Nicht kooperieren ist gewiss nicht der einzige, aber auf jeden Fall der erfolgreichste Weg des Widerstands. Was wir von Martin Luther King lernen können.

Und auch der, der wohl mit am meisten Mut erfordert, denn man muss sich verletzlich machen. Dazu muss man stark sein. In seinem Buch »Freiheit. Von der Praxis des gewaltlosen Widerstandes« spricht Martin Luther King darüber. Es ist heute – im Angesicht der weltweiten Demokratie-Bewegung – aktueller denn je.

Auch mal anecken…

Was ist ein richtiges Leben? Womit dürfen wir uns arrangieren? Und wo müssen wir anfangen, es uns selbst auch mal unbequem zu machen? Indem wir nicht kooperieren. Indem wir »Nein« sagen. Indem wir daher eben auch anecken. Uns lächerlich machen, in den Augen mancher. Uns selbst Nachteile einhandeln in den Augen anderer. Ab wann müssen wir all unseren Mut zusammen nehmen und dennoch wagen? Trotz der Angst vor dem Ausgestossensein, der Verachtung durch Dritte (auch wenn sich da vielleicht ein bisschen Neid mit hinein mischt).

Diese Fragen stellen sich mir jedes Jahr vor allem vor Weihnachten. Und vor dem Jahreswechsel. Vielleicht geht es Euch auch so. Dann könnte das o.g. Buch von Martin Luther King genau die richtige Lektüre sein. Es ist eine Mischung aus einem Leitfaden und einem Bericht – und zwar über den Beginn er Bürgerrechtsbewegung Tausender Farbiger in den USA. Ihr wisst schon: damals als die »farbige Näherin Mrs. Rosa Parks« sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus einem Weißen zu überlassen und dafür ins Gefängnis geworfen wurde.

Über ein Jahr Bus-Boykott waren die Folge. Und das, obwohl der junge Prediger Martin Luther King nur wenige Monate zuvor das Gefühl hatte, dass die Farbigen der Stadt zu sehr gespalten waren – und zu sehr an die Erniedrigungen gewohnt und resigniert, um sich gegen die Ungerechtigkeiten aufzulehnen. Doch innerhalb von ein paar Wochen steigerte sich die Wut so sehr, dass die gesamte Gemeinde von Montgomerie einen über 12 Monate dauernden Boykott durch hielt – auch dann, als der Ersatz-Fahrdienst per Gesetz verboten wurde und viele zunächst zu Fuß laufen mussten.

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Die 6 Charakteristika des gewaltlosen Widerstands

  1. Gewaltloser Widerstand ist keine Methode für Feiglinge. Es ist keine Methode träger Passivität. Die Methode ist zwar körperlich passiv, aber geistig extrem aktiv.
  2. Gewaltloser Widerstand will den Gegner nicht demütigen oder vernichten, sondern seine Freundschaft und sein Verständnis gewinnen.
  3. Gewaltloser Widerstand greift die Mächte des Bösen an, aber nicht die Menschen, die Böses tun.
  4. Gewaltloser Widerstand bedeutet auch, dass man bereit ist Demütigungen zu ertragen, ohne sich zu rächen. Schläge hinzunehmen, ohne zurück zu schlagen.
  5. Gewaltloser Widerstand beinhaltet, dass man sich niemals zu Gewalt hinreißen lässt – weder zu äußerlicher, noch zu innerlicher.
  6. Gewaltloser Widerstand gründet sich auf der Überzeugung, dass das Universum auf der Seite der Gerechtigkeit ist und das diese langfristig immer obsiegen wird.

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Der Sinn des gewaltlosen Widerstandes…

Aber Martin Luther King beschränkt sich nicht nur auf seinen Erfahrungsbericht. Er reichert seine Erzählung zum einen auch mit philosophischen Überlegungen an: Was bedeutet gewaltloser Widerstand? Und warum ist er die einzige Möglichkeit, für Gerechtigkeit und Frieden zu »kämpfen«? Unter welchen Voraussetzungen kann es gelingen, dass die Menschen auch dann an ihrer Gewaltlosigkeit festhalten, wenn sie von dem »Gegner« attackiert werden – vielleicht sogar ihr Leben bedroht ist, wie in diesem Falle bei etlichen schwarzen geistlichen Führern geschehen? Oder – um es christlich auszudrücken: Wie kann man die andere Wange hinhalten, auch wenn der erste Schlag wirklich verdammt weh tat?

Martin Luther King ist auch deshalb heute noch eine Berühmtheit, weil er es mit seinen Reden verstanden hat, den Menschen die ungemein wichtige Bedeutung von Gewaltlosigkeit nahe zu bringen. Und zwar nicht nur Gewaltlosigkeit in den Taten, sondern auch in den Worten – ja, sogar in den Gedanken! Eine verdammt schwierige Sache. Doch King (und ich auch) ist überzeugt, dass nur so wahrhafter Frieden und wahrhafte Gerechtigkeit erreicht werden kann. Sucht man Rache oder Vergeltung, schwingt das Pendel im »besten« Fall auf die andere Seite – dann nämlich, wenn die »Unterdrückten« sich aufbäumen und die »Eliten« zu Fall bringen.

Mein Fazit: Nach wie vor ein lesenswertes Buch, das zudem so spannend geschrieben ist, dass man es locker an einem Abend weg lesen kann. Ein gutes Weihnachtsgeschenk für Freunde, Familie – oder auch für euch selbst!