Okay, es geht nicht unbedingt nur um Pommes, aber auch. Der Film „Good Food Bad Food“ von Coline Serreau, den es nun auch als DVD gibt, stellt eingangs nämlich die Frage: Was hat die Landwirtschaft der letzten Jahrzehnte mit der Kriegsindustrie zu tun? Sehr sehr viel, wie gleich darauf gezeigt wird: denn nachdem in den beiden Weltkriegen diverse Kampfgiftstoffe im Übermaß entwickelt und produziert wurde, musste man nach Kriegsende ja irgendwohin damit. Und wo landete das Ganze? Als Pestizide und künstliche Düngemittel auf unseren Äckern.

Nicht ohne Grund meint daher Pierre Rabhi, einer der Protagonisten des Films und Vorreiter der ökologischen Landwirtschaft in Frankreich, dass wir vor dem Essen nicht nur beten, sondern uns vor allem viel Glück wünschen sollten, denn wir könnten nicht wissen, was wir unserem Körper da so alles zuführten… Und diese Statement bleibt Programm des gesamten Films: er widmet sich in zahlreichen Interviews den Auswirkungen und Problemen der industriellen Landwirtschaft.

Ein Vergleich mit „We feed the World“ von Erwin Wagenhofer kann dabei natürlich nicht ausbleiben – wobei ich vorweg sagen möchte, dass sich diese beiden Filme hervorragend ergänzen und daher beide in die Filmbibliothek eines jeden interessierten, engagierten Menschen gehören. Anders als Wagenhofers Film fokussiert sich „Good Food Bad Food“ stärker auf den Ackerbau, auch wenn – wie das bei der ökologischen Landwirtschaft ja Programm ist – die Vieh- und Forstwirtschaft dabei mitgedacht werden muss, denn nur so können wichtige Kreisläufe entstehen.

Wie entsteht guter Ackerboden?

Dennoch: die Frage, wie guter Ackerboden und damit gesunde, nahrhafte Pflanzen zustande kommen, stehen im Zentrum der Doku. Zahlreiche Beispiele belegen: Künstlicher Dünger in Kombination mit Pestiziden und entsprechend resistenten, genmanipulierten Pflanzen hält nicht, was die Industrie verspricht: die Ernten sind geringer, die Böden nach einiger Zeit ausgelaugt und dann wirklich jahrzehntelang nicht mehr zu gebrauchen, das Grundwasser wird dadurch verschmutzt, die Bauern von den Produkten der Industrie abhängig – was zum Beispiel in Indien dazu führt, das pro Stunde zwei Bauern Selbstmord begehen.

Zwar ist „Good Food Bad Food“ von der Kameraführung, den Bildern und dem Schnitt nicht so kunstvoll wie „We feed the World“ – zum Teil gibt es gar krasse Schnitte oder Einstellungen, bei denen zwar der Hintergrund scharf ist, nicht aber der Interviewte. Auch kommen in diesem Film einseitig nur die Befürworter der ökologischen Landwirtschaft zu Wort, was Erwin Wagenhofer aus meiner Sicht eleganter löst und damit auch „journalistischer“. Aber nichts desto trotz hat der Film seine absolute Berechtigung – und auch seine Vorzüge im Vergleich.

Wie sieht Landwirtschaft aus in unserer Welt?

So verlässt der Film sehr viel mehr als „We Feed the World“ die eurozentristische Perspektive. Zu Wort kommen nicht nur Franzosen, sondern auch Inder und Südamerikaner (Afrika und Nordamerika fehlen leider – aber das ist ja auch immer eine Frage des Budgets und das dürfte in so einem Fall eher schmal sein). Und der Film ist aufgrund der zahlreichen positiven Beispiele, die er vorstellt, sehr viel motivierender. Der Film zeigt, dass es anders möglich ist. Und er zeigt viele, viele Menschen, die bereits auf dem Weg in eine bessere Landwirtschaft sind – und zwar mit Erfolg.

Insofern wäre mein Ratschlag an die, die noch keinen der beiden Filme gesehen haben, der: schaut euch erst „We Feed the World“ an und dann „Good Food Bad Food“. Dann legt ihr garantiert sofort los, bebaut euren Garten, tretet eine Food-Coop bei oder steigt gar auf die ökologische Landwirtschaft um. Wie gesagt: ich finde, beide Filme sind auf jeden Fall wichtig und absolut sehenswert. Beide ergänzen sich hervorragend.

Industrielle Landwirtschaft vernichtet unwiderruflich

Denn „Good Food Bad Food“ macht auch noch mal eindrücklicher als Wagenhofers Film darauf aufmerksam, dass wir – mit der industriellen Landwirtschaft – gerade dabei sind, ein Gut fast unwiederbringlich kaputt zu machen, auf das wir alle genauso angewiesen sind wie auf ein gemäßigtes Klima oder den Zugang zu Trinkwasser: Einen intakten und damit fruchtbaren Erdboden.

Übrigens: Interessant ist auch die Website zum Film www.goodfood-badfood.de. Hier findet man Hinweise, wie man sich ebenfalls für „Good Food“ einsetzen kann sowie einen Überblick über alle Interviewpartner mitsamt Biografie und Link zu den von ihnen gegründeten Organisationen.