Wer in diesen Tagen die Medienberichte verfolgt, aufmerksam in einschlägigen Blogs liest oder auch nur die Stimmungen in persönlichen Gesprächen und Diskussionen aufnimmt, stellt fest, dass sich die allgemeine Befindlichkeit verändert hat. „So kann es nicht weiter gehen!“, „Wir müssen was tun!“ und „Jetzt oder nie!“, sind nur einige der Ausrufe und Parolen in den unzähligen Blog-Kommentaren.

Und auch die großen Zeitungen, Fernsehprogramme oder auch leisen Zwischentöne in den Politiker-Talkshows machen klar: Es braut sich was zusammen – nicht nur bei uns, sondern überallt. Die von den Fachleuten noch im letzten Jahr gelobten Möglichkeiten der Globalisierung weichen den Konsequenzen, die der blinden Marktgläubigkeit nun folgen. Längst ist die Krise des Geldes zu einer Gesamtkrise der Systeme geworden und sie beschleunigt immer weiter. Die soziale Ordnung ist gefährdet.

Die Völker schreien auf und erzwingen zunächst nur den Rücktritt verantwortlicher Politiker – oder nehmen ihre Firmenchefs als Geisel – doch die zaghafte Flamme des Unmutes droht sich immer mehr zu einem lodernden Feuer und einem Flächenbrand zu entwickeln. Angesichts der Fehlentscheidungen in Politik und Wirtschaft fragt man sich: Qui bono – wem nützt es womöglich?

Meldungen wie „Regierung will 60 000 Briten für Terrorabwehr trainieren„, „Finanzkrise: In den USA bereitet man sich auf mögliche Unruhen vor “ oder „Europas Führung fürchtet soziale Unruhen“ zeigen, dass Politiker, verantwortliche Wirtschaftsfachleute und Medien die Möglichkeit nicht mehr ausschließen, dass ihre Untertanen sich irgendwann zur Wehr setzen werden. Denn Leidensdruck und Angst bei den Menschen werden immer größer und wachsen zu einer unbändigen Wut heran – Wut, die sich bald entladen dürfte, wenn sie nicht kanalisiert wird – und in anderen Länder bereits entlädt. Doch man braucht nur auf das eigene Land zu schauen und Politiker bei ihren Versuchen zu beobachten, die Gefahr herunter zu spielen.

Das sind dieselben Leute, die uns vor einigen Monaten die Globalisierung noch als eine Art „höhere Naturgewalt“ verkaufen wollten. Man erinnert sich an Talk-Runden, in denen jeder der auch nur den leisesten Zweifel am System äußerte von diesen Politikern und Wirtschaftsexperten arrogant abgebügelt wurden: Man habe die Gesetze des Marktes nicht verstanden, wolle womöglich den Sozialismus zurück oder sei einfach nur hoffnungslos sozialromantisch. Aber wer hatte nun Recht?

Wo kein Kläger…

Nun ist die Karre im Dreck. Doch dieselben Talk-Gäste plustern sich mit derselben Arroganz auf und tun so, als sei alles nicht abzusehen gewesen. Als seien nur ruchlose Banker Schuld. Irgendwelche Spekulanten fernab auf den Börsenfluren und in den Broker-Büros dieser Welt – auf jeden Fall in den USA – aber nicht wir. Da fragt man sich doch gleich, warum nun unsere Banken in die Schieflage gerieten. Wurde nicht auch in Deutschland mit diesen faulen Papieren hantiert? Wurden nicht auch in Frankfurt, München, Berlin oder Hamburg die Augen der Banker – und wohl auch Politiker in den Vorständen der Landesbanken – feucht, beim Gedanken an exorbitante Gewinnmitnahmen? Es ist eine Ausrede und ein heuchlerische dazu, die Schuld von sich zu weisen, denn auch hier in Deutschland wurde feste mitgezockt. Aber wo kein Kläger ist, da kommen die Schuldigen ungeschoren davon.

