Open Source Ecology für die nächste Generation der Zivilisation

Marcin Jakubowski ist Pole, dann Amerikaner, dann Doktor der Nuklear-Physik, dann Bauer – und nun Open-Source-Maschinenbauer. Heute hat er eine internationale Community an Ingenieuren um sich versammelt und entwickelt die 15 ultimativen Maschinen, die Menschengemeinschaften zum Überleben brauchen…

Vom Wissenschaftler zum Open Source Maschinenbauer

Jakubowski war Ende zwanzig, als er feststellte, dass sein hoch komplexes Wissen über nukleare Physik nichts mit den wirklich wesentlichen Bedingungen des Lebens zu tun haben – oder gar die grundlegenden Probleme lösen können, denen wir uns gegenüber gestellt sehen.

Also verließ er die Wissenschaft und gründete aus Überzeugung einen Hof in Misouri. Er kaufte sich einen Traktor, bestellte sein Land… und war pleite, nachdem sein Traktor das zweite Mal seinen Geist aufgab. Doch Jakubowski selbst gab nicht auf. Der dachte nach. Und wurde so zum Open Source Maschinenbauer.

Anleitung zur Selbstversorgung

Alles fing mit einem Ersatz-Traktor Marke Eigenbau an. Schnell stellte Jakubowski fest, dass er – wenn er schon mal dabei ist – dem Traktor noch einige Zusatzfunktionen mitgeben könnte, die er persönlich recht nützlich fand. Ebenfalls aus Überzeugung stellte er seine Baupläne als Open Source ins Internet – und versammelte so bald eine recht engagierte Gemeinschaft an Tüfftlern und Bastlern um sich.

Zusammen haben sie seit 2003 nun schon 8 Prototypen von den insgesamt 15 Maschinen gebaut, mit denen ihrer Ansicht nach kleinere Menschengemeinschaften in Selbstversorgung überlegen könnten. »Wir haben an vielen Software-Projekten gesehen, dass Open Source gewaltige Innovationen vorantreiben kann«, meint Jakubowski dazu.

Open Source Ecology Marcin Jabukowski

Von der Software zur Hardware

Nun sei jedoch die Ära der Open-Source-Hardware angebrochen. »Denn es ist die Hardware, die das Leben der Menschen wirklich verändern kann«, findet Jakubowski. Und das überall auf der Welt – nicht nur in den USA und anderen (derzeit noch) reichen Ländern der Erde, sondern auch in Entwicklungsländern: Auf nur einer CD-Rom hätten laut Jakubowski die Pläne für alle 15 Maschinen Platz.

Und was sind diese Wundermaschinen genau? Nun, um eine Gemeinschaft mit einer wahrhaften Do-it-Yourself-Kultur zu gründen, braucht man so gängige Dinge wie einen 3D-Drucker und -Scanner, eine Windturbine, einen Traktor, einen Bagger, einen Pflug oder einen Stromgenerator. Doch es gibt darunter auch ausgefallenere Gegenstände wie eine Stahlverarbeitungsmaschine, einen Plasma-Cutter oder einen Roboter-Arm. Ganz zu schweigen von scheinbaren Mammut-Projekten wie dem Open-Source-Lastwagen oder dem Open-Source-Auto…

Jedenfalls behauptet Jakubowski, dass mit diesen Geräten viel in Eigenregie geleistet werden könne: Er selbst habe an einem Tag mit ihnen 100 Bäume an einem Tag pflanzen und 5.000 Lehmziegel an einem anderen Tag pressen. Um einen Traktor zu bauen, brauche er nur 6 Tage… Das ist immerhin weniger, als der liebe Gott für die Erde brauchte… Weitere Infos gibt es unter http://opensourceecology.org/

Marcin Jabukowsi hat übrigens auch einen TED-Talk gehalten…

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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