Klimawandel, Land-Grabbing, Peak Everything, Energiewende, Green New Deal, Waldschutz, Agrarwende und Biodiversität – es gibt unendliche viele Baustellen, an denen wir – als Menschheit insgesamt – dringend aktiv arbeiten müssen, wollen wir in Zukunft eine lebenswerte Welt erhalten. Doch wie steht es um den Kampf für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesellschaftlichem Wandel? Der Titel des Jahrbuchs 2012 aus dem hirzel Verlag lässt positives Vermuten: Neue Allianzen für die Umwelt.

Keine Frage: Es steht ein Wandel für unsere Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an, den sich derzeit sicher noch die wenigsten vorstellen können. Wir müssen die Wende hin zu erneuerbarer Energie schaffen. Wir müssen eine Lösung für das Mobilitätsproblem finden, denn PKWs für mehr als 7 Milliarden Menschen weltweit sind einfach nicht machbar. Zumindest nicht dann, wenn wir das dringende Ziel erreichen wollen, unter einer Erderwärmung von 2° Celcius zu bleiben – einer Marke, bei der die klimabedingten Umwelt- und Wetterkatastrophen noch in einem erträglichen Rahmen bleiben würden.

 

Die Dritte Industrielle Revolution und der Green New Deal

Doch es gibt Menschen, die blicken optimistisch in die Zukunft: Unter dem Stichwort des »Green New Deal« wollen sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie wollen die Wende zu einer dezentralen, erneuerbaren Energieversorgung sowie Produkten schaffen, die sich reibungslos in einen Verwertungskreislauf einfügen (das so genannte Cradle-To-Cradle-Prinzip).

Und sie wollen damit zugleich das (angeblich) notwendige Wirtschaftswachstum vom dramatischen Ressourcenverbrauch entkoppeln – sprich: Arbeitsplätze und Wohlstand durch unendliches Wachstum (für die ganze Welt) schaffen, ohne die (endliche) Natur auszubeuten. Das ganze nennt sich Dritte Industrielle Revolution (DIR)

Postwachstumsgesellschaft und Peak Everything

Andere sehen das längst nicht so gelassen: Sie verweisen auf die insgesamt zur Neige gehenden Ressourcen (siehe auch unseren Beitrag zum Thema »Peak Everything«). Und damit meinen sie nicht nur die seltenen Erden, die zum Bau von beispielsweise Solar-Anlagen notwendig sind, oder Metalle. Sie meinen damit auch so »banale«, aber essentielle Dinge wie Trinkwasser, Ackerland (inklusive Humusschicht), Wälder bzw. insgesamt die Artenvielfalt.

Sie sprechen davon, dass sich Wirtschaftswachstum und Umweltausbeutung nicht entkoppeln lassen – auch nicht in Dienstleistungsgesellschaften, denn auch hier sei zur Erbringung von Dienstleistungen viel Energie und Material notwendig. Sie fordern daher Konzepte und Forschungen in Richtung einer Postwachstumsökonomie und suchen nach neuen Wegen des ressourcen-armen, lokalen und dezentralen Wirtschaftens.

Post-Kyoto und Pre-Landgrabbing

Die Angelegenheit ist komplex – und sie wird natürlich dadurch komplexer, dass es viele, sich widersprechende Interessen gibt. Natürlich wollen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft oftmals unterschiedliche Dinge. Aber hier handelt es sich zudem um Angelegenheiten, die sich nur international lösen lassen. Und das heißt, dass auch zwischen den Interessen verschiedener Länder und Kontinente verhandelt werden muss – etwa wenn es um einen Nachfolger des Kyoto-Protokolls geht. Das grandiose Scheitern der Klima-Konferenz in Kopenhagen ist hier sicherlich vielen noch im Gedächtnis.

Wer hat hier welche Interessen und warum? Welche Teilerfolge wurden bereits erzielt? Wo besteht nach wie vor extremer Handlungsbedarf? Und welche Vorschläge für Lösungen liegen eigentlich so alle auf dem Tisch? Wer sich hier genauer informieren möchte, dem sei das Jahrbuch auf jeden Fall ans Herz gelegt. Unser Fazit: Es vermittelt einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Debatten, weist auf die dringlichsten Probleme hin und liefert das Hintergrundwissen zu Lösungsvorschlägen an, das man braucht, um sich eine Meinung zu bilden.

P.S. Gut gefallen haben uns natürlich auch die Vorbilder am Ende des Buchs: Der Widerstandskämpfer Jacques Cousteau und die kürzlich verstorbene Baumaktivistin Wangari Maathei.

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Bibliografische Angaben

Jahrbuch Ökologie
Grüner Umbau. Neue Allianzen für die Umwelt
ISBN 3-7776-2152-4

Einige Beiträge kann man sich übrigens als PDF unter www.jahrbuch-oekologie.de herunter laden.

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Vielen Dank an GG Berlin für das schöne Aufmacherbild (via pixelio).