Wenn es um’s Geld geht, schlagen derzeit ja nicht nur in Deutschland die Wogen hoch. Ein rekordverdächtiges Konjunkturpaket jagt das andere und soll weltweit endlich die dräuende Wirtschaftskrise abwenden.
Ob das Erfolg verspricht, das bleibt noch abzuwarten und kann sicherlich heute noch von keinem noch so belesenen Experten versprochen werden. Doch bei all dem Kriseln fragt sich mit Sicherheit der Eine oder Andere: Wo ist nun eigentlich das ganze schöne Geld geblieben und wie verteilt sich das Geld eigentlich neu – wenn der „gemeine Bürger“ künftig den Gürtel mal wieder enger schnallen soll? Sprich: Wer geht eigentlich als „Gewinner“ und wer als „Verlierer“ aus der ganzen Krise hervor?
Dabei sollte sich die Regierung genau um diese Frage derzeit mindestens ebensolche Gedanken machen wie darum, wie sie die Wirtschaft insgesamt ankurbeln könnte. Denn schon zwischen 2002 und 2007 hat anscheinend die Vermögensungleichheit in Deutschland in einem dramatischen Ausmaß zugenommen, wie das DIW Berlin im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie belegt, die unlängst erschienen ist.
Größere Unterschiede zwischen Ost und West
Dabei hätten sich auch die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland weiter vergrößert. Besonders besorgniserregend sei der Rückgang des Vermögens der mittleren Altersgruppen in Ostdeutschland. „Wenn die Politik nicht gegensteuert, wird die Altersarmut in Ostdeutschland in Zukunft deutlich zunehmen“, befürchten die DIW-Wissenschaftler Joachim Frick und Markus Grabka. Wegen der höheren Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland seien dort mehr Menschen im Zuge der Hartz-Reformen gezwungen gewesen, ihre Vermögen aufzuzehren, bevor sie staatliche Hilfe in Anspruch nehmen konnten.
Während in Westdeutschland die Nettovermögen seit 2002 um gut elf Prozent anstiegen, sind sie laut DIW in Ostdeutschland um knapp zehn Prozent gesunken. Berücksichtige man die Inflation, sei der Wert der privaten Vermögen im Osten sogar um 17 Prozent gesunken. Neben der hohen Arbeitslosenquote sei auch der Preisverfall selbstgenutzter Immobilien in Ostdeutschland für diese Entwicklung verantwortlich, berichtet das DIW.
Vermögen privater Haushalte in Deutschland
Insgesamt verfügten die privaten Haushalte in Deutschland laut DIW 2007 über ein Nettovermögen von gut sechs Billionen Euro. Rechnerisch entspricht dies rund 88.000 Euro pro Erwachsenem. Doch obwohl dieser Wert seit der letzten Untersuchung 2002 inflationsbereinigt um gut zehn Prozent gestiegen sei (das liegt laut DIW vor allem an der Zunahme des Geldvermögens sowie der Vermögen aus privaten Versicherungen), liege der Median des Nettovermögens weiterhin bei nur etwa 15.000 Euro. Der Median ist der Wert, der die reichere Hälfte der Bevölkerung von der Ärmeren trennt. Dies bedeutet laut DIW, dass die Vermögenszuwächse desto höher ausfielen, je größer das vorhandene Vermögen bereits vorher war.
Alles in allem verfügen laut DIW mehr als ein Viertel aller Erwachsenen (27 Prozent) über kein persönliches Vermögen oder waren sogar verschuldet, während das reichste Zehntel der Bevölkerung über ein Netto-Gesamtvermögen von mindestens 222 000 Euro verfügte.
Sparquote ist gestiegen
Die Vermögensentwicklung zeige auch, dass die politischen Bemühungen um eine verstärkte private Altersvorsorge nur bei einem Teil der Bevölkerung Wirkung zeigt (der Wert des in Kapitalversicherungen angelegten Vermögens habe sich zwischen 2002 und 2007 um rund 18 Prozent vergrößert) und auch die Sparquote sei zwischen 2002 und 2007 deutlich von 9,9 Prozent auf 10,8 Prozent gestiegen. Aber das betrifft eben anscheinend ein Viertel aller Erwachsenen nicht (siehe oben).
Das Fazit: „Die Erbschaftsteuerreform wird zu einer weiteren Vermögenskonzentration führen. Es sollte aber das Prinzip der Chancengleichheit gestärkt werden, denn nicht nur die Bildungschancen sondern auch die Höhe der erwarteten Erbschaften werden maßgeblich von der sozialen Herkunft bestimmt“, empfehlen Frick und Grabka. „Ein neuerliches Überdenken dieser Reform wäre deshalb geboten“.
Ungleiche Verteilung in Deutschland
So weit, so gut: Die Vermögensverteilung (bzw. deren Entwicklung) in Deutschland spricht bereits Bände. An dieser Tendenz ändern die derzeitigen Konjunkturpakete nichts – denn schließlich lässt sich die Regierung von denselben Bänkern und „Sachverständigen“ beraten, die bereits vorher die Angst vor der Krise als „irrational“ abgetan und neoliberale Marktmechanismen als Allheilmittel angepriesen haben und/oder die jetzige Krise durch ihr verantwortungsloses Verhalten selbst mitverursacht haben.
Die einzig derzeit anvisierte Lösung scheint also die Erhaltung und Neubelebung des alten Wirtschaftssystems sein soll – eines Systems, das Ungleichheit, Gier und finanzpolitische Rücksichtslosigkeit hervorbrachte und – honorierte.
Denn nach wie vor sind es die (wenigen) Wohlhabenden, die Aktien halten und mit ihrem Kapital Unternehmen in den letzten Jahren an die Rendite-Kandare genommen haben. Kein Wunder, dass das Geld seit einiger Zeit von unten wandert – vom Normalkreditnehmer zum Kreditgeber. Und wenn der die Schulden nicht zurück zahlen kann, übernehmen die Kreditgeber eben Sachwerte, Boden, Produktionsmittel oder Fabriken etc. – Werte, die sich auf mittelfristige Sicht durchaus wieder rentieren… Zentralbanken, in privater Hand, drucken zudem ihr Geld einfach selbst und steuern so das Kreditwesen, und damit die Abhängigkeit von Staat und Privatwirtschaft, an einen Punkt, wo diese handlungsunfähig werden.
Staatsschulden statt Politik?
Der Staat rühmt sich einer weisen Wirtschaftspolitik, dabei erhöht er lediglich das Volumen der Staatsschulden – um andere Schulden damit zu begleichen. Wäre er eine Privatperson, so wäre ihm schon lange der Hahn zugedreht. Doch „the Show must go on!“ Die Teufelsspirale dreht sich immer schneller, bildet einen Strudel der mehr und mehr alles zu verschlingen droht – solange wir unser Wirtschaftssystem nicht ändern wollen.
Da wir Bürger jahrelang dem Treiben der Politik, Wirtschaft und Medien weitgehend wort- und machtlos zugesehen haben, fahren wir nun eine äußerst faule Ernte ein. Wenn wir in diesen Tagen wieder schweigen und die Beschwichtigungen in Talkshows und Zeitungen vertrauen, dann wird auch von dieser Ernte nichts nachbleiben. Die größte „Enteignung“ von Volksvermögen in der Weltgeschichte hat gerade erst angefangen. Wenn man überlegt, wohin die letzten Weltwirtschaftskrise politisch geführt hat, dann sollten wir gewarnt sein…
Weitere Infos: www.diw.de
Bildquelle: www.pixelio.de
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