steine nach unten, die weniger radioaktiven nach oben. Ob das gut geht? Keiner weiß es…

Eine Uran-Mine in Namibia mitten in der Wüste.

 

Das Problem mit dem Tailing

Dabei ist das Geröll laut Tschirner noch nicht mal das größte Problem. Bei der Gewinnung von Uran fallen riesige Mengen radioaktiven Abwassers an. Das so genannte Tailing. Weltweit – so sieht man im Verlauf des Films – wird dieses Abwasser in großen Becken gesammelt. Technisch ist es nicht möglich, diese wirklich abzudichten. Schon gar nicht über einen angemessen langen Zeitraum. Teilweise trennt nur ein schmaler Deich die Seen von großen Flüssen – zum Beispiel in den verlassenen Uran-Tagebauten in der Nähe von Uranium City in Kanada (der Lieferant für das Uran, dass für das Wettrüsten im Kalten Krieg »notwendig« war). In den ehemaligen WISMUT-Werken weiß man nicht genau, wie man langfristig sicher verhindern soll, dass das Tailing ins Grundwasser sickert. In Kanada scheint man sich darüber gar nicht erst Gedanken zu machen…

 

Widerstand gegen Uran-Minen in Australien

In Australien haben sich die Aborigines in einem jahrelangen Widerstand gegen die Uran-Tagebaue auf ihrem Land gewehrt Die Aborigines haben ein Veto-Recht, doch wurde die Zustimmung zum Teil mit leeren Versprechungen erschlichen, zum Teil wurde das Veto-Recht einfach ignoriert. Und so wurde mit dem Abbau einfach schon mal begonnen. Heute ist die Arbeit zwar eingestellt, doch keiner weiß, ob die Betreiber der Minen die Landschaft je wieder so zurückgeben werden, wie sie sie erhalten haben…

Die Aborigines haben gegen die Uran-Minen auf ihrem Land gekämpft – und gewonnen!

 

Und wirtschaftliche Notwendigkeiten

In anderen Ländern zwingt die wirtschaftliche Notwendigkeit die Menschen zu einem unkritischeren Verhältnis zu den Uran-Minen. Der Film zeigt zum Beispiel mehrere Frauen in namibischen Uran-Minen. Sie gehören zu den Privilegierten in der Gesellschaft Namibias, weil sie eine feste Anstellung haben. Wie hoch die Strahlendosis ist, der sie täglich ausgesetzt sind – das wissen sie allerdings nicht. Und wie es scheint, machen sie sich auch zum ersten Mal darüber Gedanken, als das Filmteam sie danach fragt.

Ähnlich sieht es im bereits erwähnten Uranium City aus. Vor Jahren haben die Betreiber einige Kilometer weiter bessere Uran-Vorkommen entdeckt. Seit dem stirbt die Stadt, die im letzten Jahrhundert Hochburg des Uran-Abbaus war, langsam aus. Die, die noch da sind, hoffen, dass sie wieder Betreiber für den Uran-Abbau in ihrer Region gewinnen können: Und schicken Teenager los, um radioaktive Bodenproben aus Bohrungen zu sammeln. Ob das nicht gefährlich für ihre Gesundheit sei, will das Kamerateam durch das Geknatter des Geigerzählers wissen? Die beiden Mädchen zögern. Nein, meinen sie dann, denn sonst würde man sie das ja nicht machen lassen…

In Uranium City blühte einst das Leben, heute ist es fast eine Geisterstadt – die Betreiber der Minen haben woanders mehr Uran-Vorkommen entdeckt.

 

Unser Fazit: Yellow Cake

Ja, der Film stimmt nachdenklich. Er zeigt Menschen, die für den Uran-Abbau sind – meist aus wirtschaftlichen Gründen. Wobei man ihnen entgegenhalten könnte, dass die Sanierung der Minen gigantische Summen verschlingt: Die Sanierung der WISMUT wird uns laut Tschirner zum Beispiel 6,5 Milliarden Euro kosten und geschätzt noch bis mindestens 2020 dauern.

Und natürlich zeigt der Film diejenigen, die skeptisch bis ablehnend sind. Wie beispielsweise der DDR-Umweltaktivist Michael Beleites. Er fing in den 1980ern an, die Minen von WISMUT zu dokumentieren (sie waren in keiner Landkarte verzeichnet und existierten offiziell gar nicht). Angesichts der katastrophalen Auswirkungen der WISMUT für Natur und Mitarbeiter fragt er sich und uns: »Ist es moralisch vertretbar, Uran für unsere Energiegewinnung zu importieren von Menschen, denen wir damit diese Umwelt- und Gesundheitsrisiken zumuten?«. Ja, diese Frage ist rhetorisch…

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Hier noch mal die Daten zum Film:
Yellow Cake – die Lüge von der sauberen Energie
Von Michael Tschirner
22,90 Euro inkl. Versand
www.yellowcake-derfilm.de

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