Zwanzig Jahre sind wir nun schon dabei. Und nun starten wir noch mal voll durch. Der Rucksack ist geschnürt.

Höchste Zeit für die Zukunft

Fast zwanzig Jahre sind wir nun schon dabei, uns mit unserem freien Medienprojekt für eine bessere Welt zu engagieren. Ein guter Grund, zurückzuschauen und aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.

Mensch, wie die Zeit vergeht

Als wir uns im Sommer dieses Jahres zusammensetzten und uns fragten, wie wir mit unserem Medienprojekt weitermachen wollten, war ich erst ziemlich betrübt. Fast zwanzig sind wir jetzt schon dabei und hatten den Eindruck, wir hätten kaum was erreicht. Macht es überhaupt einen Unterschied, ob wir beide mit unserem kleinen Projekt aktiv sind oder nicht? Noch dazu, wo wir uns jetzt auch noch dazu entschieden hatten, kein Social Media mehr zu betreiben?

Doch dann erinnerten wir uns an all das, was wir bereits bewegt haben.

Kennst du die Wayback Machine? [1] Das ist ein Webarchiv, das vergangene Versionen von Webseiten speichert, betrieben von der gemeinnützigen Organisation Internet Archive mit Sitz in San Francisco. Wenn du schon länger eine Webseite hast, kannst du dort deine URL eingeben und alte Versionen deiner Seite entdecken, die du womöglich schon längst vergessen hast. Das habe ich mal gemacht.

Ich bin zurückgegangen bis zum 26. Oktober 2008 – der älteste Schnappschuss, den das Archiv bietet. Den Entwurf dafür siehst du unten. Und ich war erstaunt, ja fast gerührt, wie viel Zeit schon vergangen ist. Das ist einem gar nicht so klar, wenn die Zeit so dahin rast.

Meine Erkenntnis war: Schaue nicht nur nach vorn auf die Dinge, die du noch nicht erreicht hast. Schaue auch zurück und erkenne deinen bisherigen Weg an. Und das möchte ich auch dir an Herz legen. Selbst, wenn er noch so kurz ist.

Wie alles begann

Als Ilona und ich uns kennenlernten, merkten wir sofort, dass wir für dieselben Themen brannten. Uns verband die Hoffnung, etwas bewirken und zum Besseren wenden zu können. 2005 sah die Welt noch ganz anders aus, doch die Krisen zeichneten sich bereits ab. Wir spürten, dass sich große wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen anbahnten, auch wenn sie noch nicht vollständig sichtbar waren.

Schon seit den 1980er Jahren war ich unzufrieden mit den Entwicklungen, die die neoliberale Transformation unter Ronald Reagan in den USA und Margaret Thatcher in Großbritannien zu uns gebracht hatte. Der Wind wurde eisiger, und 2005, nur wenige Jahre nach 9/11, hatte sich das politische Klima grundlegend geändert. Die Welt war unruhig geworden, ja geradezu in Aufruhr.

Als 2007 die Weltwirtschaftskrise zeigte, wie ungewiss das Leben von heute auf morgen sein kann und wie instabil Wirtschaft, Politik und sogar die Demokratie sind, wurde das für uns eine Initialzündung. Unser gemeinsamer Weckruf. Zuerst überlegten wir, ein Projekt mit dem Namen „Das ist Demokratie“ ins Leben zu rufen, inspiriert von einem Song von Andreas Dorau aus dem Jahr 1988. Doch dann wurde uns klar, dass das Problem, das auf uns zukommt, viel größer ist.


Demokratie, Herr Bundeskanzler, ist Herrschaft auf Zeit!“

(aus „Demokratie“ von Andreas Dorau 1988 [1])


Wir überlegten, was uns am wichtigsten war, und kamen auf das, was wir mit unserer Arbeit als Journalistin und Journalist erreichen wollten: eine bessere Welt für alle. Der Name für unser Medienprojekt war gefunden.

Viel Fleiß, Mut und eine große Lernkurve

Die ersten Jahre schrieben wir ausschließlich in unserem Blog. Wir suchten nach Themen, die die Probleme benennen und vor allem Lösungen aufzeigen konnten. Ohne Lösungen würden wir nichts bewegen, davon waren wir überzeugt. Wir führten zahlreiche Interviews mit engagierten Menschen, berichteten über Initiativen und Projekte und experimentierten mit allen möglichen Medienformaten herum. Zur Sicherheit behielten wir unsre Jobs in einem Verlag bei.

Unsere ganze Freizeit steckten wir in das Projekt. Es machte Spaß, doch es schmerzte auch, sich ständig mit den vielen Konflikten, all dem Ärger und Leid auseinanderzusetzen. Neben den wirtschaftlichen verschärften sich zunehmend auch die ökologischen Krisen. Es schien, als würden alle Schwierigkeiten dieser Welt zu einem unentwirrbaren Knäuel zusammenwachsen.