Mal ehrlich: Unser System war schon vorher marode und drohte in sich zusammen zu fallen. Bereits 1989, als westdeutsche Politiker die bankrotte DDR verlachten, stand es um die westliche Wirtschaft nicht zum besten. Doch dieser historischen Augenblick wurde nicht genutzt, um die Frage nach einem neuen, nachhaltigeren System zu stellen, sondern nun rückten ganze Heerscharen fliegender Händler und Spekulanten aus, um im Osten Profite zu machen, Enteignungen durchzuführen, alten Ramsch hochgepreist zu verkaufen. Lastwagen wurden mit wertlosen Produkten voll gestopft, um sie den „dummen Ostlern“ anzudrehen. Doch wirklich dumm waren genau diese „Let´s go East-Goldgräber“, die von der Profitlust übermannt zu Hasardeuren in eigener Sache wurden. War das etwas anderes, als die Heuschrecken, über die wir uns heute beklagen? War das eine andere geistige Haltung als die, die wir jetzt den Finanzjongleuren vorwerfen?

Die große Krise – nur ein unglücklicher Zufall?

Der 11. September hat die Welt verändert. Mal abseits von der Terrorhysterie entschlossen sich damals die Verantwortlichen in den USA, um einer Wirtschaftskrise vorzubeugen, den Kreditzins erheblich abzusenken. Dies führte zu einem Bombast an Finanzprodukten und zu einer Zunahme von Kreditangeboten für Menschen, die sich diese Kredite gar nicht leisten konnten. Insbesondere der Immobilienmarkt wurde überschwemmt von winkeligen Verkaufskonzepten, die die Banker mit Nachdruck verkauften, um sich satte Provisionen zu sichern.

Diese Schuldverschreibungen wurden ihrerseits gebündelt und weiter verkauft, so dass dann irgendeine Bank auf der Welt die Schuldpapiere im Tresor hatte. Nachdem klar wurde, dass die Gelder nicht zurück gezahlt werden konnten, zumal die Zinsen nun wieder gestiegen waren, kam der Markt gehörig ins Wanken – verstärkt durch den Preisverfall im Immobilienbereich. Die Spekulationsblase platzte und riss nach und nach alle beteiligten Banken in den Abgrund. Soweit die offizielle Version. Doch schuldlos waren diese internationalen Banken keinesfalls. Wer das behauptet, verschleiert, dass es sich hier um ein weltweites Spekulationsdysaster handelt. Oder gar um noch mehr?

Die inoffizielle Version klingt auch nicht schöner und ist keinesfalls beruhigender. Denn wenn man sich auch nur ein wenig mit dem Thema Bank und Geld beschäftigt, dann tauchen Fragen auf, die noch viel gravierender sind:

  1. Eine Bank lebt unter anderem davon, dass sie das Geld der Besitzenden an die Besitzlosen verleiht. Wer also Vermögen besitzt und es bei der Bank einzahlt, der verleiht es letztlich an deren Kreditnehmer. Und er wird es auch zurück fordern, mit Zinsen versteht sich… Fragen: Wem gehören die Banken? Wem gehört das Geld das „verloren“ wurde? An wen zahlt es die Bevölkerung über Staatsschulden nun zurück?
  2. Wer druckt das Geld? Immerhin handelt es sich ja erst mal nur um Papier und Münzen, auf dessen Werte man sich geeinigt hat. Die Zinspolitik und auch die Geldmenge werden von den jeweiligen Zentralbanken festgelegt – doch wem gehören diese eigentlich? Auf jeden Fall nicht dem Staat und damit nicht dem Volk. Sie sind in privater Hand. Frage: Gibt es hier ein „Lizenz zum Gelddrucken“ für eine Handvoll Privatleute und Konsortien?
  3. Wem gehört die Welt? In den letzten Jahren wurde mit der Ausrede „das ist das Gesetz der Globalisierung“ jedwede Regelung des Marktes verteufelt. Und das von allen großen Parteien… Ein Freibrief für diejenigen, die über so viel Kapitalmacht verfügten, um Industrien und Staatseigentum weltweit zu filetieren. Das Konzept: Kaufen, zerschlagen, verkaufen – natürlich mit hübschen Profit. Was sich wehrte wurde platt gemacht. Fragen: Wandert hier also Vermögen sprichwörtlich von der rechten in die linke Tasche? Was passierte mit dem „abgezwackten“ Geld?
  4. Der Kapitalmarkt ließ Spekulationen mit fiktiven Werten zu, die mit der echten Wirtschaft und der realen Industrie nichts mehr zu tun hatten. Auf diese Weise wurden unglaubliche Summen angehäuft, die wiederum brutal eingesetzt wurden, um Reales zu kaufen, zu zerschlagen und zu verkaufen. Frage: Warum ließen Volksvertreter dies zu? Und warum haben diese Politiker heute noch immer etwas zu sagen? Warum lässt die Bevölkerung das zu?
  5. Unter dem Deckmantel der „Finanzkrise“ wurden Unternehmen zerschlagen und in den Bankrott getrieben – es reicht ja, wenn die Bank plötzlich den Geldhahn zudreht. Mit dem Zauberwort „Rettungsschirm“ wurden sodann von der Bevölkerung verbriefte und verbürgte Milliardenbeträge in die Banken gepumpt und fielen somit wieder in die Hände derer, denen die Banken gehören. Komplette Industrien und Länder wurden durch diesen Prozess ganz einfach ausgelutscht und willfährig gemacht. Frage: Handelt es sich bei der Krise eher um eine weltweite Enteignungskampagne? Was sind die Ziele – nur noch mehr Profit, oder soll das Geld für einen speziellen Zweck verwendet werden?

