Ist eine andere Welt möglich? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen. Und sie stellen sie sich immer vehementer. Ein Australier in Berlin macht nun Ernst: Er will ein Jahr nur mit Open Source leben.
Was ist Open Source?
Der Begriff »Open Source« bezeichnet ursprünglich Software, deren Quelltext offen zugänglich ist und verändert werden darf. Tatsächlich gibt es dabei eine Reihe von unterschiedlichen Bedingungen, unter denen dies geschehen kann. Da der Begriff eher von der Sicht der Programmierer ausgeht, hat sich zudem auch noch parallel dazu die Bezeichnung der »Free Software« oder auch »Freien Software« entwickelt.
Mittlerweile wird der Begriff Open Source aber auch viel umfangreicher verwendet und zum Beispiel auch auf Hardware, Wissen oder Services angewendet. Ja, eigentlich dient die ursprüngliche Open Source-Bewegung mittlerweile vielen Gemeingut-Projekten als Vorbild, dem sich mittlerweile viele unterschiedliche Bereiche angeschlossen haben: Denken wir an Wikipedia, als Open Content-Projekt. Oder an die Creative Commons Lincense, mit denen man die Nutzungsrechte an Texten, Bildern, Filmen und anderen digitalen Inhalten frei geben kann.
Sam Muirhead liebt Technologie und will ein Jahr lang nur mit Open Source leben: Klick auf das Bild, um das Video mit seinem Statement zu sehen.
Open Source dient als Vorbild für eine ganze Generation
Ja, man könnte sogar sagen, dass Bewegungen wir die des Urban Gardening mit ihren Gemeinschaftsgärten, in die jeder kommen und mitmachen kann, ihre Inspiration bei der Open Source-Bewegung gefunden haben. Und das im Zuge dieser relativ neuen Bewegung auch ältere Ideen und Konzepte eine Renaissance gefunden haben, wie zum Beispiel die Umsonstläden, offenen Werkstätten (heute eher Labs genannt) oder Wohngemeinschaften.
Sie alle folgen dem Ideal, ein Leben jenseits des gnadenlosen Konsums und der erzwungenen Erwerbsarbeit zu ermöglichen: Man muss weniger Geld verdienen, weil man viele Dinge des täglichen Bedarfs selbst herstellt und erledigt oder auf andere Art und Weise – in der Gemeinschaft nämlich – bekommen kann. Die Frage, die sich sicherlich viele stellen, die das noch nicht ausprobiert haben, ist: Lässt es sich so wirklich gut und glücklich leben?
Was lässt sich mit Open Source so alles machen? Zum Beispiel Plastik-Gegenstände mit dem 3D-Drucker Makerbot herstellen…
Der Selbstversuch: Ein Jahr lang leben mit Open Source
Nun gibt es also jemanden, der das für uns alle ausprobiert – und darüber hinaus auch noch genauestens dokumentiert: Der 28-jährige Filmemacher Sam Muirhead, wohnhaft in Berlin, gebürtiger Australier will ein ganzes Jahr so viel Open Source leben, wie es nur irgendwie geht. Sein Plan: Er probiert so viele Open Source-Werkzeuge und -Services, wie er bekommen kann und berichtet über seine Erfahrungen. Er zeigt uns, was geht – und was nicht. Und warum.
Außerdem will er nachfragen, warum sich manche Dinge noch nicht mit Hilfe von Open Source bewerkstelligen lassen. Ob es hier bereits schon Konzepte gab oder gibt? Und warum sich gescheitert sind bzw. warum sie noch nicht verwirklicht sind? Und wer weiß: Vielleicht entwickelt er bei seiner Open Source-Odysee ja auch noch ganz neue Ideen…
Das Open Source-Projekt ist selbst ein Open Source-Projekt
Wer sich ein Jahr lang dem Überleben mit und für Open Source stellen will, der muss daraus natürlich selbst ein Open Source-Projekt machen. Und genau das hat Sam Muirhead auch gemacht: Über IndieGoGo hat er seine Idee zum Crowd-Sourcing ausgeschrieben: Innerhalb von 37 Tagen will er 20.000 US-Dollar zusammen kriegen. So viel sollen nämlich etwa die Kosten für den Kamera- und Tonmann, die Produktion der Online-Videos und der Betrieb seines Blogs etc. kosten. 11 Tage sind noch übrig – und bislang ist Sam bei knapp 4.600 US-Dollar. Wir drücken ihm also die Daumen.
Wer ihm anders helfen möchte – wenn das Projekt denn dann nun tatsächlich zustande kommt – kann dies auch mit Rat und Tat tun: Falls ihr eine Frage in Sachen Open Source habt, die ihr schon immer mal gelöst und beantwortet haben wolltet, dann wendet euch an Sam. Irgendeine Software, die ihr mal testen wolltet? Irgendeine Sache, die ihr über einen Open Source 3D-Drucker wie den Makerbot herstellen wollte? Fragt Sam. Er bietet sich auf seiner Projektseite an, alle Anfragen zu sammeln und in seinen Open Source-Selbsterfahrungstrip mit einzubeziehen.
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Weitere Infos zu »One Year of Open Source« + Open Source allgemein
Weitere Infos über Sam und sein Projekt findet ihr auf seiner Website http://yearofopensource.net oder auf der Projektseite bei IndieGoGo unter www.indiegogo.com/yearofopensource. Weitere Blogposts von uns zum Thema Open Source findet ihr zum Beispiel unter Krautbuster: Online die Welt verbessern+ Open Source Ecology für die nächste Generation der Zivilisation + Veranstaltungstipp: Offenheit als Prinzip + Interview: Adam Hyde über OpenSource-Bücher und kollaboratives Verlegen + Audio-Interview: »Was mehr wird, wenn wir es teilen«, Silke Helfrich über Gemeingüter
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Credit für die Illustration ganz oben: Judith Carnaby
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