Peter König ist Schweizer und zudem ehemaliges Mitglied der Weltbank. Seit 2004 ist er in Pension. Und wie das manchmal so ist, hat er seine frei gewordene Zeit genutzt, um einen Roman über den implodierenden Dollar zu schreiben. Ein Gespräch über eine gar nicht mal so fiktive Geschichte…

Nicht mal das Papier wert…

»Der Dollar ist noch nicht mal das Papier wert, auf dem er gedruckt ist«, meint Peter König im Interview mit dem Schweizer Radio DRS (den Link zum Podcast findet ihr unten). Das können wir uns alle natürlich nicht leisten – die Asiaten, Russland und Europa weniger als die so genannten Entwicklungsländer, denn wir sitzen auf riesigen Dollar-»Reserven«… Also tun wir alle so, als ob nichts wäre. Der Dollar bricht nach Königs Meinung aber dennoch zusammen. Nur eben ganz, ganz langsam.

Das hat durchaus seine positiven Nebeneffekte, findet König. Der Hintergrund: Seit den 1990er Jahren – seit der Internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank von den neoliberalen Geistern der US-Regierung der Republikaner endgültig übernommen wurde – dienten die Institutionen nur mehr der Ausbeutung von Entwicklungsländern mit Rohstoffvorkommen und keineswegs ihrer Entwicklung.

Verwickelte Banken

Die Taktik ist immer die gleiche und läuft laut König folgendermaßen ab: Den Ländern werden Kredite in mehreren Hundert Millionen Dollar gewährt. Wozu die Kredite eingesetzt werden sollen, dass hat die Weltbank im Vorfeld den jeweiligen Ländern erklärt. Meist umfassen die »Programme« Privatisierungen, etwa der der Wasserversorgung.

Sobald die Millionen bei den Ländern auf dem Konto liegen, zieht sich die Weltbank zurück. Die Regierungen bzw. Machthaber der jeweiligen Länder können mit dem Geld tun, was auch immer sie wollen. Es gibt zwar die Empfehlungen der Weltbank, aber niemand kontrolliert, ob denen Folge geleistet wird. Es wird laut König nicht kontrolliert, ob die Systeme in den unterschiedlichen Kreditnehmerländern Korruption wirksam verhindern – noch nicht mal, ob sie diese befördern, was laut König leider nur allzu oft der Fall ist.

So kam es, dass z.B. ein Abgeordneter aus Madagaskar Peter König bei einer Konferenz fragte, wieso die Weltbank seiner Regierung 400 bis 500 Millionen Dollar Kredit gegeben hätte, obwohl noch nicht mal er als Abgeordneter nachvollziehen könne, was mit dem Geld geschehe. »Kurz vorher hatte Exxon Mobil jedoch Ölvorräte vor den südlichen Küsten Madagaskars entdeckt«, meint König im Interview. Und eine hohe Verschuldung sichert so einem ausländischen Unternehmen den Zugang zu solchen Rohstoffen enorm.

Ungerechte Verteilung der Kredite

Denn hat eine Elite die Millionen beiseite geschafft, ist es natürlich das Volk, das die Kredite zurück zahlen muss. Gelingt ihnen das nicht, muss sie gegenüber »ausländischen Investoren« Zugeständnisse machen. In der Realität bedeutet dies, dass internationale Konzerne die Rohstoffe ausbeuten – und verwüstete Umwelt und soziale Konfliktherde zurück lassen. Und das alles ermöglicht und unterstützt durch die Weltbank – angeführt von den USA, denn die haben mit 17 Prozent die meisten Stimmen und bestimmen damit in der Regel, was gemacht wird. »Europa könnte die USA zwar überstimmen, wenn sie sich zusammenschließen würden, aber die geschieht nicht«, erklärt König.

Und so sieht König in der langsamen Implosion eine Chance. Vor allem Asien, Russland, Europa und der ölfördernden Länder im Nahen Osten werden sich nach Alternativwährungen umschauen. »Das ist auch der Grund, warum die USA den Iran so unter Druck setzen – angeblich wegen dessen Atomprogramm«, so König. In Wahrheit rühre der Konflikt aber daher, meint er, dass der Iran sein Öl in Euros verkaufen wolle. Entwicklungsländern rät er, sich vor allem auf den lokalen Markt zu konzentrieren.

In seinem Roman geht König natürlich weiter: Hier sieht er in einer Weltwirtschaft Optionen, die wieder den Mensch in den Vordergrund rückt. »Ich würde weiter gehen, als Ludwig Erhard das mit seiner sozialen Marktwirtschaft gegangen ist – aber die Richtung stimmt schon mal«, befindet er im Gespräch mit dem Schweizer Radio. In so einer Welt müsste der Einzelne nicht mehr horten – überschüssige Güter und Gelder könnten für wichtige soziale Weiterentwicklungen verwendet werden.

Auch sieht König in einer teilweisen, internationalen Tauschwirtschaft eine Option. »Natürlich soll es nicht wieder zurück ins Mittelalter gehen«, so König. Aber der teilweise Tausch von Waren und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Ländern würde die Abhängigkeit von Währungen vermindern. »Heute profitiert nur eine Elite«, lautet Königs Resumé. In seiner Zukunftswelt aber verschwindet die Kluft zwischen Arm und Reich, die unterschiedlichen Kulturen können sich entfalten – Konflikte und Kriege werden so verhindert.

Das Buch findet ihr (in Englisch) bei Buecher.de

Vielen Dank an Peter Sturm für das Foto (via pixelio.de)