Unsere Volksvertreter ließen es nicht nur zu, sondern unterstützen den Prozess sogar. Dabei spielen Ideologien, spielt Links und Rechts überhaupt keine Rolle. Wer jedoch dagegen moralisch argumentierte, wurde als linker Querulant dramatisiert; als gewaltbereiter Antidemokrat oder gar Anarchist kriminalisiert. Wer aufbegehrte und das System in Frage stellte, wurde – und wird – rein rhetorisch bereits in den Bereich terroristischen Gedankenguts hinein definiert.

Die Medien, mittlerweile selbst dem internationalen Spekulantentum anheim gefallen oder durch Kommerzialisierung unter der Knute der Werbetreibenden, verloren die Distanz und ihren Auftrag aus den Augen. Von wegen „unabhängig“ und „überparteilich“… Sie schauten nicht mehr länger den Mächtigen auf die Finger, sondern ließen sich zu Hofberichterstattern degradieren. Ganz gleich, ob Zeitungen, TV oder Radio – (fast) nirgendwo wurde (und wird) den Problemen wirklich auf den Grund gegangen. Man läuft nicht nur sehenden Auges ins Verderben, sondern schreibt es sogar herbei und greift jeden an, der es anders sieht. Warum?

Heute steckt nicht nur der Karren im Dreck, sondern auch der Kutscher, der ihn fuhr. Wen wundert es also, wenn die Wut wächst? Und wen wundert es, wenn sich die Regierungen nun rüsten und auf den Aufstand der Massen vorbereiten? Doch warum wurde vorher nichts getan, um das Problem zu lösen? Das es nicht so weiter gehen kann, das war doch vorher schon klar. Das es in einem Dilemma endet, war seit Jahren absehbar. Haben wir es hier wirklich nur mit Doofheit und Ignoranz, mit Eigeninteressen und reiner Profitgier zu tun oder steckt nicht doch mehr dahinter?

Warum wird an unsinnigen Theorien festgehalten?

Wir wissen – und das nicht erst seit heute – dass unser Wirtschaftssystem krank ist. Auch wenn wir es selbst nicht so merkten – ein Blick in andere, ärmere Länder zeigt seit Jahrzehnten, dass wir stets auf ihre Kosten und zu ihrem Schaden handelten. Die unsinnige Philosophie des Wachstums erscheint, wenn man sich die Endlichkeit des Planeten und seiner Ressourcen anschaut, genauso offensichtlich. Ganz einfach gesprochen: Andere Menschen mussten in Armut leben oder sogar mit ihrem Leben bezahlen, nur weil wir bei uns in Saus und Braus leben und ständigen Wachstum wollten. Nur vorher hat es die Industrienationen kaum gekratzt, und die internationalen Konzerne (mit Freibriefen der Politiker ausgestattet) hatten leichtes Spiel, diese Länder in ihre Klauen zu bekommen.

Ein System des brutalen Sozialdarwinismus, dass nur auf den kurzen Gewinn schielte, nie aber auf ökologische oder soziale Konsequenzen. Diese Konsequenzen sind da und jetzt bekommen wir es auf ein Mal mit der Angst zu tun. Wo aber war unsere Wut vorher, als es uns noch gut, und „nur“ den anderen schlecht ging? Warum aber halten viele „Experten“ an dem alten System fest? Geht es ihnen nicht um das beste, was heißt nachhaltigste, sondern um das für sie profitabelste System?

