Blumenkohl im Vorgarten? Die essbare Stadt Minden

Die essbare Stadt Minden

Blumenkohl statt Geranien? Kopfsalat statt Stiefmütterchen? Warum nicht! Eine Bürger-Initiative hat begonnen, die Stadt Minden zu einem urbanen Garten für alle zu machen!

Minden in Ostwestfalen. Es ist Samstag der 4. Mai 2013, Menschen buddeln bei schönstem Sonnenschein allerlei Kräuter und Gemüse in den altstädtischen Boden: Schnittlauch, Rosmarin, Fenchel und andere essbare Pflanzen. Bei dieser Aktion handelt es sich nicht um klassische Selbstversorger – nein, wenn im Sommer die Ernte reif ist, soll sich jeder, der möchte, kostenlos an den Gemüsen und Kräutern gütlich tun: Minden ist nämlich eine sogenannte essbare Stadt geworden.

Blumenkohl im Vorgarten? Die essbare Stadt Minden
Die Initiatoren Stefan Schröder und Bettina Fugh.

Angestoßen hat die Idee eine Truppe von Menschen der rund 80.000 Einwohner zählenden Kleinstadt in der Region Ostwestfalen-Lippe. „Die Initiative möchte mit ihrem ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Einsatz ein Zeichen lokaler Nachhaltigkeit setzen. Ihr Hauptanliegen sind gesunde Nahrungsmittel in vielfältiger Auswahl“, berichten Bettina Fugh und Stefan Schröder, die Initiatoren der Initiative.

Und so setzt sie Salbei in den Erdboden, Stefan rotstieligen Mangold. Da packen nicht nur die an, die sich ebenfalls in der Initiative engagieren – sondern sogar auch einige Passanten, ganz spontan. „Es ist erstaunlich, wie rasch unsere Aktivitäten erste gepflanzte Ergebnisse gebracht haben“, freut sich Stefan Schröder. Den Stadtgärtnern von Minden ist vor allem die ökologische Qualität von Lebensmitteln und der Erhalt biologischer Vielfalt ein wichtiges Anliegen. Ihr Blick geht aber auch darüber hinaus.

Blumenkohl im Vorgarten? Die essbare Stadt Minden

 „Der gesundheitliche und soziale Aspekt ist uns genauso wichtig“, erklärt die Gärtnerin Andrea Sperr. Sie denkt bereits an Teilprojekte, die seelischen Ausgleich und gesundheitliche Chancengleichheit vor Ort zum Inhalt haben. Das städtische Gärtnern auf dem Simeonisgelände ist deshalb auch erst der Anfang, da sind sich die Mindener Stadtgärtner sicher. In wenigen Wochen will die Initiative sechs neue Pflanzkästen in der zentralen Fussgängerzone (Scharn) aufstellen. Klar: Auch dort wird Plücken nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sein ;-).

Weitere Infos zur Initiative gibt es unter: www.essbare-stadt-minden.de

Vielen Dank an die Fotografen Detlef Müller und Oliver Hallmann für die schönen Fotos!

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

1 Kommentar

  • Mit Freude fand ich heute Ihren Garten, mit der Aufforderung zum Pflücken, in der Königsstraße. Habe Mangold gepflügt und ein Kraut, dass wie Dill aussah. Zuhause probierte ich und fand das Kraut geschmacks- und geruchslos. Habe ich mich vertan? Was könnte das sonst für ein Kraut sein?

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