Obama ist für viele der politische Ghandi unserer Zeit. Doch nun ist er auf Tauchstation.

Es gibt Zeiten da geht alles seinen Gang. Da genießen die Einen ihr Leben und ertragen die anderen still ihr Leid. Zeiten, in denen all diejenigen die auf der Sonnenseite des Lebens geboren wurden nicht konfrontiert werden mit den Folgen ihres schändlichen Handelns. In diesen Zeiten braucht es (anscheinend) keine Helden.

Obama, wo bist Du?

Doch dann gibt es die Momente in der Geschichte, die geradezu nach Lichtgestalten schreit, welche das Unrecht formulieren; die den Geplagten eine Stimme geben und für deren Rechte kämpfen. So eine Gestalt, so hieß es, sei Barack Obama, US-Präsident, Verkünder, Messias – eine Art politischer Ghandi. Doch gerade jetzt, wo er diesem Image gerecht werden könnte, geht er auf Tauchstation. Die Welt gerät in Brand und fragt sich verdutzt: „Obama, wo bist Du?“

Tunesien, Ägypten, jetzt auch noch Libyen – und in anderen Ländern Nordafrikas wird bereits mit den Füßen gescharrt. Millionen von Menschen bäumen sich auf, wollen ihre Unterdrücker abschütteln die sie – vom Westen unterstützt – jahrelang mit Füßen traten. Sie beginnen sich zu wehren, fordern endlich demokratische Reformen. Und was macht der „mächtigste Mann der Welt“? Nichts. Na ja, ein bisschen schon… er stellt sich hin und verurteilt die Gewalt, mit der die Diktatoren auf die Proteste reagieren, aufs Schärfste…

Barack Obama zeigt in diesen Tagen, dass er den Friedensnobelpreis wohl nicht ganz so ernst nimmt, denn es wird offensichtlich, dass er viel mehr die wirtschaftlichen Folgen möglicher Umstürze fürchtet, als das er die Forderung nach Demokratie in diesen Ländern unterstützt. Genauso wie die EU schauen die USA tatenlos zu, sehen sich erst mal  in Ruhe an, wie weit die Demonstranten mit ihren Protesten kommen – mauscheln höchstens im Hintergrund. Ist aber auch klar, denn man unterscheidet hier sehr genau zwischen guten und schlechten Diktatoren.

Gut ist, wer Geld bringt

Gute Diktatoren werden natürlich nicht so genannt. Man spricht von Politikern die in einer „schwierigenRegion“ für Stabilität sorgen und „verlässliche Gesprächspartner“ sind. In Wirklichkeit heißt dies nur, dass man mit ihnen prima Geschäfte machen, ihnen Öl ab- und Waffen  verkaufen kann. Man braucht sie, da sie helfen den Reichtum großer Unternehmen (im Fall Nordafrikas z.B. Ölkonzerne) zu mehren.

Man braucht sie genauso, um – wie im Fall Deutschland – einträgliche Waffengeschäfte zu machen. Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure der Welt. Da hält man die Füße still, wenn diese Art Kunde in Schwierigkeiten gerät und hilft ihnen womöglich lieber im Hintergrund, sich gegen die Protestler zu wehren. Das ist nichts Persönliches, es geht ja nur ums Geschäft.

Aber wie hat die Welt doch aufgejubelt, als Barack Obama Präsident wurde. Die Zeitungen waren voll von ihm und in den Talkshows tauchten wieder die bekannten, selbsternannten Experten auf, um uns zu erklären warum dieser Mann so „strahlt“. Die Welt würde nicht mehr so sein wie bisher… Obama wäre geradezu ein Segen der über uns gekommen sei. Ein Menschenversteher, der den Globus aus seiner Knechtschaft befreien und ans Licht führen würde.

Messias der Wallstreet?