Alles spricht dafür, denn so beratungsresistent sollte niemand sein – und schon gar nicht, wenn er Verantwortung für Millionen Menschen hat und sich des Volksvermögens bedienen kann… Was wir für pure Dummheit halten könnten, scheint jedoch nichts weiter zu sein, als ein gewollter Fahrplan ins Chaos. Denn die Märkte – und das war abzusehen – waren vorher schon übersättigt, ausgelutscht und somit unrentabel geworden. Für manche politische Strategen der Startschuss für die globale Neuordnung, welche sich nun durch die Zerschlagung der Wirtschaftssysteme und ein soziales Chaos durchsetzen soll. Je chaotischer, desto besser, denn nur so ist wenig Gegenwehr zu erwarten.

Der Aufstand der Massen erscheint als logische Folge der politischen Verfehlungen, denen wir tatenlos zugesehen und davon profitiert haben, doch er könnte auch der Durchsetzung globaler Allmachtsansprüche dienen. Ansprüche, die sich systemisch so nicht durchsetzen lassen, doch im rechtsfreien Raum chaotischer Zustände wie von selbst ergeben könnten.

Ein Problem mit System

Wenn man sieht, dass längst alle Märkte bei uns gesättigt sind, Maschinen die Arbeiter immer weiter verdrängt haben und die Idiotie des Wachstums an ihre natürlichen Grenzen gestoßen ist, dann wundert man sich auch nicht mehr über die Strategien der Regierungen. Hier ein paar Stationen auf dem Weg ins Dilemma und politische Aktionsmuster, die wir weltweit beobachten können:

  1. Setze zunächst die Forderungen der Wirtschaft um (Liberalisierung der Märkte)
  2. Dulde Ungerechtigkeit, solange sie Dir und/oder dem Kapital Vorteile bietet.
  3. Unterdrücke dabei alle Bewegungen, die sich dem Prozess in den Weg stellen.
  4. Halte die Massen dumm und abhängig – lenke sie ab und beschäftige sie mit Unwichtigem.
  5. Siehe tatenlos zu, wie Volkswirtschaften und sozialen Systeme durch Privatisierung und Profitstreben zerstört werden.
  6. Drohe jedem der sich dagegen äußert mit fürchterlichen Konsequenzen für das Gemeinwohl.
  7.  Schaffe ein Bedrohungszenario, um Andersdenkende als Sympathisanten zu kriminalisieren.
  8. Begründe die Beschneidung der Freiheit mit dem Wunsch, eben diese Freiheit zu erhalten.
  9. Bereite Dich (in „guten“ Zeiten) auf den großen Sturm vor, rüste auf und schaffe Gesetze.
  10. Inszeniere eine weltweite Krise, um widerspenstige Staaten zu zügeln.
  11. Sauge möglichst viel Kapital aus der realen Wirtschaft, von den Staaten und Bürgern ab.
  12. Sähe Zwietracht unter den Menschen („Teile und herrsche“).
  13. Sähe Zwietracht unter den Völkern und liefere ihnen Waffen, am besten an alle gleichzeitig.
  14. Vereinnahme die Medien für Deine Zwecke und lass sie Deine Lügen verbreiten.
  15. Schaffe ein Klima gegenseitigen Misstrauens, des Neids und Egoismus.
  16. Zentralisiere regionale Gewalt in internationalen und regionalen Allianzen.
  17. Regiere diese nun zentralistisch, so wie Du es willst und sorge für chaotische Zustände.
  18. Führe dann die Zentralregierungen zu einer einzigen „Rettungszentrale“ zusammen.
  19. Unterstelle alle Gesetze, militärische und politische Gewalt dieser „Weltzentrale“.
  20. Legitimiere sodann militärische Gewalt unter dieser Weltzentrale… und lege dann los.

usw.

Diese Liste ließe sich noch weiter führen, doch diese 20 Punkte reichen schon, um ein Gefühl für den Gesamtplan zu entwickeln. Gerade der Punkt 12 bildet sich schon seit einiger Zeit in der Medienwelt und im Internet gut ab. Denn man kann nicht gerade von Vertrauen und Zusammenhalt sprechen, wenn man sich unsere Gesellschaft ansieht.

Das Prinzip „Teile und herrsche“ ist alt, doch es funktioniert noch immer. Und so muss man mit ansehen, wie der Aufstand der Massen, der ein Aufstand der Vernunft sein sollte, womöglich zu einem Chaos anzuwachsen droht, in dem die Verursacher leichtes Spiel haben. Denn sind die Massen erst mal außer Rand und Band, dann kann gegen sie „legitim“ vorgegangen werden – zum Beispiel durch Ausrufung des Notstands.

