Freiheitstheater: Die Wirklichkeit des Gazastreifens in Szenen

Wie sieht sie eigentlich aus, die Zukunft in einem Käfig? Wie kann man sich mitteilen, wenn man nicht reden kann? Wie schafft man sich eine Pespektive, wenn es keine Zukunft gibt? Das Freedom Theatre des palästinensischen Flüchtlingslagers Jenin versucht dies mit Kunst, Bewegung, Gesten, Mimik, Tönen. Nun tourt die Truppe durch Deutschland.

Früher hießt Jenin auch die „Gartenstadt Palästinas“. Heute umschließt die Stadt im Norden der durch Israel besetzten Westbank eines der größten palästinensischen Flüchtlingslager: mehr als 5.000 Kindern und Jugendlichen leben hier. „Sie wachsen in einer scheinbar endlosen Schleife von Gewalt und Aggression auf. Sie kennen keine Kindheit, in der sie sorglos spielen, experimentieren, einen Sinn im eigenen Leben und in dem ihrer Umgebung entdecken können“, schreibt die internationale Hilfsorganisation medico international, die das Projekt unterstützt.

Denn unter solchen Bedingungen entsteht eine Kultur der Gewalt, die auch die Beziehungen der Palästinenser untereinander prägt. „Eine Realität, die wiederum reaktionäres Denken, etwa in Bezug auf das Geschlechterverhältnis, und patriarchale Machtstrukturen reüssieren lässt“, so medico international.

Auch der Gründer des Freedom Theatre Juliano Mer Khamis ist dem zum Opfer gefallen: Am 4. April 2011 wurde er direkt vor dem Theater ermordet. Noch sind die Mörder nicht gefasst, und Flugblätter kursieren, die gegen das Freiheitstheater hetzen. Doch seine Gefährten setzen weiter auf die Ausstrahlungskraft des Theaters. „Sho Kman“ ist ein Zeichen für ihre Entschlossenheit weiterzumachen, gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit eben jener Realität, die in dem Mord an Mer Khamis kulminierte.

Das Stück selbst setzt sich mit eben dieser Lebenssituation auseinander. Es verzichtet auf Text und schildert allein mit Bewegung, Gestik und Mimik, was die jungen Darsteller fühlen, hoffen, wünschen und fordern. Wer die Truppe unterstützen möchte, kann bei medico international spenden.

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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