Buchtipp// Wir brauchen neue ökonomische Richtwerte, daran besteht kein Zweifel: wer die Umwelt wirklich schützen und damit uns allen – also allen Menschen dieser Erde – eine lebenswerte Zukunft sichern möchte, muss umdenken! Doch wie kann das geschehen? Immer mehr Menschen probieren es zumindest aus und sammeln Erfahrungen. Bereits im Teil 1 der »Wirtschaftsalternativen« stellten wir zwei Buchtitel vor, die solche Projekte und deren Erkenntnisse vorstellen. Doch um diese so genannte »Solidarische Ökonomie« hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte eine ganze Studien- und Forschungsrichtung entwickelt.
Begleitend zum Masterstudiengang »Gemeinwesenentwicklung, Quartiermanagement und Lokale Ökonomie« an der Hochschule München (www.macd.hm.edu) ist der zweite Forschungsband mit dem passenden Titel »Gemeinwesen und Lokale Ökonomie« erschienen. In den rund 120 Seiten des Softcovers gehen die Professoren Susanne Elsen, C. Wolfgang Müller, Walter Lorenz, Silvia Staub-Benasconi sowie Angelika Tschanen-Hauser auf die Bedeutung eines solchen Studiengangs für unsere Gesellschaft ein: Sie beschreiben die Geschiche, die aktuellen Projekte und die möglichen Potentiale des so genannten Gemeinwesens im europäischen Raum. Sie schildern aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die es beim Aufbau eines solchen Studiengangs gibt.
Der große Vorteil des Buches: Die Autoren gehen sehr konkret auf die Aufgaben und Herausforderungen ein, denen sich ein Quartiermanager gegenüber gestellt sieht – und sie geben hoffnungsvolle, konstruktive und sozial-gerechte Lösungsvorschläge an die Hand. Das Buch setzt aber auch ein entsprechend eingehendes Interesse voraus. Wer sich nur oberflächlich für das Thema interessiert, sollte eines der gestern vorgestellten Bücher wählen.
Ebenfalls wissenschaftlichen Charakter hat der Titel »Ökosoziale Transformation« – auch dieses Buch stammt von der Münchner Hochschule, wurde jedoch von der dort lehrenden Professorin Susanne Elsen heraus gegeben. Das Hardcover-Buch wäre grundsätzlich auch für Einsteiger geeignet, die sich einen genaueren Überblick über Wirtschaftsalternativen verschaffen wollen: Über zirka 440 Seiten zeigen sehr viele AutorInnen anhand von Praxisbeispielen, welche Bedeutung und Möglichkeiten Solidarische Ökonomien bieten.
Nach einem relativ kurzen Rückblick – zum Beispiel, indem es »die Wiederentdeckung des Commons« beschreibt – wendet sich das Buch sogleich der Gegenwart und Zukunft zu: es geht der Frage nach, wieso ökosoziales Wirtschaften notwendig ist und wie es – ganz grundsätzlich – aussehen muss. Es berichtet von urbaner Agrarkultur und moderner Subsistenzwirtschaft, solidarischer Entwicklungszusammenarbeit, partizipativer Zukunftsgestaltung, sozialer Kulturarbeit, kooperativer Existenzgründung, sozialkultureller Bildung, Energiegenossenschaften, Bürgerarbeit und Frauenprojekten sowie den Erkenntnissen »sozialräumlicher Bedarfsanalysen«
Der große Vorteil: Das Buch das umfangreichste Werk aus unserer Liste und damit vor allem vor allem für diejenigen geeignet, die tiefer ins Thema einsteigen wollen. Dabei muss man noch nicht viele Vorkenntnisse haben: Das Buch fängt wirklich bei den Basics an. Leider sind die Texte allerdings zum Teil auch sehr trocken. Manche Sätze muss man zweimal lesen, bis man sie verstanden hat – selbst dann, wenn es sich um Wissen handelt, das informierte Menschen zu ihrer Allgemeinbildung zählen dürfen.
Die bibliografischen Angaben:
1// „Gemeinwesenentwicklung und Lokale Ökonomie“, herausgegeben von der Hochschule München, AG SPAK Bücher, ISBN 978-3-930830-93-0, Preis: 16 Euro
2// „Ökosoziale Transformation. Solidarische Ökonomien und die Gestaltung des Gemeinwesens“, Susanne Elsen (Hrsg.), AG SPAK Bücher, ISBN 978-3-940865-19-9, Preis: 32 Euro
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