Die Boykott-Kampagne #StopHateForProfit scheint Facebook tatsächlich zum Einlenken zu bewegen. Warum diese Strategie dennoch fragwürdig ist.

  • Die Boykott-Aktion #StopHateForProfit scheint Wirkung zu zeigen
  • Vor allem die Big Player beweisen damit ihr Macht
  • Das reicht aber nicht

Worum gehts bei #StopHateForProfit?

„Stop Hate for Profit“ (Kein Hass für Profit, www.stophateforprofit.org) lautet der Titel der Kampagne, die in den letzten Tagen durch die Schlagzeilen ging. Die Rede ist vom Werbe-Boykott auf Facebook. Der Grund: die Social-Media-Plattform nahm bislang rechte Hetze, Rassismus und Antisemitismus inkauf. Auf diese Weise sollten mehr Nutzer*innen in dem Netzwerk bleiben, die sich dann wiederum als Werbekund*innen vermarkten lassen.

Das soll sich nun ändern und wie es aussieht funktioniert es auch. Seit Giganten wie Coca Cola oder Unilever zumindest zeitweilig die Plattform boykottierten und keine Werbung mehr schalteten, kommt Facebook in Bewegung. Gründer Mark Zuckerberg kündigte Maßnahmen an (siehe SPON). Diese reichen zwar noch nicht an die Forderungen von #StopHateForProfit heran, aber immerhin.

Die Macht der Großen sinnvoll nutzen

Es ist gut, wenn Unternehmen erkennen, dass sie eine Marktmacht haben, die sich auch für politische Veränderungen nutzen lässt. Ähnlich wie Verbraucher*innen-Boykotte können sie anscheinend Partner*innen zu notwendigen Verbesserungen zwingen. Gerade im Vorfeld der US-Präsidentenwahl mit Donald Trump als einem der Kandidaten, ist dieser Schritt mehr als wünschenswert für die Demokratie.

Wie schön wäre es doch, wenn diese Erkenntnis Folgen hätte: Im Lebensmittelbereich gibt es zum Beispiel nur noch 5 Supermarktketten. Wie schnell könnten diese wohl die Kastenhaltung für Schweine, die betäubungslose Kastration von männlichen Ferkeln oder das Schreddern von Küken abschaffen? Bestimmt schneller als Frau Klöckner.

Wie schnell gäbe es eine bessere Welt?

Wie lange bräuchten die Supermarktketten, um die Arbeitsbedingungen bei Fleischbetrieben wie Tönnies zu verbessern? Wie viel Zeit benötigten die Global Player, um für faire Arbeitsbedingungen und Löhne im Globalen Süden zu sorgen? Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Frage von einigen Monaten bis hin zu einem Jahr wäre.

Stell dir vor, Amazon würde die Distributionsfirmen nötigen, ihre Sub-Sub-Konstruktionen zum Wohl der Paketzusteller*innen aufzugeben. Die Stahlindustrie würde verkündigen, dass sie Kohlestrom boykottiert. Oder BlackRock würden verlautbaren, dass es nur noch in Unternehmen investieren, die die Menschenrechte und Klimaschutz einhalten? Und das dann tatsächlich auch tun!

PR-Gag oder ernsthafte Aktion?

Natürlich sind solche Überlegungen müßig. Denn wenn die Großen tatsächlich so ticken würden, gäbe es viele, globale Problem nicht. Bei #StopHateForProfit machen viele (kleinere) Unternehmen mit, denen ich ihr Engagement durchaus abkaufe. Tatsächlich in Bewegung geriet Facebook aber erst, als Werbegiganten wie Coca-Cola oder Unilever mitzogen. Und erst dann ging die Sache auch so richtig durch die Medien.

Ich freue mich daher, wenn in diesem konkreten Fall die Boykott-Aktion Erfolg hat. Dass die Unternehmen und Konzerne daraus „lernen“ und künftig ihre Marktmacht zum Wohle der Menschheit und des Planeten einsetzen, ist aber wohl nicht zu hoffen. Es bleibt also dabei, dass auch wir Bürger*innen und Verbraucher*innen aktiv werden und die Angelegenheiten nicht „den Anderen“ überlassen dürfen!

So machst du mit:

P.S. Tipps, wie du dich als Nutzer*in bei der Aktion #StopHateForProfit beteiligen kannst, findest du übrigens hier: https://www.stophateforprofit.org/demand-change 🙂