Per Hungerstreik wird die Situaton in bayerischen Flüchtlingslagern von dortigen Flüchtlingen zwar nicht mehr boykottiert – doch sie weigern sich nach wie vor, die ihnen zugeteilten Essenspakete anzunehmen. Warum? Die Menschen dort möchten ihr Leben selbst bestimmen. Angefangen beim Essen über die Arbeit bis hin zu Bewegegungsfreiheit.

Selten schauen Normalbürger in Deutschland wohl in die Unterkünfte von Flüchtlingen. Wenn man hierher komme und sogar (!) Asylrecht erhalte, so meint ein in einem Beitrag von  DonauTV befragter Bürgermeister zu dem Thema, dann müsse „man“ sich eben auch den deutschen Gepflogenheiten anpassen… Er spricht damit aus, was wohl viele laut oder leise denken. Doch, stimmt das? Müssen wir das Essen, was uns vorgesetzt wird? Ist es uns verboten, uns Arbeit zu suchen und selbst für unseren Lebensunterhalt zu sorgen? Selbstverständlich nicht!

Müssen wir in den Unterkünften wohnen, die uns zugeteilt werden – egal wie herunter gekommen sie sind? „Wir wohnen hier zu Fünft oder zu Sechst in einem Zimmer. Die Küchen und die sanitären Einrichtungen hier sind komplett überlastet, verdreckt und unhygienisch. Das Leben hier macht uns körperlich und psychisch krank“, zitiert die Karawane München einen Bewohner und erklärt, das Flüchtlingslager in der Calmbergerstraße biete einen erschreckenden Anblick: „Zimmerdecken, durch die das Wasser tropft und die von den BewohnerInnen notdürftig mit Zeitungspapier abgedichtet wurden; heraus gefallene Zimmerfenster, durch die winterlich kalte Luft pfeift; Duschen ohne warmes Wasser vor 14 Uhr; Lampenabdeckungen voller toter Insekten“.

Und dürfen wir uns nur innerhalb eines Landkreises bewegen – der Protestwelle nach dem Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden nach zu urteilen, würde in Deutschland ein Bürgerkrieg ausbrechen, wäre dies der Fall. Aber so sieht anscheinend die Lebenswirklichkeit dieser Flüchtlinge aus: Wenn sie nicht zu einer Behörde oder einem Arzt wollen, dann müssen sie laut Karawane München 10 Euro zahlen und um Erlaubnis bitten, wollen sie die Grenze eines Landkreises überschreiten. „Eine Praxis, die es bislang nicht nur in einigen bayerischen Landkreisen gab, gegen die sich aber nun ein Flüchtling in Sachsen-Anhalt erfolgreich vor Gericht gewehrt hat: Das Verwaltungsgericht Halle/Saale stellte am 26. Februar, fest, dass die Praxis der Erhebung von Gebühren für eine Erlaubnis zum Verlassen des Landkreises rechtswidrig ist und dass die örtliche Ausländerbehörde verpflichtet ist, erhobene Gebühren an die betroffenen Flüchtlinge zurückzuzahlen“, schreibt die Karawane München auf ihrer Website.

Dazu kommt, dass diese Menschen ja nicht freiwillig ihre Heimat, ihre Familie und ihre Freunde – kurz ihr Leben – verlassen. Kann also ein Land, das drittgrößter Waffenexporteur ist – wie das schwedische Insitut Sipri gerade festgestellt hat und wie es vor einigen Tagen durch die Medien ging –  so doppelmoralisch sein und auf der einen Seite ordentlich Zunder für Konfliktherde verkaufen – und dann auf der anderen Seite sagen, dass die Flüchtlinge, die durch diese Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben werden, so unfreundlich, unhöflich und menschenunwürdig behandelt?

„Wir können hier nur herum sitzen und nichts tun. Das ist ein Gefängnis. Wenn man hier aufwacht, kann man nix tun, nur denken, dann kommen die Probleme im Kopf. Besser, man nimmt Schlaftabletten und verschläft den Tag“, werden einige der Flüchtlinge auf der gleichen Website zitiert – und sind deshalb Ende Februar in einen Hungerstreik getreten. Wenn man sich nun vorstellt, dass diese Menschen vielleicht ohnehin aus einer schwierigen Situation kommen, vielleicht Schlimmes erlebt haben und vor allem Zuwendung und Mitgefühl benötigen, um über ihren Schmerz und vielleicht auch Verlust hinweg zu kommen… wie gefühllos und kalt muss es da in Deutschland sein zwischen all dem Konsum, der bunten Werbewelt und den Statussymbolen!

Weitere Infos unter: http://carava.net/ , www.fluechtlingsrat-bayern.de

Bildquelle: Der Flüchtlingsrat Bayern stellt auf seiner Webseite eine interaktive Landkarte mit bayerischen Lagern inkl. Fotos bereit. Rechtes Bild: einige der streikenden Flüchtlinge.