Heute ist der Tag des Waldes und der steht uns Deutschen ja bekanntlich seit jeher ziemlich nahe – schließlich gehört er einfach zu unserer Landschaft und unserer Kultur.
Doch nicht nur unseren Wald gilt es (auch aus ökologischen Gründen) zu schützen: Rund ein Drittel der weltweiten Landoberfläche sind von Wäldern bedeckt, das sind etwa 3,9 Milliarden Hektar! Außerdem sind sie die artenreichsten Lebensräume – von den etwa 1,8 Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde leben rund zwei Drittel im Wald. Nicht zuletzt speichern die Wälder aber auch in etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs.
13 Millionen Hektar Wald
Doch weltweit gehen jedes Jahr auch in etwa 13 Millionen Hektar Wald verloren, berichtet der WWF – also 36 Fußballfelder pro Minute. Illegaler Holzeinschlag, Brandrodung oder Umwandlung in Agrarland seien die Hauptursachen. In Russland, dem Land mit den drittgrößten Urwaldflächen, stammen bis zu 50 Prozent des Holzes aus illegalen Quellen. In den Tropen ist der Anteil sogar noch höher. Im brasilianischen Amazonasgebiet liegt der Anteil sogar bei 80 Prozent. Der meiste Wald verschwindet laut WWF daher in den Tropen.
20 bis 25 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Vernichtung von Wäldern, meint der WWF. Tropische Regenwälder speicherten aufgrund des hohen Biomasse-Vorrats 50 Prozent mehr Kohlenstoff als Wälder außerhalb der Tropen. Nur noch etwa 40 Prozent der verbliebenen Wälder können laut WWF als intakt und unzerschnitten angesehen werden. Bis heute stünden weltweit bereits etwa zehn Prozent aller Wälder unter Schutz.
Abholzung der Wälder stoppen
Grund genug, um anlässlich des internationalen Tages des Waldes die Politik, Wirtschaft und Verbraucher zu mehr Anstrengungen zum Schutz der Wälder aufzurufen. „Wenn die Abholzung der Wälder nicht schnellstmöglich gestoppt wird, wird es nach Auffassung des WWF schon bald zu irreversiblen Schädigungen in der globalen Waldstruktur kommen, durch die die grundlegenden Funktionen der Wälder als Lebensraum und Klimastabilisator zunichte gemacht werden“, so der WWF. Hauptursachen der Waldzerstörung seien legale und illegale Rodungen zur Landumwandlung, durch Menschen verursachte Waldbrände und durch den Klimawandel hervorgerufene Austrocknungen.
„Wir stehen nicht nur aus moralischen, sondern auch aus ganz praktischen Gründen in der Pflicht, den globalen Raubbau an den Wäldern zu stoppen“, so WWF Waldreferentin Nina Griesshammer. „Mit der Zerstörung der Wälder forcieren wir das Artensterben und den Klimawandel. Dadurch rotten wir nicht nur unzählige Tier – und Pflanzenarten aus, sondern provozieren Umweltkatastrophen und wirtschaftliche Schäden nicht gekannten Ausmaßes“.
Die Forderungen des WWF im Einzelnen
- Die Politik muss aus Sicht des WWF auf nationaler und internationaler Ebene straffere Rahmenbedingungen zum Schutz der Wälder setzen: Zum einen etwa durch ein europäisches Urwaldschutzgesetz, das den Import und Handel mit Holz aus illegalen Quellen bestrafen soll. Zum anderen durch die Einführung eines von den Industriestaaten gestützten Finanzierungssystems, das die meist ärmeren Länder mit großen Waldflächen bei der Erhaltung ihrer Wälder unterstützt.
- Die Wirtschaft muss ihre Produktion zum Schutz der Wälder nach den Kriterien einer verantwortungsvollen Waldwirtschaft ausrichten und Nachhaltigkeitsstandards einhalten, gemäß dem System des Forest Stewardship Council (FSC).
- Die Verbraucher können durch den Kauf nachhaltig produzierter Produkte zum Beispiel mit FSC-Siegel einen Beitrag zum Walderhalt zu leisten, und Druck auf Politik und Wirtschaft auszuüben.
- Der „Internationale Tag des Waldes“ wurde Ende der 70er Jahre von der Welternährungsorganisation FAO als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ausgerufen. Der WWF setzt sich mit mehr als 300 Projekten in fast 90 Ländern für die Bewahrung der Wälder ein – durch Ausweisung von Schutzgebieten und die Förderung naturnaher Forstwirtschaft.
