„Gerechtigkeit oder Selbstzerstörung – die Zukunft der Globalisierung“ lautet der Untertitel eines Buches, das wir Euch heute an Herz legen wollen. Ein Buch, das gerade zur rechten Zeit kommt. Denn es räumt ganz gehörig mit der Vorstellung auf, dass die weltweite Krise bereits überwunden sei. Im Gegenteil: Minutiös zu Ende gedacht beschreiben die Autoren Harald Schumann und Christiane Grefe die filigranen und äußerst instabilen Verflechtungen und Abhängigkeiten in die uns Politik und Wirtschaft manövriert haben. Die Globalisierung, die uns noch vor Monaten als höheres Gesetz gepriesen und die Monetarisierung aller Lebensbereiche, welche uns als Medizin für die Zukunft verordnet wurde. Das Hirngespinst des ewigen Wachstums, dass uns nicht nur an den Rand des Abgrunds geschoben, sondern eine Schneise der Verwüstung in das Ökosystem Erde geschlagen hat. Auch wenn wir meinen, die Wirtschafts- und Finanzkrise seien Schnee von Gestern. Von wegen… die eigentlichen Probleme stehen uns erst noch bevor! Probleme die wir erst dann zu lösen in der Lage sind, wenn wir von unseren hohem Ross der Besserwisserei absteigen und unser Misstrauen in die Menschheit wiedergefunden haben. Denn, so ein Schluss der Autoren: Wir haben keine Zeit mehr für Pessimismus.


Zugegeben, die Lektüre ist keine leichte Kost. Denn einerseits verstehen es die Autoren („Die Globalisierungsfalle“), uns ein hoch komplexes Thema kompakt und verständlich zu beschreiben. Andererseits geht es in der Konsequenz um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit. Doch neben der ernüchternden Zustandsbeschreibung unserer Welt, liefern sie uns auch Auswege aus der Weltkrise. Für sie ist es nicht allein eine Frage nach dem besten Wirtschaftssystem, sondern der Ruf nach einer neuen, einer anderen und besseren Welt. Der Ruf nach einer Menschheit die sich endlich ihrer Verantwortung klar wird und damit dem einzigen Lösungsweg aus dem Dilemma: Gerechtigkeit für alle… Denn jedes System was wir uns ausdenken kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn es gerecht ist für alle die darin leben.

Mehr noch, die Grundthese des Buches geht davon aus, dass wir an einem Scheideweg stehen der uns die Wahl lässt: Entweder lernen wir als Menschheit endlich aus unseren Fehlern und schaffen es unseren individuellen Egoismus, unsere Gier und Gleichgültigkeit zu überwinden, oder wir schlittern gemeinsam in eine Auseinandersetzung, einen globalen Konflikt um Ressourcen, um Energie, Nahrung, Wasser… aus der wir alle nur als Verlierer hervorgehen werden. Einen Weltkrieg um die letzten Krümel sozusagen – denn viel haben wir von unserer Welt, unserem Öko-System und unseren eigenen ethischen Ansprüchen nicht übrig gelassen.

Wollen wir uns alle gegenseitig zerstören, oder schaffen wir es, unsere kleinlichen Auseinandersetzungen, Konkurrenzkämpfe und – vor allem – unsere maßlose Selbstüberschätzung zu überwinden? Ein Buch das aufrütteln soll, aber gleichfalls Hoffnung auf eine planetare Übereinkunft und verantwortungsbewusste Weltgesellschaft macht.

Ein Zitat von Jean Ziegler (2000 – 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, 2008 Beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats):

„Ein aufrüttelndes Werk über den Dritten Weltkrieg um Ressourcen, der uns bedroht, aber auch über die Hoffnung auf Widerstand und Vernunft, die die neue planetarische Zivilgesellschaft in sich birgt.“

„Der globale Countdown“ wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung zum politischen Buch des Jahres 2009 erklärt und ist für all diejenigen unverzichtbare Pflichtlektüre die tiefer in die Problematik eindringen wollen, aber die Hoffnung auf Lösungen noch nicht verloren haben.

  • Taschenbuch: 480 Seiten
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch Verlag (30. März 2009)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3462041258
  • ISBN-13: 978-3462041255
  • Preis: 9,95 Euro