Und man kann sagen, das Politiker, Wirtschaftslobbyisten und große Medienhäuser alles daran gesetzt haben, Probleme ins Leben zu rufen und auszuweiten, die Ungerechtigkeit, Spaltung, Wut und womöglich Aufruhr nach sich ziehen. Lediglich ein kleiner Anteil unabhängiger Medien stemmt sich dagegen, wird jedoch entweder mundtot gemacht, dämonisiert oder gar nicht wahrgenommen.

Was kommt am Ende heraus?

Gewiss, irgendwann muss man aufschreien. Irgendwann ist der Leidensdruck zu groß. An die Einsicht der Politiker und Wirtschaftsverantwortlichen zu appellieren dürfte jedoch erfolglos bleiben. Die Wut ist verständlich… Wer ständig mit Katastrophen konfrontiert, mit Sozialneid vollgepumpt und mit existenziellen Ängsten klein gehalten wird, kann diesem Druck nur bis zu einem gewissen Grad widerstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Gefahren von Außen betrachtet tatsächlich vorhanden sind oder von den Medien nur als Spektakel inszeniert werden.

Irgendwann ist Schluss. Bei den Deutschen dauert das immer etwas länger, da sie nun mal den Autoritäten hörig sind, doch dann wird es besonders unappetitlich. Wer nun an die „friedliche Revolution“ in der DDR denkt, sollte zumindest den Gedanken zulassen, dass hier der Westen in besonderer Weise mit agierte. Der Stolz sollte also eher der eigenen Courage gelten als dem tatsächlichen Erfolg. Denn immerhin gehörte sehr viel Mut und auch Rückrat dazu, gegen die Herrschaft der damaligen Elite aufzubegehren. Ob es jedoch noch einmal so friedlich abgehen würde, darf bezweifelt werden – denn immerhin hatte der Westen ein Interesse am Ost-Markt (um seinen eigenen Zerfall hinauszuzögern).

Der  Aufstand der Massen muss vielmehr ein Aufstand der Courage und des gerechten Empfindens sein. Denn es bedarf mehr als Wut, um die Probleme zu lösen und einen Weg in die Zukunft zu finden. Diese Courage muss von den Menschen ausgehen, von jedem Einzelnen. Es geht nicht um Revolte. Es geht nicht um Straßenschlachten, Zerstörung und Gewalt, sondern um neue Strategien.

Denn: Wer sollte nach einer Revolution die Thröne besteigen? Die Wütenden? Die Unversöhnlichen? Oder wieder die alten Verursacher? Wie kann garantiert werden, dass die Welt nicht wieder zu dem wird, was sie bis vor kurzem war? Ein gnaden- und seelenloser Ort, an dem jeder nur an sich und die seinen denkt. Ein Ort, an dem das Materielle höher geachtet wird, also das Geistige? Ein Ort, an dem die Reichen und Mächtigen die Helden sind, und nicht die Guten und Gerechten?

Wenn der (unvermeidliche) Aufstand erfolgreich sein soll – schlimm das es überhaupt so weit kommen muss – dann muss er schlauer sein, durchdachter und vor allem gerechter und weiser. Ansonsten haben wir es mit neuen Herrschern zu tun, die im Geiste aber nicht anders sind – nur eben vorher zu wenig Macht hatten. Es gibt andere Wege als das Chaos, doch wann und wo wird darüber gesprochen werden? Wer nimmt es in die Hand? Wem kann man wirklich vertrauen? Das sind die Fragen, die sich die Menschen zunehmend stellen. Sie zu beantworten wird wichtiger sein, als der Aufstand an sich.

Noch habe ich bei denen die die Wut anheizen und Dritten Schuld zuweisen, keine wirklichen Lösungen gehört. Diejenigen die Lösungen haben/hätten, aber sich nicht selbst in den Vordergrund drängen, werden hier kaum wahrgenommen. Wenn also keine Alternativen angestrebt werden, dann wird es uns gehen wie den beiden Bauernkindern, die so lange um einen Laib Brot kämpfen, bis sie nur noch Krümel in den Händen halten. Ohne Einigkeit wird es keinen Erfolg geben und ohne Alternativen keine Zukunft.

Bildquellen: A. Dreher, Pixelio.de