Übrigens: während der WWF den FSC noch lobt, ist die Umweltschutzorganisation Robin Wood kürzlich ausgetreten. Die Erklärung lautet:
Die Umweltorganisation ROBIN WOOD beendet nach rund zwölf Jahren ihre Mitgliedschaft im Forest Stewardship Council (FSC), der internationalen Zertifizierungsorganisation für Waldwirtschaft, und beschränkt sich künftig auf die aktive Mitarbeit in der nationalen FSC-Arbeitsgruppe Deutschland. Anlass für diesen Schritt ist vor Allem, dass auch industrielle Monokulturen wie Eukalyptus-Plantagen das FSC-Siegel erhalten. Gleichwohl erkennt ROBIN WOOD an, dass der FSC durchaus dazu beiträgt, die Waldbewirtschaftung zu verbessern.
ROBIN WOOD hält es nicht für vertretbar, dass riesige Eukalyptus- und Kiefernkulturen in Ländern des globalen Südens wie Brasilien, Südafrika oder Uruguay das FSC-Siegel tragen. Die Expansion dieser Plantagen verdrängt die Landbevölkerung oftmals aus Ihren traditionellen Lebensräumen, was zu erheblichen sozialen Konflikten führt. Darüber hinaus werden diese Monokulturen mit Agro-Chemikalien und Kunstdünger bewirtschaftet.
Sie sind daher aus Sicht von ROBIN WOOD weder ökologisch verträglich noch sozial gerecht. „Wir wollen nicht länger eine Mitverantwortung dafür tragen, dass industrielle Monokulturen durch den FSC ein grünes Feigenblatt bekommen“, erläutert ROBIN WOOD-Tropenwaldreferent Peter Gerhardt. „Der derzeit innerhalb des FSC laufende Revisionsprozess der Plantagenstandards lässt leider nicht erkennen, dass in Zukunft FSC-zertifizierte Baumplantagen zu fair bewirtschafteten Forstflächen mit einer hohen natürlichen Vielfalt entwickelt werden.
Der FSC konterte einige Tage darauf: „Ungeachtet der vorgebrachten Kritik sehen Robin Wood und die überwiegende Mehrheit der Umweltorganisationen in Deutschland und weltweit im FSC nach wie vor das glaubwürdigste Zertifizierungssystem am Markt“.
Und damit ist es wie so oft bei Sigeln: Jeder möge selbst entscheiden, ob er ihnen trauen mag oder nicht. Ich denke, FSC-zertifiziertes Papier oder Möbel etc. zu kaufen ist sicherlich besser, als gar kein zertifiziertes Holz-Produkt… Ob Alternativen wie der Blaue Engel im ein oder anderen Fall vertrauenswürdiger sind, möge jeder selbst entscheiden.
Und zum Abschluss: Ein Wald-Gedicht von Friederike Brun!
Der Wald
Nimm mich in kühligen, schattigen Arm,
Säuselnder Hain!
Fern von rauschender Schwarm,
Ungestört vom nagenden Harm,
Will ich deiner mich freu’n.
Lieblich strömt von den Gipfeln herab
Wallender Duft;
Langsam ans moosige hinab,
Rollen die murmelnden Wellen ins Grab,
Spiegelschimmernder Luft.
O Natur! wie bist du so schön;
Lieblich und hehr
Deine verjüngende zu sehn,
So durch’s lächelnd zu gehn,
Mit der Unschuld daher!
Unschuld nur, und du, o Natur!
Seliges Band!
Ihr versüßet das Leben uns nur;
Stets will ich folgen der blumigen Spur
Mit der Lieb‘ an der Hand!
Friederike Brun
Ähnliche Gedanken zur Reichweite von Siegeln & Labeln (in Bezug allerdings auf Nahrungsmittel) hat sich Stephan Janosch mit dem Beitrag Können LOHAS mit “bio” Schaden anrichten? gemacht.
Ich denke gerade die Wald-Problematik zeigt sehr anschaulich, dass es bei vielen Umwelt- und Ökologie-Themen nicht „nur“ um negative Effekte geht. Genügt es, Waldbrände zu vermeiden/verhindern, keine exotischen Hölzer zu kaufen, nicht direkt die Regenwaldrodung zu unterstützen? Leider nein.
Aktive Projekte, wie sie der WWF, RESET & viele andere unterstützen, sind notwendig, um diese sehr komplexen Herausforderungen zu lösen. Es geht eben nicht nur um eine Reduktion des ökologischen Fußabdrucks und die Vermeidung von umweltschädlichen (Konsum)Entscheidungen, sondern um ein strategisches, pro-aktives (ich hasse das Wort …) Vorgehen und – wie Reto Stauss immer sehr schön herausstellt – einen grundlegenden Wertewandel.