Unsere Geschichte hat, wie die meisten nicht nur einen Weckruf, sondern auch eine zentrale Frage, die über allem steht. Unsere war: Würden es die Menschen inspirieren, wenn wir über andere Menschen, Initiativen und Projekte berichten, die sich für eine bessere Welt einsetzen? Wenn Du aktiv werden willst oder es vielleicht sogar schon bist, versäume es nicht, deine zentrale Frage zu formulieren und alles was du tust darauf zu konzentrieren, sie zu beantworten.

Wir schrieben uns alles von der Seele und tauchten tief ein – eine Herausforderung, die nicht immer leicht zu stemmen war. Doch nur wer genau versteht, warum etwas schiefläuft, kann es auch besser machen. In dieser intensiven Auseinandersetzung entstanden neue Einsichten und erste Lösungsansätze, die uns beiden immer wieder Mut gaben, weiterzumachen.

Unsere allererste Webseite 2007.
Unsere allererste Website „Für eine bessere Welt“ aus dem Jahr 2007

Die Macht zeigt sich

Im Jahr 2012 nahmen die Veränderungen für uns richtig Fahrt auf. Ein Jahr zuvor war die Occupy-Bewegung entstanden. Eine weltweite, basisdemokratische Protestbewegung, die sich gegen soziale Ungleichheit, die Macht der Banken und den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik stellte. Sie verstand sich besonders als Stimme der unteren 99 % der Bevölkerung im Widerstand gegen die reichsten 1 %. Auch wenn die Bewegung von politischen Kräften sofort genutzt und instrumentalisiert wurde [2] [3], war doch ihr weltweiter Aufschrei unüberhörbar.

Ilona und ich hatten 2011 unsere Jobs aufgegeben, weil wir uns ganz auf unser Ziel konzentrieren wollten. Wir liehen uns einen Transporter, besorgten eine Kamera, verstauten unseren Hund Bella und machten uns gemeinsam mit einer guten Freundin als Kamerafrau auf den Weg – ganz spontan und ohne lange zu überlegen. So entstand der Film OccupyMe!, der die Bewegung in Deutschland dokumentiert und unsere Reise durch verschiedene Städte während des „Deutschen Herbsts 2011“ zeigt.

Der Film war nie für die Kinos gedacht – obwohl er dort teilweise gezeigt wurde –, sondern sollte vor allem Mut machen und Lust auf Veränderung wecken. Und so kamen die Dinge ins Rollen … Nachdem wir uns mit der zentralen Frage beschäftigt hatten, sahen wir nun, und auch das gehört zu einer Geschichte, den zentralen Konflikt: Alle Menschen, alle Bewegungen, Initiativen und Projekte bekommen es irgendwann mit der Macht des Systems zu tun. Und diese Macht zeigte sich nun.

Wenn du was zu sagen hast, dann tue es!

Je mehr man sich mit dem System beschäftigt, das all das Leid und die Zerstörung hervorruft, desto mehr könnte man verzagen. Aber genau das sollte man, darf man nicht tun. Ich erzähle das nicht, um anzugeben, sondern um mir selbst Mut für das Kommende zu machen und um dir zu sagen, dass es sich lohnt, weiterzumachen. Immer!

Nach unserem kleinen Filmprojekt bekamen wir erste Anfragen für Vorträge und Beiträge in anderen Publikationen. Nebenbei schrieben wir immer weiter in unserem Blog, kommentierten das aktuelle Geschehen und suchten bei allem stets nach Lösungen. Danach was man tun kann, um wirklich etwas zu bewirken. Man kann nicht die ganze Welt retten – aber man kann schlimme Entwicklungen verlangsamen, und genau darum ging es uns.

Wir organisierten Vorträge, Workshops und nahmen an Diskussionen teil.

Denn: Wenn du etwas zu sagen hast, dann tue es!

Eine Konferenz, wie cool ist das denn?

Uns war es immer wichtig, andere zu Wort kommen zu lassen und zu zeigen, wie viele großartige Menschen, Initiativen und Projekte es gibt. Darum, ihre Erfahrungen und Kompetenzen zu vermitteln. Als wir 2014 die Idee hatten, unsere Geburtstage etwas größer zu feiern und anderen davon erzählten, bekam das Ganze eine eigene Dynamik – bis daraus die „Konferenz für eine bessere Welt“ entstand. Eine interaktive Mitmach-Konferenz, die Menschen zusammenbringt, um durch Vernetzung, Ideenaustausch, Workshops und kreative Aktionen gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige, gerechte und bessere Gesellschaft zu entwickeln. Wir waren stolz, als sogar Magazine über uns berichteten.

Die Konferenz war ein solcher Erfolg, dass wir sie noch zwei Mal wiederholten – dieses Mal auf dem Gut Karlshöhe. Das Umweltzentrum im Nordosten Hamburgs, einem Bildungs- und Erlebnisort für nachhaltige Lebensweise, Umweltbildung und Klimaschutz. Besser hätten wir es nicht treffen können. Wir sind heute noch dankbar für die Gelegenheit.

