Eine dünne Schicht Erdboden entscheidet auf unserem Planeten über Leben und Tod. Ein Dokumentarfilm zeigt, warum.
Der Kapitalismus funktioniert nicht. Das liegt eigentlich klar auf der Hand. Warum? Ganz einfach: Ein sehr wichtiges Kapital ist nicht in den Preisen unserer Produkte enthalten – der fruchtbare Erdboden.
Warum wir Boden vernichten
Jedes Jahr vernichten wir Menschen schätzungsweise 10 Millionen Hektar fruchtbaren Erdboden. Erdboden, der in manchen Gegenden mehrere Tausend Jahre braucht, um sich wieder zu regenerieren. Und warum? Zum Beispiel, weil die Bäuer*innen für ihre Ernte immer weniger bekommen, ihre Kosten aber steigen.
Also sparen viele von ihnen, wo sie ungesehen sparen können: Am Boden (und am Tier- und Mitarbeiterwohl). Den Produkten sieht man es nicht an. Aber so leben wir auf Pump. 30–50 % des Humus haben wir in den letzten 50 Jahren auf diese Weise schon verloren. Das bedeutet, wir nehmen unseren Kindern ihre Nahrung weg.
Geht unsere Zivilisation zugrunde?
Die Vereinten Nationen schätzen, dass wir in etwa noch 60 Ernten lang so weiter machen können – dann werden wir so viel fruchtbaren Erdboden vernichtet haben, dass die Ernteerträge nicht mehr für alle ausreichen. Wir wissen das. Aber wir tun nichts.
Damit sind wir nicht die Ersten. Der Soziologe Jared Diamond hat in seinem Buch „Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen“ gezeigt, wie wir Menschen ticken. Ein Paradebeispiel dafür waren die Menschen von der Osterinsel. Als sie ankamen war die Insel dicht mit einem Regenwald bewachsen. Sie fällten alle Bäume – selbst den letzten.
Danach kam Dürre, denn die fruchtbare Erdschicht wurde bald vom Wind davon getragen. Sie konnten auch nicht mehr fischen gehen, weil sie keine Boote mehr bauen konnten. Die Folge: Krieg, Gewalt, Kanibalismus, Tod. Untergang. Wir wissen das. Deshalb könnten wir es anders machen. Und doch gibt es in Deutschland mittlerweile Sandstürme und Schlammlawinen. Sie sind die Folge von verdichtetem, ausgelaugtem Boden in Verbindung mit Extremwettern durch den Klimawandel.
Tipp: Erde schützen
Unser Boden, unser Erbe
Nun läuft am 8. Oktober 2020 ein Film in den deutschen Kinos an, der mit dazu beitragen könnte, das Bewusstsein sowohl für das Problem, als auch für die Lösung zu schaffen: „Unser Boden, unser Erbe“ heißt er und ist von dem Regisseur Marc Uhlig gemacht.
Der Film zeigt, was Boden auslaugt oder aufbaut. Wieso Biolandwirtschaft und Solidarische Landwirtschaft eine Lösung sein können. Gleichzeitig verurteilt er aber nicht. Er hütet sich vor dem gängigen Bäuer*innen-Bashing: Es kommen auch konventionelle Bauern zu Wort, die schildern, warum sie keine ökologische Landwirtschaft betreiben.
Jared Diamond hat in seinem Buch fünf Punkte genannt, die darüber entscheiden, ob eine Gesellschaft kollabiert oder nicht. Eine davon ist, ob sie es schafft, überkommende Wertevorstellungen loszulassen. Die Frage ist: Kriegen wir das in Bezug auf unseren Umgang mit dem fruchtbaren Boden auch hin?
Was können wir tun?
Ihr wisst – wir stellen uns immer die Frage: Und was kann ich, was kannst du tun? Auch darauf hat der Film eine Antwort. Wir Verbraucher*innen haben es nämlich mit in der Hand, ob Bäuer*innen sich die kostenintensive Bodenpflege leisten können oder nicht. Denn – Hand auf’s Herz: wie viel ist dir diese wert?
Fest steht, dass die Menschen in Deutschland 1970 noch 18,8 % ihres Einkommens für Lebensmittel ausgaben. Heute sind es gerade mal 10 %. Das Problem dabei ist: Wir können es uns aussuchen. Selbst wenn also alle deutschen Bäuer*innen beschließen würden, nur noch ökologische Landwirtschaft zu betreiben – so könnten sie bei zu vielen Sparfüchsen nicht gegen die Konkurrenz aus anderen Ländern mit ihren Billigprodukten bestehen.
Mein Fazit
Der Film besticht nicht nur durch den informativen Inhalt, sondern auch durch die schönen, ruhigen Bilder. Leider habe ich aber auch Themen vermisst. Das Wort „Terra Preta“ fällt zum Beispiel kein einziges Mal. Dabei ist die berühmte Schwarzerde wohl das Paradebeispiel dafür, wie wir fruchtbaren Erdboden erzeugen und gleichzeitig Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Boden speichern können (und so die Klimakrise aufhalten).
Außerdem fokussiert sich der Film alleine auf den Lebensmittelanbau. Dabei wäre das Thema Forstwirtschaft ebenfalls super spannend und interessiert viele (wie der neue Film über das Leben der Bäume von Peter Wohleben zeigt). Auch hier mit schweren Geräten der Boden verdichtet, sodass er kein Wasser mehr speichern kann. Eine schlechte Vorbereitung für den Klimawandel. Monokulturen und ein Verlust der Biodiversität auf allen Ebenen tun ihr übriges.
Dennoch ist der Film sehenswert. Vor allem natürlich für Menschen, die sich mit dem Boden unter ihren Füßen bislang noch nicht beschäftigt haben :-).
Unser Boden, unser Erbe
http://unser-erbe.de/
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