Die Initiative erlassjahr.de und die Kindernothilfe haben vorgestern den aktuellen Schuldenreport 2009 vorgestellt und kommen zu folgendem Fazit.
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat dramatische Auswirkungen auf zahlreiche Entwicklungs- und Schwellenländer.Einbrüche auf den Exportmärkten, eine rasant anwachsende Verteuerung von Kreditien sowie die Verringerung von Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit macht der Report für eine rasch fortschreitende Neuverschuldung der so genannten HIPC-Staaten (hochverschuldete, ärmste Länder) verantwortlich.
Sieben afrikanischen Staaten droht die Zahlungsunfähigkeit
„In sieben afrikanischen Staaten droht noch in diesem Jahr die Zahlungsunfähigkeit, weitere sechs weisen ein hohes Risiko von baldiger Staatsinsolvenz auf. Über eigene Mittel zur Ankurbelung der Wirtschaft verfügen die ärmsten Länder, anders als die westlichen Industriestaaten, nicht“, erklärt Jürgen Kaiser, erlassjahr.de Koordinator und Mit-Autor des Reports.
Die Zustände in Ruanda seien exemplarisch, berichtet erlassjahr.de: Die Nahrungsmittel- und Energiepreise hätten sich dort vervierfacht, der Export des wichtigsten Erzeugnisses Kaffee sei nur leicht gestiegen, dafür hätten sich die Kreditkonditionen auf den weltweiten Finanzmärkten erheblich verschlechtert. Das alles führe für den Staat in eine Sackgasse – so dringen notwendige Investitionen wie etwa die in die Bereiche Bildung und Gesundheit müssten ausbleiben.
Ärzte und Krankenschwestern fehlen
„Die Gehälter von Lehrern und Ärzten werden schon heute zum Teil unregelmäßig oder gar nicht mehr bezahlt, In gerade fertig gestellten Schulen auf dem Land fehlen Lehrer und können auch nicht eingestellt werden. Gleichzeitig fehlen Ärzte und Krankenschwestern. Durch die Aids-Katastrophe, aber auch durch Malaria und andere Krankheiten, erkranken und sterben zunehmend Kinder und ihre Eltern, weil es schon heute an Medikamenten und Personal mangelt“, berichtet John Kalenzi, Leiter des Kindernothilfe-Partners AEE (African Evangelistic Enterprise).
Richtig überraschen mag diese Entwicklung – allgemein beschrieben – niemanden. Doch wer konkrete Schilderungen hört, liest oder sieht, den kann das Elend und das Leid, dass der „raffgierige“ Norden über viele Menschen bringt, wohl nicht mehr kalt lassen. Berücksichtigt man nun auch noch die enormen Herausforderungen, denen sich gerade diese Länder angesichts des Klimawandels gegen über gestellt sehen (den wir reichen Länder des Nordwestens ja hauptsächlich zu verantworten haben).
Ein Ende der medientauglichen Worte
So sollten unsere Politiker endlich aufhören, schöne (medientaugliche) Worte von sich zu geben, sondern endlich Taten und Handlungen folgen lassen. Anstatt Milchpreise zu subventionieren – was vielen Kleinbauern wahrscheinlich mal wieder die Existenz kosten dürfte, weil sie gegen die subventionierten Konkurrenten nicht ankommen –, sollten sie endlich Verantwortungsbewusstsein zeigen.
Es geht nicht mehr nur darum, dass wir Steuerzahler hier über den Tisch gezogen werden (auf der einen Seite wird mit Steuergeldern die eine Bank gerettet – auf der anderen Seite hat die andere gerade erkannt, dass Staatsanleihen das Geschäft schlechthin sind…) oder ggf. einen Teil unserer Ersparnisse verlieren. Es geht darum, dass wir Hunger, Elend, Krankheit und Tod über viele Menschen bringen. Wir können uns nicht in dieser Weise verantwortungslos zeigen, es muss etwas getan werden. Man kann nur hoffen, dass die G20 – wenn sie sich wegen der Finanzkrise treffen – auch darüber beraten werden!
Den Schuldenreport 2009 kann man sich als PDF herunter laden unter: http://www.erlassjahr.de
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