Bücher schreiben ist echt Arbeit

2015 wurde der Kosmos-Verlag auf uns aufmerksam und bot uns an, ein Buch zu schreiben. Die Themen Umwelt und Soziales gewannen im Bewusstsein der Menschen immer mehr an Bedeutung, und es wurde verstärkt über Lösungen nachgedacht. 2016 erschien unser erstes Buch „Und jetzt retten WIR die Welt!“, in dem wir zahlreiche Ideen sammelten, wie jede und jeder die Welt verbessern kann. Wir schafften es sogar ins lokale Fernsehen – wow!

Es folgten weitere Buchprojekte: eines zum „Gärtnern für eine bessere Welt“, in dem wir all unsere Erfahrungen aus dem Garten teilten, und ein Planer, mit dem man seine Weltrettungsprojekte konkret umsetzen kann. Danach erschien „Faironomics“, ein Buch, das zeigt, wie man ökologische und soziale Projekte oder Unternehmen gründet. Zwei Jugend-Fantasy-Romane zum Thema Artenschutz und Buchberatungen für andere Buchprojekte rundeten unsere Arbeit ab. Die Jahre rasten nur so dahin.

Doch dann merkten wir, dass wir all die Jahre ohne Pause durchgearbeitet hatten. Uns fehlte die Kraft – zumindest bei mir ging so langsam die Puste aus.

Die größte Aufgabe wartet noch auf uns

Was bei einer Geschichte noch fehlt, ist eine Antwort auf die zentrale Frage, aber auch die Auseinandersetzung mit dem Konflikt. Und im besten Fall, wenn man Glück hat, die Klimax, also der Höhepunkt des persönlichen Weges.

In unserem Fall, so sehe ich das, war die Antwort, dass wir ganz bestimmt Menschen inspirieren konnten und hoffentlich noch können. Wir hoffen es zumindest. Doch wir haben nach so vielen Jahren erkannt, dass man die Macht des Systems nicht bricht, in dem man so wird oder agiert wie sie. Man muss die guten Kräfte unterstützen, muss aufklären, Gemeinschaften bilden, die genau das tun. Die Idee der Good Rebels war geboren.

Und die Klimax? Der Höhepunkt?

Wir haben das Jahr 2026: Unsere Demokratie ist in Gefahr, und die Gesellschaft steht vor enormen Herausforderungen. Spaltung, Machtmissbrauch und soziale Ungleichheit drohen den Zusammenhalt zu zerreißen, den wir so dringend brauchen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: Unser Planet braucht dringend Schutz und Fürsorge, sonst setzen wir die Lebensgrundlagen für jetzige und kommende Generationen aufs Spiel. Inmitten dieser Krisen ist die Verantwortung für uns alle weiter gewachsen, nicht wegzuschauen, sondern gemeinsam aktiv zu werden und solidarisch für eine gerechte und nachhaltige Zukunft einzustehen. Die Kräfte, die das nicht wollen – oder sogar das genaue Gegenteil anstreben –, stehen schon auf dem Plan.

Höchste Zeit …

Gerade in diesen dunklen, schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, aktiv zu werden. Jede und jeder von uns kann einen Unterschied machen – auch wenn es manchmal schwerfällt, das im Alltag zu sehen. Statt sich von all dem, was noch unerreicht ist, entmutigen zu lassen, sollten wir Kraft daraus schöpfen, wie weit wir schon gekommen sind. Mein Blick zurück zeigt mir, dass Veränderung möglich ist – wenn wir nicht aufgeben und gemeinsam handeln. Traue dich auch! Mit uns gemeinsam. Allein oder mit anderen. Aber traue dich.

Ilona und ich starten jetzt mit unserem Projekt Für eine bessere Welt noch einmal richtig durch. Wir wollen gemeinsam mit anderen Good Rebels eine Bewegung aufbauen, die mutig, entschlossen und mit Herz gegen Ungerechtigkeit und Missbrauch aufsteht.

Denn die größte Aufgabe wartet noch auf uns – und nur gemeinsam können wir den Unterschied machen, den unsere Welt so dringend braucht.


Quellen

Marek

ist freier Medienmacher und Rebell – ein unbequemer Fragesteller und leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Schon als Kind zog er mit Bleistift und Neugier los, um die Wahrheit hinter den Fassaden zu entdecken. Heute kämpft er gegen die Scheinwelten aus Manipulation, Spaltung und Oberflächlichkeit. Mit rebellischem Geist und klarem Blick berichtet er über die Themen, die unsere Zukunft formen: digitale Freiheit, gesellschaftlichen Wandel, echte Gemeinschaft und lebenswerte Zukunft. Sein Antrieb: Menschen zu inspirieren, zu motivieren und gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen.

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