Fersengeld

Als wir neulich von einem kleinen Stadtbummel nach Hause kamen, machten wir uns so unsere Gedanken über die Preisunterschiede – und was diese eigentlich bedeuten.

Der Preis für ein Paar Schuhe von einem kleinen, aber exklusiven Schuhlabel in Hamburg erschien uns exorbitant hoch –total dekadent, sich solche Schuhe zu kaufen, dachten wir zunächst. Aber mal ehrlich: Wenn wir nicht auf Kosten anderer Menschen leben könnten, die uns die Dinge so superbillig produzieren würden, dann wären alle Schuhe so teuer. Und es wäre vielleicht so, wie es vor noch gar nicht allzu langer Zeit war: Etliche Menschen in unserem Land könnten sich schlicht keine Schuhe leisten.

Das Gefälle in unserer Welt

Schon allein der Blick in unseren Schuhschrank kann also deutlich machen: Es gibt ein Gefälle in unserer Welt. Aber was kann man schon tun, um hier für ein bisschen mehr Gerechtigkeit zu sorgen? Soll man nun in Sack und Asche gehen, jeglichen Konsum strickt verweigern und auch ansonsten seine Vorsätze und Ideale in aller Konsequenz leben?

Die meisten von uns würden sich das sicherlich nicht trauen – denn zu groß ist wohl bei den meisten die Angst vor dem „gesellschaftlichen Abstieg“, vor der vermutlich unweigerlich kommenden Ausgrenzung oder zumindest dem mitleidigen weil verständnislosen Kopfschütteln der Mitmenschen. Reicht es, wenn man sich mit LOHAS-Labels (die sicherlich gut sind und eine positive Entwicklung) das Gewissen beruhigt?

Kaufe, dann spende!

Da kam uns aber eine Idee: Wie wäre es, wenn man genau den gleichen Geldbetrag, den man für Dinge ausgibt, die man eigentlich nicht wirklich braucht, für gemeinnützige Zwecke spendet? Das zehnte Paar Schuhe heißt: man spendet den gleichen Betrag für den Umweltschutz oder für die Bedürftigen in unserem Land oder für die Hungernden in der Welt. Sicher, man könnte sich dann nicht mehr so viel leisten. Aber es scheint doch ein fairer Kompromiss. Und wenn jeder das machen würde…

Vielleicht wäre es in der Tat mal nicht schlecht, sich bei den Dingen des täglichen Bedarf vorzustellen, was sie eigentlich wert sind. Wir jammern und klagen über hohe Preise – und ich will überhaupt nicht leugnen, dass sie einige Menschen und Familien hart treffen. Aber sind unsere Billigpreisvorstellungen denn wirklich richtig? Und wissen wir den Wert von Produkten denn noch zu schätzen, wenn wir jährlich dem neuesten Modetrend hinterher rennen, die alten Klamotten entsorgen, weil sie die falsche Farbe oder den falschen Schnitt haben – oder auch einfach nur, weil wir mal wieder was Neues haben wollen?

Gib schon her, Du Millionär

Nun gut, ich will hier nicht so tun, als wären wir in irgendeiner Weise besser. Denn dies waren bisher auch bei uns nur Gedankenspiele. Umgesetzt haben wir das Kauf-Spenden-Equivalent nämlich zugegebenermaßen selbst noch nicht. Aber die Satiere-Sendung extra-3 des Norddeutschen Rundfunks. Sie haben die Münchner Luxusmesse besucht und baten jeden der dort anwesenden Dicke-Brieftaschen-Besitzer unter dem Motto „Gib schon her, Du Millionär“, den gleichen Betrag, den sie dort für Luxusgüter ausgegeben hatten, für die gemeinnützige Organisation Münchner Tafel zu spenden. (Die Sendung läuft übrigens am Donnerstag, den 23.10.08 ab 22.30 Uhr im NDR-Fernsehen zu sehen).

Insgesamt 25.000 Euro sollen bei dieser ungewöhnlichen Fundraising-Aktion zusammen gekommen sein. Auch wenn wir uns nicht vorstellen können, dass dies tatsächlich die Summe ist, die dort so über die Tresen gewandert ist – wir finden das ist eine gute Aktion. Und man könnte sich ein Beispiel dran nehmen (ich weiss: Millionäre haben viel mehr Geld als unsereins und die können es sich leisten. Aber trotzdem gibt es nur eine Veränderung, wenn Du selbst sie bist…).