Wer die derzeitigen Debatten um fast alle unsere gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Probleme verfolgt, sieht sich permanent zwischen den beiden Polen »Politik« und »Wirtschaft« hin und her gerissen. Die eine sind für möglichst freie Märkte, die anderen für einen starken Staat. Es gibt aber noch eine dritte Alternative, sagt die freie Publizistin Silke Helfrich: Die Gemeingüter oder auch Allmende. Und die erleben mit OpenSource und Online-Sharing schon seit Jahren eine Renaissance.

Die Theorie der Gemeingüter

Silke Helfrich beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Theorie der Gemeingüter. Sie bloggt regelmässig unter www.commons.wordpress.org, hat zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht und sprach letzte Woche im Theater Kampnagel. Das hat die »Gemeingüter« nämlich zum Thema ihres Sommerfestivals erkoren. Mit der digitalen Ära sieht nicht nur sie eine Renaissance der Gemeingüter (im Englischen »Commons« und somit zum Beispiel auch in dem Begriff der »Creative Commons Licence« wiederzufinden) – sie sieht auch eine neue Welle der Einhegung: die klassischen Nutznießer der Privatgüterwirtschaft versuchen ihre Pfründe erneut einzuzäunen (siehe dazu auch das Paper von James Boyle).

Und spätestens Wikipedia oder die zahlreichen freien OpenSource-Projekte zeigen: Gemeingüter müssen nicht immer tragisch enden wie dies hatte der britische Ökonomie-Professor William Foster LLoyd prognostiziert. Nein, berühmt wurde Elinor Ostrom als sie durch langjährige Studien bewies: Es gibt weltweit und zu jeder Zeit in jeden Kulturen Gemeingüter oder auch Allmende, die – ganz ohne staatliche oder wirtschaftliche Kontrolle – hervorragend funktionieren! Eine so spektakuläre Arbeit, dass sie dafür sogar als erste Frau den Wirtschaftsnobelpreis erhielt.

Doch – was sind Gemeingüter eigentlich genau? Wie funktionieren sie? Welche Vorteile haben sie? Und wie kann man sie in seinem Alltag umsetzen und fördern? Über diese und andere Fragen sprachen wir mit Silke Helfrich in einem rund 30 minütigen Gespräch:

Commons_SilkeHelfrich

 

Bild-Credit: Farah Lenser