Wie ungerecht ist Deutschland?

Kaum soll der Aufschwung bei den Bürgern ankommen, da ist er schon wieder weg? Einfach unfair. Immer mehr Menschen fühlen sich an der Nase herumgeführt und halten Deutschland für ein Land, in dem Ungerechtigkeit immer weiter um sich greift. Ist das alles nur gefühlt und entbehrt jeder Wahrheit oder sind die Beschwichtigungen der Politiker und Wirtschaftsfachleute nur reine Hinhaltetaktik? „Wie ungerecht geht es in Deutschland zu?“ wollte die Illustrierte STERN wissen und startete eine große Umfrage unter ihren Lesern.

Auf der Webseite von stern.de kann man eine Auswahl aus hunderten von Antworten lesen, die in der Redaktion eingegangen sind. Ein Beispiel:

„Ist das ungerecht?; „Normale“ Bürger, von Moral und Gesetz fest im Griff gehalten, zahlen Steuern, füttern gierige Konzerne mit Strom- und Gasgebühren, brauchen Lupen, um Kleingedrucktes zu entziffern und müssen, ohnmächtig vor Wut zusehen wie Deutschland, von Korruption, Vetternwirtschaft, Speichelleckerei, Werbeverarsche und Castingshows, bei denen der Angepasste mehr Chancen hat, als der Couragierte, jeden Tag mehr zur Bananenrepublik Nummer 1 mutiert?“

Ein aufschlussreicher Blick in den Mikrokosmos der Sorgen und Nöte in unserem Land.

Quelle:
stern.de
Bildquelle: androm31, Pixelio.de

Marek

Schon als kleiner Junge lief ich mit dem Bleistift herum und fragte die Menschen Löcher in den Bauch. Genauso stelle ich mir noch heute einen Reporter vor – wie einen Detektiv mit Schreibblock … Doch die Welt hat sich sehr verändert. Mehr denn je brauchen wir neue Erzählungen, neuen Mut, Gemeinschaften und Vorbilder. Als Medien- und Projektmacher, Journalist und Publizist berichte ich seit 30 Jahren über Themen, die mich bewegen: Demokratie, Technologie, Wirtschaft, Medien, Umwelt- und Tierschutz – motiviert vom Wunsch nach einer besseren Welt für alle.

3 Kommentare

  • Die Süddeutsche geht auf das Thema Armut in Deutschland seit einigen Wochen mit einer gleichnamigen Artikelserie ein und beleuchtet verschiedene Aspekte. Insbesondere der Einstiegsartikel „Die Risikogesellschaft“ geht dabei auf die teils als paradox erlebten Zustände in einer der (erfolg)reichsten Exportwirtschaften der Welt ein (auch auf den Fakt, dass bei uns niemand „Verhungern muss“).

    Auf RESET haben wir Das Phänomen Armut und die Idee sowie das Konzept der Messbarkeit von Armut in zwei Wissensartikeln zusammengefasst.

  • Hallo AMUNO,

    Du hast Recht, wenn man sich Deutschland im internationalen Vergleich betrachtet, stehen wir noch sehr gut da. Es gibt ja immer diesen Spruch, dass auf hohem Niveau gejammert wird. Da ist gewiss was dran. Dennoch gibt es sie, die Fälle von Armut und Hunger, auch hier bei uns. Die Anzahl an Menschen die die öffentlichen Suppenküchen und Armenspeisungen in Anspruch nehmen, wächst.

    Für mich ist interessant, unabhängig von der „Qualität“ der Not, wie sehr sich die Gesellschaft innerhalb einer angespannten Situation verändert. Meines Wissens steigert erlebte oder auch nur gefühlte Not nicht den Zusammenhalt unter den Menschen. Die Ungerechtigkeit nimmt zu, je mehr die gemeinschaftliche Solidarität abnimmt. Die Gesellschaft als Gruppe funktioniert nicht mehr und wird hauptsächlich nur noch durch Nutzniesserschaft zusammen gehalten, so erscheint es zumindest den meisten, was wiederum ihre Solidarität schwinden lässt.

    Ich glaube auch nicht, dass dieses Problem durch politische und staatlich institutionelle Instanzen in den Griff zu bekommen ist. Die Gemeinschaft selbst ist gefragt. Ich glaube auch nicht, dass man Gemeinschaft erlassen kann, aber sie kann sich wiederentdecken lassen und das tatsächlich am besten durch alternative Medien, neue Initiativen und Projekte – nicht zuletzt aber durch die vielen kleinen Momente im Leben, in denen wir uns für und nicht gegen andere zu Handeln entscheiden. Dieser Weg ist ziemlich schwer zu gehen, da im Moment der Eindruck sich aufdrängt, dass wenn keine Gemeinschaft besteht, man angehalten sei, sich nur noch um sich selbst und seine Nächsten zu kümmern.

    Mir persönlich scheint es am besten, diesen Zweiflern nicht nur das Gegenteil zu erzählen, sondern vorzuleben (so weit das geht) und Alternativen zu nennen, die ihnen unmittelbar helfen und Vorbild sein können. Uns geht es zwar noch gut, doch ist viel wichtiger, dass wir dieses auch realisieren und praktizieren. Die „Leitmedien“ spiegeln uns ein schräges Bild von der ungerechten Gesellschaft wider. Wir können aber dagegen steuern, uns einerseits nicht so stark von ihnen vereinnahmen lassen und ein anderes Miteinander praktizieren, als wir dort abgebildet bekommen.

    Ich hoffe das zumindest sehr und sehe auch, dass sich überall dort, wo Gemeinschaft (und Gerechtigkeit) praktiziert werden, auch die Situation besser wird.

    Viele Grüße,
    Marek

  • Glücklicherweise ist Deutschland immer noch ein Land, in dem niemand verhungern muss und es eine soziale Grundversorgung gibt. Das die Zeiten nicht immer gut sind und das nicht alles perfekt ist, soll nicht bestritten werden. Wer sich daran zu sehr stört, der hat immer die Möglichkeit an der gesellschaftlichen Entwicklung zu beteiligen. Selbst wenn dieser Weg nicht über die Mühlen der Institutionen und Parteien führen sollte, so kann man doch vielleicht auch eine kleine Veränderung nicht zuletzt über die Partizipation in den neuen Medien geschehen.

    Gruß
    AMUNO
    vom Literaturasyl.de

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