Hm. Na ja, so richtig hat das wohl nicht geklappt. Erst holte sich dieser Messias halb Wallstreet in den Senat und ließ sich von denselben Schattenmännern beraten die schon vorher unendliches Leid über die Menschheit brachten, die Weltwirtschaftskrise verursachten, Kriege los traten und auch sonst nichts Gutes im Schilde zu führen schienen. Dann nahm er, sozusagen als Ausdruck seiner messianischen Weihe den Friedenspreis des Rüstungskonzerns Nobel an. Doch Frieden hat er nun wirklich nicht gebracht – nirgendwo.

Und heute? Die Welt schreit nach einem Obama – nach einem Echten sozusagen, nach dem Heiland, der ihr mit Barack versagt blieb. Doch weit und breit ist da nichts. Gibt niemand Hoffnung… Jetzt wagen die Menschen endlich den großen Wurf und bäumen sich auf, doch so wirklich gut findet das „Change-Man“ wohl gar nicht. Zu viel Geld hängt davon ab, dass alles bleibt wie es ist.  „Obama, wo bist Du?“, scheint es überall auf unserem Erdball zu erschallen.

„Wir haben Dich als Retter in der Not gefeiert – nun rette uns auch!“ Doch daraus wird wohl nichts. Und wenn die USA schon ihre Füße still halten, dann wird die EU auch nichts anderes tun. Und wenn die EU nichts tut, dann lässt es Deutschland auch bleiben. Mal ehrlich, die Machthaber Europas versagen auf ganzer Linie – so wie der Lichtbringer Barack Obama – in dieser wichtigen Zeit.

Der Obama-Faktor erklärt auch zu Guttenberg

Ich kann mich erinnern, wie elektrisiert auch hier in Deutschland ein Großteil der Menschen bei der Amtseinführung Obamas war. Ganz ähnlich der Euphorie wie sie bis vor kurzem Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg entgegen gebracht wurde. In beiden Fällen waren es hauptsächlich die Medien, die aus dem Nichts Stars schufen, und mal so eben erklärten, dass man es hier mit der personifizierten Hoffnung zu tun habe.

Die Parallelen sind wahrscheinlich auf deutscher Seite auch gewollt, sprach man nach der Wahl des US-Präsidenten nicht selten vom „Obama-Effekt“ und grübelte, wer bei uns in Deutschland so toll, so talentiert und so charismatisch sei. Und während bei Obama nach und nach die goldene Maske fiel, schraubte man hier am Image des Herrn Guttenberg, lobte ihn über den Klee und verteilte großzügig Vorschusslorbeeren. Ein bisschen Change, eine Priese „Cooler Baron“, ein Hauch royalen Glamours… schon scheint ein großer Teil der Menschen bereit, jemanden wohin auch immer zu folgen.

Doch auch beim Verteidigungsminister hört man nichts zu Nordafrika. Die Welt spricht über seine Doktorarbeit und lamentiert über Fußnoten. Dieser Mann hat, was er selbst zu gibt, mehrfach getäuscht. Deshalb sollte man äußerst wachsam sein.  Doktor oder nicht ist wurscht. Viel wichtiger ist die Frage, WARUM auch er zum Star aufgebaut wurde und von wem. Die Frage, warum so viele trotz aller Skandale an ihm festhalten, obwohl andere für weniger gehen müssten. Und die Frage, was uns wohl noch erwartet, wenn wir uns – wie im Fall Obama – vom Windschatten eines Menschen, von seiner ach so tollen Dynamik, von der von politischen Freunden herbeigeredeten Larmoyanz, von Glitzerpressestrecken uswusf. blenden lassen.

Der einzige und wohl wichtigste Ratschlag sollte sein: Schaut nicht auf ihr Äußeres, sondern auf ihre Taten! Ich weiß bis heute nicht, was beide, Karl und Barack, de facto bis heute geleistet haben. Ich weiß nur, dass Drangsal und Unterdrückung, die Morde in den Regimen, der Umbau der Armeen in reine Söldnertruppen, die Kriege aus wirtschaftlichen Interessen… weiter gehen.