Es forestled sehr

Man muss kein Extrem-Aktivist sein, um die Welt zu ändern – so heißt es bei ‚we are what we do‚, einer Website für kleine, stille, gute Taten. Zieh doch einfach den Stecker deines Ladegeräts aus der Dose, wenn nicht gerade ein Handy oder etwas anderes daran hängt. Dreh Energiesparlampen rein. Iss mal Obst statt Schokolade. Und trink mal Fair-Trade-Kaffee. Die Möglichkeiten, die Welt mal eben so im Vorbeigehen und ohne größere Komplikationen oder Einschränkungen zu verbessern, hatten in den letzten Jahren eine gigantische Inflation.

Wir können atomstromfreies Internet benutzen, beim Googlen Regenwald retten (Forestle ist der etwas gruselige Name der Suchmaschine) und über diverse andere Klick-Seiten Spenden eintreiben (wir berichteten). Ob wir nun mit Krombacher für den Regenwald saufen, mit dem Erwerb von Red-Label-Produkten die Aids-Hilfe in Afrika unterstützten oder durch American Apparel die heimische Produktion (in L.A.) fördern – als strategische Konsumenten von heute schaffen wir uns unser utopia.de einfach selbst. So.

Das sind gute Nachrichten. Wir sind erleichtert. Und wir können weiter shoppen bis die Ärzte kommen und haben dennoch was Gutes getan. Für die Umwelt, für unsere Mitmenschen, aber natürlich vor allem für uns und unser gutes Gewissen. Denn – und das wissen wir spätestens seit der Frauenselbstfindungsbewegung und der Wellness-Welle: Wer an sich selbst denkt, dem geht’s gut und deshalb ist er nett und so geht es allen anderen nur dann auch gut. Oder so ähnlich.

Dass das nicht ausreicht, haben einige aber auch schon erkannt. Sie haben erste Sonderprogramme ins Leben gerufen. Beispiel: Der PowerPakt-Schulwettbewerb, eine Intiative von (unter anderem) EnBW, eon und Vattenfall (siehe Bild oben rechts). Wenn nämlich die fleißigen Kinderchen ihren faulen Eltern künftig auf die Finger klopfen, sobald die zu viel Energie verbrauchen – dann gibt es Knete. Und die Schule, die die fleißigsten Kinderchen hat, bekommt sogar einen echten Computer! Wir können nur hoffen, dass diese damit ausschließlich atomstromfrei im Internet surfen und bei der Recherche forestle benutzten!

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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